Der Protest der Uniklinik-Beschäftigten hat sich offenbar gelohnt. Foto: dpa/Marijan Murat

Nach insgesamt sieben Warnstreiktagen erzielen die Arbeitgeber der Universitätskliniken in Baden-Württemberg und Verdi einen Kompromiss. Eine Beschäftigtengruppe profitiert besonders.

Als „hochgradig solidarischen Abschluss in historisch schwierigen Zeiten“ feiert die Gewerkschaft Verdi das Tarifergebnis für die vier baden-württembergischen Universitätskliniken. Trotz der angespannten finanziellen Lage der Krankenhäuser sei „ein akzeptabler Abschluss gelungen, der eine schnelle, direkte Unterstützung für die Beschäftigten bietet, dabei besonders auch die unteren Entgeltgruppen im Blick behält und gleichzeitig wirtschaftlich vertretbar ist“, heißt es dagegen aufseiten des Klinikarbeitgeberverbands mit Sitz in Tübingen.

Diverse steuerfreie Sonderzahlungen

Nach einem harten Tarifkampf im Zeichen der Energiekrise und der hohen Inflation mit insgesamt sieben Warnstreiktagen und dem Abbruch der Entgelttarifverhandlungen am 1. Dezember war am späten Montagabend der Durchbruch gelungen. Demnach erhalten die ca. 26 000 Beschäftigten in Freiburg, Heidelberg, Ulm und Tübingen im Dezember eine steuer- und abgabenfreie Corona-Sonderzahlung in Höhe von 1200 Euro, eine ebenso steuerfreie Inflationsausgleichsprämie von 1200 Euro im März 2023 und eine weitere solche Ausgleichszahlung von 750 Euro zum 31. Oktober 2023. Vom 1. Januar 2024 an werden die Gehaltstabellen um einen Festbetrag in Höhe von 250 Euro erhöht, der Verdi zufolge einem Einkommenszuwachs von bis zu zehn Prozent entspricht. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 19 Monaten bis Ende April 2024.

Gering verdienende Kräfte im Vorteil

„Je weniger Beschäftigte verdienen, desto mehr sind sie durch die Inflation belastet“, erläuterte Verdi-Verhandlungsführerin Irene Gölz. Deshalb sei es so wichtig, „dass wir sowohl bei den Tabellenerhöhungen als auch bei den Einmalzahlungen ausschließlich Festbeträge vereinbaren“. So würden die Beschäftigten für die Reallohnverluste des laufenden Jahres schnell entlastet – und durch „ordentliche Tabellensteigerungen“ werde dauerhaft soviel Kaufkraft wie möglich gesichert. In gut anderthalb Jahren könne man „mit neuer Kraft in hoffentlich besseren Zeiten die dann noch fehlenden Inflationsprozente in Angriff nehmen“, blickt Gölz voraus.

Verdi-Landeschef Martin Gross sagte, dass die Beschäftigten aller Branchen derzeit in Tarifrunden gegen die Entwertung ihrer Einkommen kämpften. Das Ergebnis bei den Unikliniken könne sich im Vergleich der bisher erzielten größeren und kleineren Abschlüsse im Tarifherbst 2022 sehen lassen. Der harte Kampf in Ulm, Freiburg, Tübingen und Heidelberg habe sich „auf jeden Fall gelohnt“. Und die Azubis hätten sich mit ihrem großartigen Engagement ihre überproportionale Erhöhung selbst erkämpft, so Gross.