Die französischen Champagner-Hersteller hatten über Monate den Export nach Russland eingestellt. Grund ist ein Namensstreit. Foto: dpa/Jens Kalaene

Im Namensstreit mit Russland knicken die französischen Winzer ein und liefern ihre Flaschen wieder in Richtung Moskau.

Paris - Russland hat im Champagner-Krieg mit Frankreich eine entscheidende Schlacht gewonnen. Die französischen Hersteller des Edel-Getränks werden den im Juli verhängten Ausfuhrstopp beenden und ihre Flaschen wieder nach Russland exportieren. Hintergrund des Streits ist ein von Kreml-Chef Wladimir Putin erlassenes Gesetz, dass nur noch russische Schaumweine „Champagner“ genannt werden dürfen. Die berühmten Tropfen aus dem französischen Landstrich Champagne sollen hingegen nur noch die schnöde Bezeichnung „Schaumwein“ tragen. Die Empörung in Frankreich ist groß, und die russische Niederlassung des französischen Herstellers Moët Hennessy kündigte die Einstellung der Lieferungen an. Andere Hersteller zogen nach.

Der Druck auf die Betriebe ist groß

„Insgesamt haben sich wirklich viele Häuser an die Vorgabe gehalten“, erklärt Maxime Toubart, Präsident des Syndicat Général des Vignerons, räumt dann aber ein, dass der wirtschaftliche Druck auf einige Betriebe zu groß geworden ist. „Wir müssen wieder exportieren, denn wir riskieren, beim Absatz an Boden zu verlieren. Russland ist ein historischer und wertvoller Markt.“ Vor allem das Geschäft in der absatzstarken Weihnachtszeit wollen die französischen Champagner-Hersteller nicht der russischen Konkurrenz überlassen.

Schwierig wurde der Boykott für einige familiengeführte Häuser. „Das sind Großaufträge für uns, und oft liefern wir sehr teure Spitzen-Cuvées alter Jahrgänge“, erklärt Sandra Pertois, die den Export bei Champagne Giraud in Aÿ im Département Marne leitet. Ihr Haus könne es sich nicht leisten, auf diesen Markt zu verzichten, der rund 20 Prozent des Auslandsumsatzes ausmache.

Die Champagner-Produzenten kämpfen weiter

Die französischen Champagner-Produzenten wollen den Kampf allerdings nicht aufgeben. „Wir werden Druck auf die französische Regierung ausüben. Unseren Namen zu schützen ist Teil unserer DNA“, erklärt Maxime Toubart. Bisher habe man von den zuständigen Diplomaten allerdings keine Rückmeldung erhalten. Das heißt, die Winzer müssen sich an die geltenden Gesetze halten. Auf jede Flasche muss also zusätzlich ein Etikett mit der Bezeichnung „Schaumwein“ geklebt werden. Für die meisten Champagner-Hersteller ist das allerdings keine wirkliche Hürde. Im Fall des Hauses Champagne Giraud kümmere sich der russische Importeur um alles, erklärt Sandra Pertois. Man müsse allerdings abwarten, ob das auch weiterhin so einfach gehandhabt werde.

Auch eine Art Stellvertreterkrieg

Maxime Toubart vom französischen Winzerverband sieht in dem neuen Gesetz auch eine Art Wettbewerbsverzerrung. Er erinnert daran, dass die Herstellung von russischem „Champanskoïé“ viel einfacher und damit auch wirtschaftlicher sei. „Drei Wochen reichen für die Herstellung aus, während die Herstellung eines französischen Champagners mindestens 15 Monate dauert“, erklärt Tourbart.

Beobachter vermuten, dass die Auseinandersetzung mit Moskau allerdings nur eine Art Stellvertreterkrieg darstellt. Denn von den jährlich 300 Millionen aus Frankreich exportierten Champagnerflaschen gehen nur 1,8 Millionen nach Russland. Wesentlich wichtiger ist etwa der Markt in den USA, wohin mehr als 30 Millionen Flaschen exportiert werden. Anders als in fast 120 Ländern dieser Erde ist dort der Name „Champagner“ keine geschützte Herkunftsbezeichnung. Alle Versuche aus Frankreich, das zu ändern, sind bisher kläglich gescheitert.