Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hütet viele alte Dinge. Ihre Struktur scheint eher unschön in die Jahre gekommen zu sein. Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka

15 Sammlungen mit 4,7 Millionen Objekten an 19 Standorten: Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz verwaltet Berlins große Museen. Nun hat der komplexe Koloss eine Reform dringend nötig – das sehen auch die Museumschefs so.

Berlin - Bei der anstehenden Reform der umstrittenen Stiftung Preußischer Kulturbesitz wollen Bund und Länder punktuell auch die betroffenen Einrichtungen und Museen ins entscheidende Gremium holen. „Bund und Länder haben sich entschieden, diesen Prozess gemeinsam mit einer Reformkommission zu steuern“, sagte Stiftungspräsident Hermann Parzinger am Mittwoch in Berlin nach einer Sitzung des Stiftungsrates. „Unter dem Vorsitz des Bundes sind vier Länder beteiligt, nämlich Berlin, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Hamburg. Von der Stiftung sind der Präsident und der Vizepräsident als Verwaltungsleiter dabei.“

Laut Parzinger sollen die vom Wissenschaftsrat benannten Probleme möglichst direkt angegangen werden. „Die Frage ist, wie man die Autonomie der einzelnen Einrichtungen und Museen konkret umsetzen kann. Da brauchen wir die Expertise der Einrichtungen und der Museen sowie externe Begleitung. Die werden über Arbeitsgruppen beteiligt sein und je nach Thema auch in der Reformkommission mitwirken“, sagte Parzinger. „Wir müssen jetzt die Probleme angehen und schnell zu Lösungen kommen. Das wollen wir in drei bis fünf Jahren, frühestens in drei Jahren ist realistisch, spätestens in fünf wollen wir durch sein.“

Tief gestaffelte Hierarchie

Der wie die Stiftung von Bund und Ländern getragene Wissenschaftsrat hatte für Stiftung und Museen konstatiert, die Dachkonstruktion schränke die Entwicklung der Einrichtungen ein. Gründe dafür seien „tief gestaffelte Hierarchien und unklare Entscheidungsprozesse“. Mit den Sammlungen von Weltrang, die für internationales Publikum von höchstem Interesse seien, werde das Potenzial nicht hinreichend ausgeschöpft. Als Ursache sieht der Wissenschaftsrat strukturelle Rahmenbedingungen und nicht ausreichende finanzielle Ausstattung.

Nach Vorlage der Analyse hatten die betroffenen Museumsdirektoren mehr Eigenverantwortung gefordert. „Die langwierigen und intransparenten Prozesse in einer tiefgestaffelten Hierarchie verhindern ein schnelles Eingehen auf aktuelle Fragestellungen und Wünsche des Publikums oder die Initialisierung neuer Forschungsvorhaben“, hieß in einer gemeinsamen Stellungnahme. „Ein Weniger an Strukturen führt hier eindeutig zu einem Mehr an Handlungsfähigkeit. Das wäre dann auch mit einem Mehr an Verantwortlichkeit verbunden.“

Eine Frage des Geldes

Allen Beteiligten sei klar, dass über Finanzierungsfragen geredet werden müsse. „Es geht hier um nichts weniger als um die Zukunft der größten deutschen Kultureinrichtung“, sagte Parzinger. „Wir sind für Reformen bereit, aber wir müssen auch die Ressourcen für Veränderungen bekommen.“

Die Staatlichen Museen zu Berlin umfassen 15 Sammlungen mit 4,7 Millionen Objekten an 19 Standorten. Der Wissenschaftsrat hatte eine Gliederung der Stiftung mit rund 2000 Mitarbeitern in vier Organisationen vorgeschlagen: Museen mit Musikforschung in Trägerschaft nur noch von Bund und Land Berlin, Staatsbibliothek, Staatsarchiv und Ibero-Amerikanische Institut jeweils selbstständig ganz beim Bund.