Bei Technik-Studenten steht der Diesel nicht mehr hoch im Kurs. Foto: picture alliance / Marijan Murat

Der Diesel soll nach dem Willen der Autohersteller noch Jahrzehntelang produziert werden, nicht zuletzt als Hybrid. Doch schon jetzt kehren Studenten dieser Technologie reihenweise den Rücken.

Stuttgart - Das Interesse an Studiengängen, die auf die Weiterentwicklung des Verbrennungsmotors ausgelegt sind, geht im Südwesten drastisch zurück und könnte die weitere Entwicklung dieser Technologie gefährden. In der Grundlagenvorlesung seines Lehrstuhls für Fahrzeugantriebe an der Universität Stuttgart säßen nur noch rund 100 Studenten, während es vor fünf Jahren noch mehr als viermal so viele gewesen seien, erklärte Maschinenbau-Professor Michael Bargende unserer Zeitung. Je nach Thema liege der Rückgang sogar bei über 90 Prozent. Auch am Karlsruher Institut für Kolbenmaschinen ist ein drastischer Rückgang zu verzeichnen, erklärte der verantwortliche Professor Thomas Koch.

Diesel soll es noch lange geben

Der Rückgang bei den Studentenzahlen ist weit größer als der bei den Autos mit Verbrennungsmotor. Den meisten Studien zufolge würden selbst im Jahr 2050 noch zwischen 50 und 70 Prozent aller Pkw weltweit mit einem Verbrennungsmotor ausgerüstet, meist als Hybrid. Gehe es mit den Studentenzahlen so weiter, „werden wir den Bedarf für junge Entwicklungsingenieure nicht mehr decken können“.

China rückt von E-Auto-Strategie

Unterdessen rückt China, der wichtigste Absatzmarkt der deutschen Autoindustrie, von der Bevorzugung des E-Autos ab. Hersteller, die sparsame Verbrennungsmotoren auf den Markt bringen, müssen künftig zur Kompensation weit weniger Elektrofahrzeuge zulassen, um die E-Quote zu erfüllen, die 2023 auf 18 Prozent steigen soll. Ein Elektrofahrzeug ermöglicht dann die Zulassung von gut 5 Autos mit Verbrennungsmotor, aber von fast 30 Verbrennern, wenn diese als besonders sparsam eingestuft werden. Die Regulierung in China sei nun auf die Optimierung des Verbrennungsmotors ausgerichtet und gehe weiter als zunächst geplant, erklärte die auf den chinesischen Automarkt spezialisierte Unternehmensberatung JSC mit Sitz in Stuttgart und Shanghai.