Die Streetart-Künstlerin Shiro bleibt länger als geplant in Stuttgart. Foto: 7aktuell.de/Andy Werner

Die Streetart-Künstlerin Shiro ist von Trumps Einreiseverbot betroffen. Zurück nach New York darf die gebürtige Japanerin vorerst nicht. Jetzt bleibt die 42-Jährige in Stuttgart.

Stuttgart - Sie gilt als eine der besten Streetart-Künstlerinnen in der von Männern dominierten Graffiti-Szene von New York: Shiro alias Shoko Mikami, eine gebürtige Japanerin, kommt regelmäßig nach Stuttgart. Hier lebt ihr Freund, der als Investor zwischen Kessel und Big Apple pendelt. Diesmal haben beide ihren Deutschlandbesuch genutzt, um erst nach Brüssel zu fahren, wo die Asiatin zu einer Veranstaltung von Feministinnen zum farbgewaltigen Sprühen eingeladen war. Nach einem geplanten Event unter dem Motto „Sexy in the City“ in der Boutique der Stuttgarter Modedesignerin Eglantina Frroku wollte die Künstlerin zurück in die Staaten fliegen.

Doch daraus wird nichts. Das Einreiseverbot von US-Präsident Donald Trump trifft auch Shiro. Zwar ist New York ihr Wohnsitz, sie besitzt für die Staaten eine Aufenthaltsgenehmigung. Doch weil sie sich jetzt in Europa befindet, darf sie vorerst nicht nach Hause. Anders wäre dies, würde sie sich in ihrem Geburtsland Japan aufhalten.

Ein Unfall beendete ihre Träume von der Judo-Karriere

Die Streetart-Künstlerin will nun das Beste aus ihrem unfreiwillig verlängerten Deutschlandaufenthalt machen. Mit der Designerin Eglantina Frroku hat sie sich angefreundet. Beide sind sich vom Wesen ähnlich: als Powerfrauen auf ihrem jeweiligen Gebiet drängen sie nach vorn. Als Kind war Shiro Leistungssportlerin im Judo und trainierte sogar mit dem japanischen Olympiakader. Ein schwerer Motorradunfall beendete ihre Träume von der sportlichen Karriere. Daraufhin wurde sie Krankenschwester. Bis heute arbeitet sie zeitweise in diesem Beruf, der ihr sehr am Herzen liegt.

Als die heute 42-Jährige in Japan den Film „Wild Style“ über die Hip-Hop-Szene von New York sah, setzte sie sich in ein Flugzeug. Ohne Englischkenntnisse versuchte sie in New York, sich als Künstlerin durchzukämpfen – erst auf illegalen Flächen, heute aber legal mit ihren Werken im Kunstmarkt.

In der Subkultur zwischen Kunst und Kommerz

Als Streetart werden nichtkommerzielle Formen von Kunst in der bemalten Stadt bezeichnet. Viele Künstler schaffen den Sprung von der Straße in Galerien. Shiro will ihre Herkunft nicht verleugnen. Sie hat ihren Platz gefunden in der Subkultur zwischen Kunst und Kommerz.