Olaf Scholz und sein betont lässiger Auftritt im Flieger. Foto: dpa/Kay Nietfeld

Der Kanzler trägt auf seinem Flug in die USA einen grauen Pullover und schon lästert das Netz über den vermeintlichen „Baumarkt-Look“ des SPD-Politikers. Dabei hat Olaf Scholz nur einen alten politisch-modischen Trick angewandt. Ein Stilcheck.

Stuttgart - Zugegeben: Neben charismatischen Sozialdemokraten wie Willy Brandt, Helmut Schmidt und einem Brioni-Träger wie Gerhard Schröder wirkt der der deutsche Kanzler blass, um nicht zu sagen: unsichtbar. „Scholzomat“ nannten Gegner aufgrund seiner mechanisch vorgetragenen Wortbeiträge. Man könnte das auch auf Olaf Scholz‘ eher pragmatischen Kleidungsstil von Olaf Scholz übertragen. Man könnte aber auch sagen: ein Scholzomat hat gar keinen Stil.

Camouflage und Populismus

Doch das wäre echt fies. Denn gerade Olaf Scholz beweist ein feines Gespür für die Wirkung von Kleidung auf potenzielle Wähler und Trends. Auffällig an ihm ist sein Talent, abzutauchen, eins zu werden mit der Umgebung. Camouflage ist Scholz’ modisch-politische Antwort auf die Herausforderungen in stressigen Zeiten. Nun sorgte der Bundeskanzler mit einem legeren Outfit auf dem Flug nach Washington für Gesprächsstoff. In den sozialen Medien war gar von einem „Baumarkt-Look“ die Rede, was aber nur Leute behaupten können, die noch nie an einem Samstag in einem deutschen Baumarkt waren. Hier regiert die Cargohose, dazu das Flanellhemd in Karo über der Hose. Nein, Olaf Scholz zeigt sich der Welt entspannungsorientiert in einem grauen Rundhalspullover. Ein Typ zum Ankuscheln. Das machte auch der frühere Kanzler Helmut Kohl gelegentlich, als er in seine berühmt-berüchtigte Strickweste schlüpfte: Deeskalieren mit Klamotten.