Lizzy Caplan und Tim Robbins beim Fotoshooting in London Foto: Starzplay

In der der Stephen-King-Serie „Castle Rock“ treffen Lizzy Caplan und Tim Robbins aufeinander. Im Interview gibt Caplan zu, dass sie Kunstblut eklig findet und Robbins verrät, dass er gerne mal ein Auto spielen würde.

London - Die Serie „Castle Rock“ auf Starzplay ist eine Art Stephen-King-Vergnügungspark. Zwischen all die Mystery- und Horrorattraktionen, all die Anspielungen auf das Œuvre des Meisters des Unheimlichen wagen sich in der am 13. Februar startenden zweiten Staffel zwei US-Stars: Lizzy Caplan ist die psychopathische Krankenschwester Annie Wilkes aus dem Roman „Misery“, Tim Robbins der Ganove Pop Merrill aus der Novelle „Zeitraffer“. Wir haben die beiden in London getroffen.

Ms. Caplan, Mr. Robbins, ich bin beruhigt: Sie sehen im echten Leben viel besser aus als in „Castle Rock“.

Tim Robbins Danke, ich mag es, wenn Interviews mit Schmeicheleien beginnen.

Die Serie scheint aber wirklich nichts für eitle Schauspieler zu sein. Sie, Ms. Caplan, spielen Annie Wilkes als graugesichtige Frau, deren Körpersprache durch Psychopharmaka seltsam starr-verzerrt wirkt. Sie, Mr. Robbins, spielen einen Krebspatienten.

Robbins Ja, die mussten mich jeden Tag bleich schminken.

Lizzy Caplan Weil du diesen wunderbaren goldenen kalifornischen Teint hast.

Robbins Und weil ich so aussehen sollte, als ob ich kurz davor sei abzukratzen.

Caplan Für mich war es eine echte Befreiung, so eine Rolle spielen zu dürfen.

Robbins Wie viele Szenen hast du eigentlich gehabt, in denen du mit Blut vollgeschmiert warst?

Caplan Ich würde sagen, um die 90 Prozent. Und dieses Kunstblut ist echt eklig. Das ist so eine Art klebriger Maissirup. Ich habe mich immer noch nicht davon erholt.

Hat Sie die Rolle der Annie Wilkes auch sonst nach Drehschluss weiter verfolgt?

Caplan Nein, ich bin kein Method Actor. Es war zwar nicht leicht, sich in diese Frau hineinzuversetzen. Aber ich musste, wenn ich frei hatte, nicht als Annie Wilkes herumlaufen und die Psychopathin spielen.

War es schwer, sozusagen gegen Kathy Bates anzutreten, die 1991 für ihre Darstellung von Annie Wilkes im Film „Misery“ mit einem Oscar ausgezeichnet wurde?

Caplan Ich streite mich garantiert nicht mit Kathy Bates darüber, wer die bessere Annie Wilkes ist.

Hat Kathy Bates Sie beeinflusst?

Caplan Ja, ich wollte, dass man einige Schattierungen von Kathy Bates in unserer Version von Annie Wilkes’ findet. Weil das, was sie gemacht hat, so ikonisch ist. Wenn man an Annie Wilkes denkt, denkt man an Kathy Bates.

Annie Wilkes und Pop Merrill, den Sie spielen, Mr. Robbins, haben gemeinsam, dass es nicht ganz klar ist, ob sie eher gut oder böse sind, und dass sie versuchen, schlimme Dinge, die sie getan haben, gut zu machen.

Robbins Ich glaube sogar, dass sie die schlimmen Dinge, die sie tun oder getan haben, für gut halten. Es gibt wahrscheinlich nur sehr wenige Menschen, die sich selbst für schlechte Menschen halten.

Caplan Jeder ist der Held in seiner eigenen Geschichte.

Robbins Als Schauspieler musst du dich jeder Figur, die du darstellen sollst, sowieso ohne Vorurteil nähern. Wir dürfen uns nicht vorher festlegen, ob wir gut oder böse sein wollen. Unser Job besteht darin, die Komplexität einer Figur zu erfassen.

Caplan Annie zum Beispiel hat ja schon sehr viel hinter sich, als wir ihr zum ersten Mal begegnen. Sie ist seit vielen Jahren mit ihrer Tochter auf der Flucht, kommt nie zur Ruhe, ist ununterbrochen in einem Zustand der Panik und Paranoia.

