Rafael van der Vaart bei der Auslosung der Quali-Gruppen für die WM 2022 – kein Losglück für die Niederlande. Foto: imago/Ulmer

Bei der Auslosung zur Qualifikation für die Fußball-WM 2022 in Katar hat Deutschland eine (auf dem Papier) leichte Gruppe erwischt. Aber nicht alle Nationen sind glücklich, besonders die Niederländer bangen.

Stuttgart - Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft spielt in der Qualifikation zur WM 2022 in der Gruppe J gegen Rumänien, EM-Viertelfinalist Island, Nordmazedonien, Armenien und Liechtenstein – und eigentlich alle in Fußball-Deutschland waren sich einig: Das ist zu machen. Weltmeister Frankreich trifft in der Gruppe D unter anderem auf die Ukraine und Finnland. Der amtierende Europameister Portugal bekommt es in der Gruppe A unter anderem mit Serbien und Irland zu tun. England spielt in der Gruppe I gegen Polen, Italien in der Gruppe C gegen die Schweiz. Die Niederlande treten unter anderem gegen die Türkei und Norwegen an. Wir haben die internationalen Reaktionen auf die Auslosung zusammengestellt.

Gruppe A: Portugal, Serbien, Irland, Luxemburg, Aserbaidschan

Fernando Santos, Trainer Portugal: „Portugal ist der große Favorit in dieser Gruppe. Wenn wir hier nicht Favorit sind, wer dann? Wir müssen die Gruppe gewinnen. Ich denke, das Ziel Portugals muss es sein, sich mit Selbstvertrauen unter der Prämisse zu qualifizieren, die WM gewinnen zu wollen. Das wäre das I-Tüpfelchen für diese Nation.“

Gruppe B: Spanien, Schweden, Griechenland, Georgien, Kosovo

Luis Enrique, Trainer Spanien: „Eine normale Auslosung, die an andere Auslosungen mit vielen Mannschaften erinnert. In den Lostöpfen befinden sich einige Teams, die man vielleicht etwas bessere als andere kennt. Auf jeden Fall freuen wir uns auf den Beginn der WM-Qualifikation.“

Janne Andersson, Trainer Schweden: „Eine Fünfergruppe, das ist gut. Dadurch haben wir etwas mehr Spielraum bei der Planung, da wir in den ersten beiden Qualifikationsfenstern nur zwei Spiele haben. Die Gruppe ist interessant, auf uns warten leidenschaftliche Duelle. Spanien kennen wir gut aus der EM-Qualifikation. Dazu sind sie unser Gegner bei der kommenden Europameisterschaft.“

Gruppe C: Italien, Schweiz, Nordirland, Bulgarien, Litauen

Roberto Mancini, Trainer Italien: „Ich denke, es wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der Schweiz und uns werden. Die Eidgenossen hätten auch einer der Gruppenköpfe sein können, sie waren eines der besten Teams im zweiten Topf. Es kommt uns entgegen, dass die Entfernung zur Schweiz sehr gering ist. Auf dem Papier scheint Nordirland ein Gegner zu sein, der einfacher ist als die Schweiz, aber alle Spiele sind schwierig. Selbst gegen Bulgarien waren es nie einfache Spiele. Es gibt keinen Grund, jemanden zu unterschätzen, denn selbst ein Unentschieden könnte unser Leben verkomplizieren.“

Ian Baraclough, Trainer Nordirland: „Eine schwere Gruppe, aber dafür eine Gruppe mit fünf Mannschaften, was positiv ist. Die Teams aus Osteuropa sind sehr schwierig zu bespielen. Bulgarien zum Beispiel ist physisch sehr stark. Wir kennen die Qualitäten Italiens und der Schweiz, gegen die wir bei den letzten Play-Offs vor drei Jahren antreten mussten. Wir wissen, dass wir an einem guten Abend selbst die besten Mannschaften schlagen können. Wir müssen konsequent unsere Leistung abrufen und zwar bei jedem einzelnen Spiel. Wir freuen uns schon auf den Start im März.“

Gruppe D: Frankreich, Ukraine, Finnland, Bosnien-Herzegowina, Kasachstan

Didier Deschamps, Trainer Frankreich: „Frankreich ist Favorit, aber das müssen wir auf dem Feld auch zeigen. Wir sind Kopf der Gruppe, also gelten wir als beste Mannschaft. Man wird sehen, ob das ein Vorteil oder ein Nachteil ist. Das Risiko besteht darin, dass man denkt, stärker als die anderen zu sein. Die Favoritenrolle gehört uns. Doch selbst wenn wir auf dem Papier die Stärksten sein sollten, müssen wir hart für den Erfolg arbeiten. Wir brauchen dieselbe Konzentration und Entschlossenheit, wenn wir uns qualifizieren wollen.“

Gruppe E: Belgien, Wales, Tschechien, Belarus, Estland

Roberto Martinez, Trainer Belgien: „Das Spiel gegen Wales wird großartig und hat auch eine emotionale Komponente. Sportlich gesehen werden das sehr schwierige Partien. Wales ist eine starke Mannschaft mit guten Spielern. Die Tschechische Republik schätze ich ähnlich stark wie Wales ein. Die Mannschaft ist ausgewogen und gibt nie auf. Auf Belarus treffen wir zum ersten Mal, doch das Team hat seine Klasse in der Vergangenheit bereits unter Beweis gestellt. Nicht zu vergessen Estland, die wir gut kennen und die uns auswärts auf dem Weg zur WM 2018 einige Probleme bereitet haben. Unsere Gegner sind allesamt kampfstark und wir müssen uns eventuell auf eine etwas härtere Gangart einstellen.“

