Die PV-Altanlagen auf dem Erdmannhäuser Bauhof (oben) und im Marbacher Bildungszentrum (unten) leisten immer noch wertvolle Dienste. Foto: Werner Kuhnle

Egal, ob auf Privathäusern, Schulen oder öffentlichen Gebäuden: Bei den meisten Solaranlagen der ersten Stunde lohnt sich ein Austausch nur in bestimmten Fällen.

Der Erdmannhäuser Jürgen Ruoff hat vor fast 20 Jahren 5000 Euro in ein Projekt gesteckt, an das er sich noch heute gerne erinnert. Auf dem Bauhof entstand eine Solaranlage, in die 20 Personen zu gleichen Teilen investierten: „Bei uns machte sich damals vor allem ökologische Euphorie breit.“ Bereut hat Ruoff die Entscheidung nicht – denn das Erstaunliche an dem Modellprojekt ist: Es läuft immer noch tadellos und wirft trotz rückläufiger Energieeinspeise-Gelder ordentlich Gewinne ab.

Die Leistung der PV-Anlage hat nicht wesentlich nachgelassen

Spätestens der Krieg in der Ukraine zeigt, wie wichtig die Solarenergie auf dem eigenen Dach ist. Viele Haushalte haben in Balkonkraftwerke investiert. Den Strom nutzen die meisten selbst und sparen sich so teure Energie aus dem Netz. Wer eine Photovoltaik-Anlage aus den 2000er Jahren hat, steht vor der Wahl, ob er sich eine effektivere neue PV-Anlage auf das Dach montieren lässt. Aber dieses so genannte Repowering lohnt sich nach Meinung von Experten derzeit nur nach Defekten. Doch die alten Solaranlagen erweisen sich als erstaunlich robust.

Das funktionierende System auf dem Erdmannhäuser Bauhof erhalten, das wollte Jürgen Ruoff schon vor dem Krieg. „Die Leistung hat in all den Jahren nicht wesentlich nachgelassen. Es ist höchstens mal ein Wechselrichter kaputtgegangen.“ Natürlich laufe die Förderung der 2004 errichteten Anlage in zwei Jahren aus, und die GbR erhalte weniger Geld für die rund 30 Kilowattpeak starken Modulen, die acht bis zehn Haushalte ein Jahr lang versorgen können. Aber, so Ruoff: „Auch wenn wir nicht mehr knapp 60  Cent pro Kilowattstunde bekommen, können wir die Anlage gut weiterbetreiben.“

In den Gebäuden der Gemeinde wird weniger Strom verbraucht als erzeugt

Das sieht auch Eberhard Immel so, der als Erdmannhäuser Kämmerer einige GbR betreut, deren Anlagen sich auf Liegenschaften der Gemeinde befinden. Die Solarbilanz der Kommune könne sich sehen lassen, denn die jährlich erzeugten 275 000 Kilowattstunden überträfen den Verbrauch in Gemeindegebäuden, der bei 211 000 Kilowattstunden im Jahr 2021 gelegen habe.

Zufrieden mit dem Status der Altanlagen des Marbacher Solarvereins ist auch Hans-Martin Gündner. Der Vorsitzende wacht über Anlagen an drei Standorten mit einer Leistung von insgesamt 56  Kilowattpeak auf dem Friedrich-Schiller-Gymnasium, der Grundschule und einem Kindergarten. Wichtig ist auch für Gündner der Blick auf die Haben-Seite: „Der Verein hat im Jahr 2022 für eine Ü20-Anlage den Börsenmittelwert von etwa 22 Cent für jede Kilowattstunde erhalten – das ist erheblich mehr, als die 2,4 Cent, die uns zuerst in Aussicht gestellt worden waren.“ Die Anlagen mit modernen Solarzellen zu erneuern, lohne sich nicht. „Es spricht nichts dagegen, Anlagen noch fünf bis zehn Jahre laufen zu lassen.“

Eine neue Anlage statt der alten lohnt sich nur bei intensiver Eigennutzung

Was würde ein Repowering alter Solaranlagen mit neuen Zellen bringen? „Neue Solarzellen könnten im Vergleich zu den alten nur mit dem Faktor 1,6 bis 1,8 mehr Strom produzieren“, sagt Hans-Martin Gündner. Ein Wechsel lohne sich daher vor allem für Eigentümer, die ihr Haus mit einer neuen Heizung und Wärmepumpe ausstatten und ein E-Auto tagsüber laden wollen.

Weiter die Altanlagen zu betreiben – dazu rät auch die Ludwigsburger Energie-Agentur (LEA), die im Landkreis beratend tätig ist. „Der Anschlussbetrieb ist um den Faktor 2 bis 3 wirtschaftlicher als eine Neuanlage, so lange nichts kaputt geht“, sagt Kurt Schüle, Energieberater bei der LEA. Die aktuell hohen Strompreise seien ein Segen für die Altbetreiber. „Statt eines Almosens für den Weiterbetrieb erhalten sie nun eine echte Belohnung für ihr Risiko vor zwei Jahrzehnten.“

Der Weiterbetrieb wird aber nicht überall als lohnenswert angesehen. Die Stadt Ludwigsburg plant, ihre 18,3 Kilowattpeak-Anlage auf der Oststadtschule aus dem Jahr 2001 in einigen Jahren mit neuen Solarzellen auszustatten. Die Leistung der Solarzellen habe nachgelassen – diese sogenannte Degradation trete im Laufe der Zeit ein, sagt Karin Brühl, Sprecherin der Ludwigsburger Stadtverwaltung. Ein Repowering würde der Schule die vierfache Menge an Strom bringen: Das lohne sich vor allem, wenn die Energie auch selbst verbraucht werde.

Den Strom für eigene Zwecke zu nutzen, bringt am meisten

Eine private Solaranlage unterhält seit dem Jahr 2001 Hendrik Lüdke in Marbach. Der Puls-Stadtrat entschied sich dafür, den Solarstrom seiner Altanlage vor allem selbst zu nutzen und überschüssige Energie einzuspeisen. Das bringe ihm bei den hohen Strompreisen die größte Ersparnis. Allerdings musste Lüdke 600 Euro für einen neuen Zähler berappen, der zwischen Einspeisung und Selbstnutzung unterscheidet. „Die Amortisation dafür haben wir bei den hohen Strompreisen nach kurzer Zeit erreicht.“

Welche Vergütung gilt für neue PV-Anlagen?

EEG-Gesetz
 Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) regelt seit mehr als 20 Jahren die Einspeisung von Strom aus Sonne und Wind in öffentliche Netze. Die Bundesregierung hat es im vergangenen Jahr novelliert. Die Neufassung gilt seit dem 1. Januar 2023.

Eigenversorger
 Bereits seit dem 30. Juli 2022 gelten neue Vergütungssätze für neue Anlagen, die von diesem Zeitpunkt an in Betrieb gingen. Für Eigenversorger-Anlagen bis 10 Kilowattpeak werden 8,2 Cent pro Kilowattstunde gezahlt, teilt die Verbraucherzentrale mit.

Volleinspeisung Die Vergütung für Anlagen mit ausschließlicher Einspeisung in die Stromnetze beträgt laut Verbraucherzentrale bei Anlagen bis 10 Kilowattpeak 13 Cent pro Kilowattstunde. Für ältere PV-Anlagen gelten die ursprünglichen Vergütungssätze.