Einige Tiere aus „Animanimals“ vom Studio Filmbilder Foto: Studio Filmbilder

Im Studio Filmbilder im Stuttgarter Osten wird kräftig weiter gearbeitet – allerdings mit einem kleineren Team

Stuttgart - Für die meisten Kulturschaffenden ist die Lage derzeit desaströs: An Aufführungen vor Publikum ist nicht zu denken, aber nicht einmal Proben sind möglich. Denn zu eng ist da häufig der Kontakt untereinander, zu groß die Ansteckungsgefahr. Aber da müsste es doch eine kleine Insel der Kulturschaffenden geben, die auch jetzt noch weitgehend unbehelligt ihrer Arbeit nachgehen können: Jene, die Trick- oder Animationsfilme machen wie im Studio Filmbilder in der Ostendstraße.

Lieber Konferenzen am Tisch als am Telefon

Doch ausgerechnet dort ist der Chef Thomas Meyer-Hermann einer vom alten Schlag: „Ich bevorzuge ganz eindeutig die Konferenzen, bei denen alle an einem Tisch sitzen und sich sehen können. Da kommt viel mehr rüber als bei all den Telefon- oder Videokonferenzen. Hier kann jeder dem anderen ins Gesicht schauen, erkennt klar Gestik, Mimik und Tonfall der anderen, jeder kann sehen, was da gerade auf dem Tisch liegt“. Und auch sonst bei der Arbeit ist er entschieden für die Gruppenarbeit im engen Kontext: „Auf Zuruf arbeiten oder einfach im Vorbeigehen mal schauen, was der andere gerade macht – das ist doch viel besser für alle und produktiver, dieser Austausch. Das war von Anfang an so entwickelt, entsprechend sind die Atelierräume auch gestaltet.“

Besser für die Kommunikation

Und das mit dem alten Schlag will Meyer-Hermann auch nicht so gelten lassen: „Die Jüngeren, die zu uns kommen, merken meist auch sehr bald, dass das direkte Gespräch viel besser und ergebnisreicher ist als jede Form von elektronischer Kommunikation.“ Das sind gute Argumente, die sicherlich viele nachvollziehen können, die vor allem in diesen Tagen sich erstmals daran gewöhnen müssen, dass Telefonkonferenzen eigenen Welten mit eigenen Regeln sind, die häufig zuerst mal nur mittelbar mit dem Informationsaustausch untereinander zu tun haben: Mancher füllt da neben dem Konferieren seine Spülmaschine, andere füttern den Wellensittich.

Aber die Arbeit im Studio Filmbilder geht nun auch nicht so wie gewohnt, der Abstand muss gewahrt bleiben. Konkret bedeutet das: Von den sonst 15 Mitarbeitern, die da täglich im Studio aktiv sind, sind es derzeit gerade mal vier oder fünf, die anderen machen wohl oder übel Heimarbeit. Mit anderen Worten: „Wir produzieren derzeit auf Sparflamme“, so Meyer-Hermann.

Ein Animationsfilm für Erwachsene

Da ist es gut, dass hier gerade keine Aufträge anstehen, die kurzfristig fertig gestellt werden müssen. Meyer-Hermann: „Wir arbeiten derzeit an der neuen Serie „Lenas Hof“ und der zweiten Staffel der „Animanimals“. Da sind wir sehr gut damit beschäftigt, dass wir dies bis Ende dieses Jahres noch hinbekommen. Bei „Lenas Hof“ entstehen gerade die Storyboards, bei den „Animanimals“ entwickeln wir jetzt die Geschichten im Einzelnen. Und dann steht noch der Langfilm „Deine Flecken“ in unserem Jahresplan, eine seltene Gelegenheit, mal einen langen Animationsfilm für Erwachsene zu machen.“

Das Resümee: „Kurzfristig müssen wir uns keine existenziellen Sorgen machen im Gegensatz zu Kollegen, die etwa viel in der Werbebranche arbeiten. Dieser Markt bricht gerade komplett ein“. Aber was ist, wenn die derzeit restriktiven Regeln des öffentlichen Lebens wieder gelockert werden? An einer Rezession führt kein Weg vorbei. Aber wie groß wird diese? Und welche Folgen hat das für die Kulturschaffenden? – Fragen, auf die auch Meyer-Hermann keine Antworten hat.

Denn ganz ohne Förderung kommt auch die Branche Animationsfilm nicht aus. Vor allem dann, wenn sie nicht nur mit ihren Filmen spektakulär sein und gefallen will wie die Beiträge aus dem Studio Filmbilder. Da gibt es schon viele internationale Preise, Anerkennung durch die Fachwelt und das Publikum, auch Ankäufe von ausländischen Fernsehsendern. Doch auch die Produktion will finanziert sein, gerade wenn sie – wie aktuell bei „Lenas Hof“ oder „Animanimals“ – ein Jahr oder länger dauert.

Kuh und Löwe als Liebespaar

Und auch ein Langfilm wie „Deine Flecken“: Wird der ein Publikumserfolg, der den Aufwand im Vorfeld reinspielt? – Meyer-Hermann ist stolz auf den Coup, den er da lanciert hat: „Der Autor und Regisseur Daniel Nocke hat dafür den Thomas-Strittmatter-Preis auf der Berlinale bekommen“. Die Technik verspricht Spektakuläres: Reale menschliche Bewegungsabläufe werden auf animierte Figuren übertragen. Und die Geschichte selbst – eine Kuh und ein Löwe verlieben sich ineinander – verspricht genau jene inspirierende gute Unterhaltung, welche typisch ist für die Filme des Studios aus dem Stuttgarter Osten. Aber wie geht die Rechnung letztlich auf?

Studio Filmbilder auf youtube

Habhaft sind da mal jene Erfolge, die das Studio mit seinen Beiträgen auf seinem youtube-Kanal hat. Meyer-Herrmann: „Die Klick-Zahlen gehen zwar nicht durch die Decke, seitdem die Menschen mehr Zeit zuhause verbringen müssen. Aber sie legen gut zu, so um 20 bis 30 Prozent, da sind wir jetzt etwa bei sieben Millionen Klicks im Monat. Und mit „Horses“ haben wir erst vor kurzem einen neuen Beitrag zu den „Animanimals“ hinzugefügt. Das haben sich in kurzer Zeit mehr als 50 000 Leute angeschaut. Das ist schon mal ganz gut für einen Einstieg.“