Gehören Sie selbst eigentlich zu den Menschen, die leicht zu erschrecken sind?

Caplan Früher schon. Jetzt nicht mehr so sehr. Ich habe wahrscheinlich zu viele Horrorfilme geschaut und bin etwas abgebrüht. Wie ist es mit dir, Tim?

Robbins Hm, ich schau nicht so viele Horrorfilme und bin deshalb schon noch etwas schreckhafter.

Und was macht Ihnen mehr Angst, die Horrorgeschichten, die sich Leute wie Stephen King ausdenken, oder das, was gerade in der wirklichen Welt passiert?

Caplan Die Wirklichkeit!

Robbins O ja, definitiv. Die Realität ist viel gruseliger.

Warum?

Robbins Schauen Sie sich doch an, was da gerade in Australien passiert ist. Diese Waldbrände. Wir haben einen Präsidenten, der behauptet, dass das, was 99 Prozent der Wissenschaftler über den Klimawandel sagen, nur ein Schwindel sei – das macht mir Angst.

Caplan Stimmt, genau.

Da würde Ihnen wohl auch Stephen King zustimmen, der politisch engagiert ist und auf Twitter unverblümt gegen Trump wettert. Haben Sie den Eindruck, seine Bücher haben auch eine politische Botschaft?

Robbins Nein.

Caplan Zumindest werden seine Bücher nicht als politisch wahrgenommen.

Und wie politisch ist „Castle Rock“? In der zweiten Staffel geht es zum Beispiel um das Schicksal somalischer Flüchtlinge.

Robbins Meiner Meinung nach sind die meisten Filme, die bleiben, diejenigen, die zwar das aufgreifen, was die Menschen aktuell beschäftigt, aber trotzdem universelle Themen verhandeln. Ich glaube, dass kaum ein Filmemacher von sich selbst behaupten würde, dass er politische Filme macht. Wir versuchen nur, Geschichten zu erzählen, die die Welt um uns herum widerspiegeln. Entweder man macht das, oder man ignoriert die Welt, in der wir leben.

Und wie ist sonst ihr Verhältnis zu Stephen King und seinen Geschichten? Ms. Caplan, es heißt, Ihr Ehemann sei der größte Stephen-King-Fan weit und breit.

Caplan Absolut richtig.

Hat das für Sie den Job schwerer gemacht?

Caplan Nein, leichter. Er hat mir geholfen, all die Anspielungen zu verstehen, die ich nicht kannte, weil ich Stephen Kings Bücher nicht so gut kenne.

Und wie hat es sich für Sie, Mr. Robbins, angefühlt, ins Stephen-King-Universum zurückzukehren? Sie spielten vor 26 Jahren in der Stephen-King-Verfilmung „Die Verurteilten“ die Hauptrolle.

Robbins Die Serie „Castle Rock“ spielt in einer komplett anderen Welt. Ich habe nie wirklich darüber nachgedacht, was das eine mit dem anderen zu tun hat. Es fühlt sich einfach so anders an. Was letztlich den Beweis dafür liefert, wie grandios Stephen King ist, wie effektiv er unterschiedliche Genres beherrscht. Er kann Sachen schreiben, die dir Angst einjagen, und Sachen schreiben, die dich tief bewegen.

Könnten Sie sich eine andere Figur aus der Stephen-King-Welt vorstellen, die Sie gerne spielen würden?

Robbins Hm.

Caplan Tim würde gerne mal Christine spielen, das mordende Auto (lacht).

Robbins Okay. Ja. Ich spiele Christine. Das würde die Geschlechterrollen völlig aufbrechen, und ich dürfte mich von einem Menschen in ein Auto verwandeln.

Caplan Das wäre mal eine echte schauspielerische Herausforderung.

Robbins Könnte für einen Oscar reichen.

Lizzy Caplan, Tim Robbins und „Castle Rock“

Schauspielerin Lizzy Caplan (37) wurde im Jahr 2008 durch den Film „Cloverfield“ berühmt. Zuletzt war sie als Résistance-Kämpferin in der Serie „Das Boot“ zu sehen.

Schauspieler Tim Robbins (61), der auch Regie führt („Dead Man Walking“), erhielt im Jahr 2004 für „Mystic River“ einen Oscar als bester Nebendarsteller.

Serie Die zweite Staffel der Horror-Anthologie-Serie „Castle Rock“ nach Stephen-King-Motiven startet am Donnerstag, 13. Februar, bei Starzplay.