Facebook, Instagram und Co. dienen vielen jungen Nutzern nicht nur zur Unterhaltung, sondern auch als Nachrichtenquellen. (Symbolbild) Foto: imago images/imagebroker/Simon Belcher

Junge Internetnutzer informieren sich immer stärker über Instagram, Youtube, WhatsApp und mit schwindenden Bedeutung Facebook. In der Corona-Krise hat aber noch ein anderes Medium ein Revival erlebt.

Stuttgart/Hamburg - Soziale Medien werden für junge Erwachsene in Deutschland bei ihrem Nachrichtenkonsum offensichtlich immer bedeutender, wie aus dem aktuellen „Reuters Institute Digital News Report“ hervorgeht. Demnach gaben 30 Prozent der befragten 18- bis 24-Jährigen an, dass die sozialen Medien ihre wichtigste Nachrichtenquelle seien. Das ist ein deutlicher Anstieg: Bei der Befragung im Jahr 2019 hatte der Wert noch bei 22 Prozent gelegen. Zudem gaben dieses Mal 9 Prozent in dieser Altersgruppe an, Nachrichten ausschließlich über soziale Medien zu beziehen – 2019 waren es noch 5 Prozent gewesen.

Zu den sozialen Medien zählt die Studie Plattformen, auf denen Nutzer selbst Inhalte einbringen können, wie zum Beispiel Facebook, Instagram und auch Messenger wie WhatsApp oder die Videoplattform Youtube. In den vergangenen Jahren haben in Deutschland viele Medien, darunter Tageszeitungen, Rundfunk und Zeitschriftenmarken ihre Verbreitungswege auf soziale Medien ausgeweitet, zum Beispiel mit Accounts auf Facebook oder Youtube.

Insgesamt gesehen gibt es unter den Anbietern von sozialen Medien aber nicht nur Gewinner in der Befragung, wie aus der Studie hervorgeht. „Beispielsweise hat Facebook im Kontext von Nachrichtennutzung in allen Altersgruppen unter 45 Jahren sinkende Anteile zu verzeichnen, mit bis zu minus sechs Prozentpunkten in der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen“, heißt es in dem Report. In dieser Altersgruppe habe auch Instagram verloren: Der Wert schmolz von 23 Prozent auf 20 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr sind Snapchat, YouTube, WhatsApp und Twitter hier beliebter geworden.

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Corona-Krise hat das Informationsverhalten verändert

Doch nicht nur soziale Medien gewinnen derzeit an Beliebtheit. Obwohl das klassische Fernsehen auf dem Rückzug ist, griffen während der Corona-Krise wieder mehr Menschen auf Fernsehnachrichten als Informationsquelle zurück. Die Nutzung von Printmedien ging dagegen deutlich zurück. Dies dürfte auch unter anderem auf die Lockdowns und der damit erschwerten Verfügbarkeit der Printmedien zurückzuführen sein.

Als weitere bedeutsame Informationsmedien stellen sich Podcasts heraus. Knapp ein Viertel der Befragten gibt an, in diesem Jahr mindestens einen Podcast im Monat gehört zu haben. Bei der Gruppe der 18- bis-24-Jährigen hat sogar etwas mehr als die Hälfte der Befragten monatlich mindestens einen Podcast gehört.

Jüngere haben anderes Nachrichtenverständnis

Der Begriff der Nachricht sei bei Älteren klar mit Journalismus verknüpft, sagte der Medienforscher des Leibniz-Instituts, Sascha Hölig, der Deutschen Presse-Agentur. Bei Jüngeren sei das nicht automatisch der Fall. „Um Nachrichten zu erfahren, können in der jungen Altersgruppe auch Youtuber eine Rolle spielen.“

Eine weitere Auffälligkeit in der Studie: Die Relevanz von unabhängigem Journalismus für die Gesellschaft sehen verschiedene Altersgruppen als unterschiedlich bedeutsam an. Während es unter den befragten Internetnutzern ab 55 Jahren 88 Prozent sind, für die ein unabhängiger Journalismus für das Funktionieren einer Gesellschaft wichtig ist, sind es in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen mit 56 Prozent deutlich weniger.

Wenige sind bereit, für Online-Nachrichten zu bezahlen

Die Studie hat auch das Verhalten abgefragt, ob Internetnutzer für Online-Nachrichten bezahlen. 10 Prozent gaben in Deutschland an, in den vergangenen zwölf Monaten für Online-Nachrichten Geld bezahlt zu haben. 2019 waren es 8 Prozent gewesen. Zugleich sei das der höchste Wert seit 2013.

Innerhalb der Altersklassen falle der Zugewinn bei den 18- bis 24-Jährigen mit plus 5 Prozentpunkten auf 16 Prozent am stärksten aus. Der Medienforscher Sascha Hölig sieht ein Indiz dafür darin, dass das Bewusstsein bei einigen in der Altersgruppe steigt, einen Mehrwert in professionellem Journalismus zu sehen. Hölig sagte: „Journalismus sollte sich auf seinen Kern besinnen und nicht der Logik von sozialen Medien mit Dramatisierung folgen, sonst lernen Jüngere nicht den Unterschied zu gutem Journalismus.“

Studie untersucht Medientrends in 40 Ländern

Die im Bericht vorgestellten Ergebnisse basieren auf Daten, die zwischen dem 17. und dem 30. Januar 2020 erhoben wurden. Das Umfrageinstitut YouGov befragte in Deutschland rund 2000 Personen, damit gilt die Studie als repräsentativ. Für die deutsche Teilstudie des „Reuters Institute Digital News Reports“ ist das Leibniz-Institut für Medienforschung/Hans-Bredow-Institut (HBI) verantwortlich.

Die aktuelle Nachrichtennutzung unter der derzeitigen Corona-Situation lasse sich wegen des Befragungszeitraums im Januar nur bedingt wiedergeben, heißt es in dem Bericht für die deutschen Ergebnisse. Deshalb sei auch ein besonderes Augenmerk auf sich längerfristig anbahnende allgemeine Tendenzen der Nachrichtenutzung gelegt worden.

Die Studie wird unter Koordination des in Großbritannien ansässigen Reuters Institute for the Study of Journalism zeitgleich in zahlreichen Ländern erstellt. Seit 2012 werden generelle Trends und nationale Besonderheiten der Nachrichtennutzung herausgearbeitet – für die jetzige Studie in rund 40 Ländern auf sechs Kontinenten.