Die Arbeit in den Werkstätten wird sich verändern. Foto: imago images /Rupert Oberhäuser

In Baden-Württemberg arbeiten rund 78 000 Beschäftigte im KfZ-Gewerbe. Ihre Zahl wird laut einer Studie deutlich sinken. Was kommt auf Werkstätten und Autohändler zu?

Viele Arbeitsplätze in Autowerkstätten und im Autohandel könnten in den nächsten beiden Jahrzehnten wegfallen. Dies prognostiziert eine Studie im Auftrag der Landesagentur E-Mobil BW. Derzeit arbeiten in den kleinen und mittleren Betrieben des KfZ-Gewerbes rund 78 000 Beschäftigte – im Jahr 2030 könnte die Zahl auf 64 000 sinken, bis zum Jahr 2040 auf nur noch 55 000 Mitarbeiter. Dies entspricht einem Rückgang von 29 Prozent.

„Diese Studie verdeutlicht den Handlungsbedarf“, sagt die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU). „Das KfZ-Gewerbe steht vor gewaltigen Herausforderungen.“ Schon heute litten die Betriebe unter einem Mangel an Fachkräften, der aktuell noch durch Probleme bei den Lieferketten und hohe Energiekosten verschärft würde.

Ferndiagnose für defekte Autos

Der digitale Wandel wird die Arbeitswelt in den Autowerkstätten in Zukunft stark verändern. Die bisher räumlich an die Werkstatt gebundene Reparatur entfällt in etlichen Fällen: Eine wachsende Zahl von Autos kommuniziert in Zukunft drahtlos über Funkstandards mit Herstellern und Werkstätten. Auf diesem Weg können viele Fehler aus der Ferne diagnostiziert und über Updates behoben werden. Dadurch entgehen Werkstätten wichtige Einnahmen, die momentan wesentlich zu ihrer Profitabilität beitragen.

Die Studie von E-Mobil BW zeigt zudem massive Veränderungen im Handel auf. Die Autohäuser verlieren demzufolge wichtige Marktanteile: Schon Ende dieses Jahrzehnts könnte der Online-Direktvertrieb von Fahrzeugen 30 Prozent des gesamten Handelsvolumens ausmachen. Neben dem Direktvertrieb der Hersteller bedroht das Agenturmodell die Gewinnmargen der Autohäuser: Dabei legen die Hersteller die Preise für ihre Fahrzeuge fest. Für die Händler entfallen damit die Preisverhandlungen mit den Kunden.

Was Mitarbeiter in Autohäusern lernen müssen

Mit dem digitalen Wandel und immer mehr elektrisch angetriebenen Neufahrzeugen verändern sich darüber hinaus die Jobprofile und die fachspezifischen Anforderungen. „Für Mechatroniker gibt es einen hohen Fortbildungsbedarf“, sagt Franz Loogen, der Geschäftsführer der E-Mobil BW, „aber der Wandel betrifft auch die Mitarbeiter im Handel. Bisher hatten die meisten von ihnen eine vorwiegend kaufmännische Ausbildung, jetzt müssen sie zusätzlich die Software-Funktionen in einem Fahrzeug erklären und verkaufen können.“

Die baden-württembergische Landesregierung unterstützt kleine und mittlere Betriebe bei der strategischen Neuausrichtung und auch mit Blick auf Weiterbildungsangebote. Seit Jahresbeginn erhalten diese auf Wunsch Beratungsgutscheine im Wert von 30 000 Euro.