Gruppe F: Dänemark, Österreich, Schottland, Israel, Färöer, Moldau

Kasper Hjulmand, Trainer Dänemark: „Es ist aus vielen Gründen eine gute Auslosung für Dänemark. Die anderen Teams haben Qualität und Talent. Vor allem Österreich und Schottland sind Mannschaften mit talentierten Spielern und viel Potenzial. Aber wir haben eine starke Mannschaft und wollen sie schlagen. Geografisch gesehen war es auch eine gute Auslosung, da wir nicht zu lange und in völlig andere Zeitzonen reisen müssen. Ich hoffe wirklich, dass Zuschauer zu unseren Heimspielen kommen können. Das wäre sowohl für die Fans als auch für die Spieler großartig.“

Franco Foda, Teamchef Österreich: „Es ist eine sehr interessante, ausgeglichene Gruppe. Dänemark ist der leichte Favorit, aber in dieser Gruppe ist alles möglich. Es ist unser klares Ziel, den ersten oder zweiten Platz zu belegen. Ich bin immer optimistisch und möchte immer alle Spiele gewinnen. Wir haben alle Möglichkeiten und gehen positiv an die Sache heran.“

Gruppe G: Niederlande, Türkei, Norwegen, Montenegro, Lettland, Gibraltar

Frank de Boer, Trainer Niederlande: „Es ist jetzt keine Todesgruppe. Es gibt überhaupt keine Todesgruppe. In jeder Gruppe ist der Gruppenkopf meiner Meinung nach Favorit. Natürlich sind die Türkei und Norwegen ernste Gegner. Die Türkei ist eine große Fussballnation mit sehr guten Spielern. Norwegen hat auch eine gute Mannschaft, vor allem mit Erling Haaland oder Martin Ødegaard. Montenegro und Lettland sind gut organisiert. Gegen Gibraltar müssen wir etwas für unser Torverhältnis tun.“

Rafael van der Vaart (niederländischer Ex-Nationalspieler): „Es ist eine schwierige Gruppe. Ich denke, die Gruppe der Niederlanden ist die Todesgruppe.“

Gruppe H: Kroatien, Slowakei, Russland, Slowenien, Zypern, Malta

Zlatko Dalić, Trainer Kroatien: „Unser Ziel ist es, uns für die Weltmeisterschaft zu qualifizieren. Wir sind in einer Gruppe, in der wir das erreichen können. Die harten Spiele der letzten zwei Jahre haben sich als Vorbereitung für diese Spiele als nützlich erwiesen.“

Gruppe I: England, Polen, Ungarn, Albanien, Andorra, San Marino

Marco Rossi, Trainer Ungarn: „Einmal mehr hat sich gezeigt, dass ich bei Auslosungen eher Pech habe, auch wenn es richtig ist, dass wir eine noch schwerere Gruppe hätten erwischen können. England stand bei der letzten Weltmeisterschaft im Halbfinale und ist aktuell vierter der FIFA-Weltrangliste. Polen steht auf Rang 19 und hat Lewandowski in seinen Reihen, der seine Torgefahr in der WM-Qualifikation als bester Torschütze schon mehrfach unter Beweis gestellt hat. Für mich gehört Albanien zu den stärksten Mannschaften aus Topf 4.“

Gareth Southgate, Trainer England: „Dieses Spiel ist natürlich geschichtsträchtig. Es scheint wie ein Fluch, dass wir immer wieder auf Polen treffen. Auch gegen Ungarn gab es in der Historie einige interessante Spiele. Doch das Spiel von Tomaszewski hat in der Geschichte des englischen Fussballs natürlich einen ganz besonderen Stellenwert. Ich habe so viele Menschen von dieser Partie reden gehört. Gegen England haben die anderen Mannschaften immer die Möglichkeit, Geschichte zu schreiben. Für die anderen Nationen ist ein Spiel gegen England immer etwas Besonderes. Sie wollen nicht nur gut, sondern sich auch ins Blickfeld der Premier League spielen. Gegen uns sind die Gegner immer besonders motiviert.“

Gruppe J: Deutschland, Rumänien, Island, Nordmazedonien, Armenien, Liechtenstein

Joachim Löw, Bundestrainer: „Insgesamt eine interessante Gruppe, in der wir als die großen Favoriten ins Rennen gehen und natürlich ist es auch unser Anspruch, dass wir diese Gruppe gewinnen. Island hat in den letzten Jahren bei den Turnieren für Furore gesorgt, natürlich auch für große Stimmung überall da, wo sie aufgetreten sind. Es ist eine Mannschaft, die mittlerweile sehr gut organisiert ist und einen erfrischenden und schnellen Fußball nach vorn spielt. Die Rumänen haben, glaube ich, eine sehr junge Mannschaft, vorwiegend auch mit Spielern, die bei der letzten U-21-EM gespielt haben. Sie waren im Halbfinale gegen Deutschland und haben sehr gute Spieler in ihren Reihen.“

Die Gruppensieger sind direkt qualifiziert, die Gruppenzweiten müssen in die Play-offs um noch drei WM-Tickets mit den beiden besten noch nicht qualifizierten Gruppensiegern aus der Nations League.