„Visionärin? Manipulatorin? Lügnerin?“ – das Filmplakat lässt die Antwort offen. Foto: Verleih/ 

Einst Ort der NS-Filmpropaganda, nun Raum für Debatten: In Stetten wird die Doku „Riefenstahl“ gezeigt – mit den Expertinnen, die den Nachlass der umstrittenen Filmemacherin sichteten.

Die Glockenkelter in Stetten – einst Schauplatz nationalsozialistischer Filmpropaganda, nun Ort kritischer Auseinandersetzung mit einer der umstrittensten Filmemacherinnen des 20. Jahrhunderts. Am 12. März wird hier die 2024 erschienene Dokumentation „Riefenstahl“ von Andres Veiel gezeigt.

Eine besondere Gelegenheit: Die beiden Frauen, die den gigantischen Nachlass der Regisseurin sichteten, sind anwesend und geben Einblicke in ihre jahrelange Recherchearbeit.

Von der Ästhetik zur Ideologie

Wie der Veranstalter, der Verein Allmende Stetten, mitteilt, wurde die Glockenkelter 1933 zum NSDAP-Parteilokal umfunktioniert. Hier liefen Unterhaltungsfilme, aber auch Propagandawerke – darunter die ikonischen Filme von Leni Riefenstahl. Mit ihrer Inszenierung des NSDAP-Reichsparteitags und der Olympischen Spiele 1936 prägte sie eine Bildsprache, die bis heute fasziniert und irritiert. Ihr Erbe ist ambivalent: visionäre Ästhetin oder willige Unterstützerin des Regimes?

Adolf Hitler mit Joseph Goebbels (rechts) zu Besuch bei Leni Riefenstahl in ihrer Villa in Berlin-Dahlem 1937 Foto: Archiv/ 

Die Dokumentation „Riefenstahl“ geht dieser Frage nach. Der Film basiert auf 700 Umzugskartons voller Briefe, Fotografien, Tonbänder und Filmschnipsel, die ein Team um Monika Preischl und Christiane Caemmerer katalogisierte. Beide werden an diesem Abend in Stetten vor Ort sein, um über ihre Arbeit zu sprechen – eine seltene Gelegenheit, hinter die Kulissen der Archivarbeit zu blicken.

Das Filmplakat wirft provokant die Frage auf: „Visionärin? Manipulatorin? Lügnerin?“ Die Doku setzt die Puzzleteile eines widersprüchlichen Lebens zusammen und zeigt, wie Riefenstahl mit der Macht der Bilder spielte – und wie sie sich nach 1945 aus der Verantwortung zu stehlen versuchte.

Glockenkelter im NS-Kontext

Vor dem Hauptfilm gibt es Ausschnitte aus „Oma, i will a Schmalzbrot“, einer filmischen Spurensuche zur Geschichte der Glockenkelter und den dortigen NS-Filmvorführungen. Die Veranstaltung wird von Allmende Stetten, dem Kommunalen Kino Kernen und der David-Pfeffer-Geschichtswerkstatt organisiert.

Der Film

Termin
Mittwoch, 12. März, 19 Uhr, Glockenkelter, Stetten. Eintritt: 8 Euro (ermäßigt 5 Euro), Jugendliche und Studierende frei.