Das Michelberg-Gymnasium ist nach millionenschwerer Sanierung eine Bauruine. Foto: Ines Rudel/Ines Rudel

Die Zukunft des maroden Geislinger Michelberg-Gymnasiums ist zumindest für ein Jahr gesichert. Die Schule ist nicht die einzige in Baden-Württemberg mit erheblichem Sanierungsbedarf. Das Land fördert solche Arbeiten mit mehreren Hundert Millionen Euro.

Stuttgart/Geislingen - Der erste Schritt ist getan. In der vergangenen Woche hat der Gemeinderat in Geislingen an der Steige (Landkreis Göppingen) beschlossen, das letzte Geld zusammenzukratzen. Damit soll der Weiterbetrieb des Michelberg-Gymnasiums zumindest bis Sommer 2021 gesichert werden. Die Schule hat es zuletzt bundesweit zu ungewollter Bekanntheit gebracht. Weil deren Sanierung in den vergangenen Jahren mächtig daneben gegangen ist, drohte die Schließung am Schuljahresende. Denn die Stadt Geislingen ist nicht zuletzt durch dieses Projekt finanziell am Ende. Weder eine weitere Sanierung noch einen Neubau kann man sich am Fuße der Alb leisten.

Was in eineinhalb Jahren passiert, steht in den Sternen. Zumindest hat man sich bis dahin Zeit verschafft, um zu überlegen, wie es für die 600 Schüler, ihre Eltern und Lehrer weitergehen könnte. Die hatten sich zuletzt vehement für den Erhalt des Gymnasiums ins Zeug gelegt. Und auch die Landespolitik hat sich irgendwann in das wochenlange Trauerspiel eingeschaltet. „Wir müssen einvernehmlich dafür Sorge tragen, dass die finanzielle Schieflage, in die die Stadt Geislingen geraten ist, nicht zulasten der Schülerinnen und Schüler geht“, sagte Kultusministerin Susanne Eisenmann zuletzt. Trägerseite und Schulaufsicht müssten dafür an einem Strang ziehen. Und: „Ich kann für das Land zusagen, dass wir Geislingen nicht hängen lassen und organisatorische und gegebenenfalls auch finanzielle Unterstützung leisten werden.“

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Nun ist es freilich nicht so, dass die klamme Stadt Geislingen bisher bei der Finanzierung des Umbaus alleine auf weiter Flur gestanden wäre. Die Kosten für das ursprünglich auf 15 Millionen Euro kalkulierte Projekt sind inzwischen auf 21 Millionen gestiegen. Doch der Umbau zur ökologischen Vorzeige-Einrichtung ist krachend gescheitert. Über die Gründe wird gestritten – wohl über Jahre hinaus auch vor Gericht. Klar ist aber: Fast ein Drittel des bisher versenkten Geldes kommt nicht aus der Stadtkasse.

Das Land hat schon ordentlich mitbezahlt. „Die Stadt Geislingen hat in den Jahren 2014 bis 2016 Schulbauzuschüsse des Landes für die Generalsanierung des Michelberg-Gymnasiums in Höhe von 5,761 Millionen Euro erhalten“, sagt Christine Sattler vom Kultusministerium. Vom Umweltministerium gab es noch einmal 100 000 Euro, von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt knapp 700 000. Unterm Strich macht das gut 6,5 Millionen Euro.

Wie viel jetzt noch dazu kommt, ist offen. Die Kosten für einen Neubau, mit dem so gut wie alles bisher ausgegebene Geld verschenkt gewesen wäre, werden auf 25 bis 37, manchmal sogar auf bis zu 50 Millionen Euro beziffert. Eine Summe, die sich die Stadt Geislingen nicht einmal ansatzweise wird leisten können.

Hunderte Millionen für Schulsanierungen

Zu prüfen wird sein, wie viel aus weiteren Zuschüssen wird kommen können. Denn das Michelberg-Gymnasium ist bei weitem nicht die einzige Schule in Baden-Württemberg, die sanierungsbedürftig ist. „Es gibt Investitionsbedarf. Deshalb hat das Land von 2017 bis 2019 erstmals überhaupt einen Sanierungsfonds aufgelegt“, sagt Christine Sattler. Der war ursprünglich für alle möglichen Bauprojekte gedacht, wurde dann aber auf Wunsch der Kommunen zu 80 Prozent für Schulen ausgelegt.

In diesem Rahmen sind in den genannten drei Jahren 476 Millionen Euro in 549 Maßnahmen geflossen. Dazu sind 2018 noch einmal 251 Millionen Euro im Rahmen eines Bundesprogramms für finanzschwache Kommunen 269 Projekten zugute gekommen. „Der Sanierungsstau konnte dadurch bereits ein großes Stück abgebaut werden“, sagt Sattler. Dabei soll es aber nicht bleiben. Auf Drängen des Kultusministeriums sind für die Haushaltsjahre 2020 und 2021 jeweils 100 Millionen Euro für Sanierungsmaßnahmen eingestellt worden.

In Geislingen muss man nun zunächst einmal sehen, wie man der Misere am besten entkommt. Die Zukunft des Michelberg-Gymnasiums ist zwar für ein Jahr gesichert – mehr bisher aber auch nicht.