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Stuttgart (seb) - Die Sternwarte Stuttgart hat ihr historisches Teleskop zurück. Gestern Vormittag wurde der 1,5 Tonnen schwere Zeiss-Refraktor per Kran an seinen angestammten Platz im Turm zurückgesetzt. Nach dem Brand, der in dem denkmalgeschützten Gebäude vor knapp zwei Jahren wütete, ein großer Schritt in Richtung Wiedereröffnung.

Seit dem 10. November 2015 ist auf der Sternwarte Stuttgart nichts mehr wie zuvor. Ein Brand verwüstete den Vortragsraum der Sternwarte und zerstörte die umfangreiche Fachbibliothek. Noch größere Schäden entstanden wegen dem giftigen Rauchgas, das durch die gesamte Sternwarte zog und alle Oberflächen stark kontaminierte. Auch das in der Kuppel beheimatete historische Zeiss-Teleskop war betroffen. Es musste aufwendig mit einem Spezialkran abgebaut und zu einer Fachfirma nach Jena zur Reinigung gebracht werden.

Dort wurde es bis auf die kleinste Schraube komplett zerlegt. Lackierte Teile wurden sandgestrahlt. „Eine echte Fitzelarbeit“, sagte ein Experte der 4H-Jena Engineering GmbH gestern, der den Rücktransport begleitete. Der 1911 erbaute Refraktor sei wie neu. Natürlich war er mit seinem Team auch beim Einbau des Teleskopes in der Sternwarte vor Ort. Auf den Millimeter genau wurde mit Lasern der Standort ausgemessen. Zunächst wurde der Sockel auf drei kleinen Plattformen ausgerichtet, anschließend folgte der Teleskopkörper und weitere Anbauteile.

Parallel dazu wurde auch wenige Meter unterhalb des Teleskopes fleißig gebohrt und gehämmert. Schließlich soll der Wiederaufbau noch in diesem Jahr geschafft sein. „Es war eine harte Zeit für den Verein, aber wir blicken jetzt optimistisch in die Zukunft“ sagte Christiane Lerch, die Geschäftsführerin des 1920 ins Leben gerufenen Vereins „Schwäbische Sternwarte“. Die Einrichtung auf der Uhlandshöhe wurde bereits zwei Jahre nach der Gründung eröffnet, das Zeiss-Teleskop fand allerdings erst 1947 den Weg in den Turm - der Vorgänger wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Anfangs erhielt der Verein den Refraktor als Leihgabe, zum 30-jährigen Jubiläum wurde er ihm geschenkt. „Es ist schön, zu sehen, dass die Sternwarte bald wieder voll funktionsfähig sein wird“, fügte der Vorsitzende Andreas Eberle hinzu. „Ab 2018 werden wir das Teleskop wieder für Führungen einsetzen können.“ Rund 200 verschiedene Angebote seien Dank des großen Engagements der ehrenamtlichen Mitarbeiter geplant. Hinzu kommen noch zahlreiche Vorträge, Workshops und kulturelle Sonderveranstaltungen zu allen Bereichen der Astronomie.