Hilfe für Flutopfer: Tina Siber aus Steinheim-Höpfigheim (Landkreis Ludwigsburg) packte bereits im Ahrtal mit viel Herzblut mit an, jetzt organisiert sie Hilfe für Spanien, wo sie mit Menschen vor Ort direkt in Kontakt ist.
„Es war ein Albtraum. Es war alles voller Schlamm, die Autos stapelten sich übereinander. In manchen Straßen konnte man nicht gehen, so viel Zeug war da, so viele Autos, so viel Wasser, so viel Schlamm, ich war verzweifelt.“ Das sind die Worte von Susana. Sie lebt in Catarroja nahe der Stadt Valencia in Spanien, mitten im Flutgebiet.
Mehr als 1600 Kilometer entfernt, im beschaulichen Höpfigheim nahe Steinheim, lebt Tina Siber. Die Worte von Susana, einer Bekannten, bewegen sie. Wenn irgendwo auf der Welt Pegelstände ansteigen, eine Flut droht oder Wassermassen Häuser und Menschenleben zerstören, dann greift das Tina Siber noch intensiver an als vermutlich die meisten anderen Menschen. Die 45-Jährige ist im Ahrtal aufgewachsen. Nach der Katastrophe in ihrer Heimat vor etwas mehr als drei Jahren gründete sie in Höpfigheim die „Flutopferhilfe aus’m Ländle“ und packte unermüdlich im Ahrtal mit an.
Hilfe für Spanien aus dem Ländle
Jetzt ist sie dabei, für Spanien Hilfe zu organisieren. Als sie bei einer weiteren spanischen Freundin, die in Valencia wohnt, im WhatsApp-Status Bilder der Katastrophe gesehen hatte, nahm sie Kontakt mit ihr auf. „Was braucht ihr?“, fragte sie.
Ein erster Aufruf über ihre Kontakte aus der Ahrtal-Hilfe brachte fast 500 Euro. Geld, das die Menschen in Catarroja in Schutzbekleidung, Eimer, Babysachen, Wasser, Schrubber und Putzmittel steckten. Derzeit plant Tina Siber gemeinsam mit dem Verein „Lohmar hilft“ und dem Helfer-Stab einen Lastwagen-Transport mit Hilfsgütern in die Region Valencia.
So ein Transport kostet eine Menge Geld. Geld, für das weitere Spenden benötigt werden. Oder eine Spedition, die „vielleicht sowieso in die Richtung muss und etwas mitnehmen kann“, hofft Tina Siber. Im Moment versucht sie, über das spanische Konsulat eine Mautbefreiung für den Hilfstransport zu erreichen.
Die Situation in der von der Flut betroffenen Region in Spanien ist nach wie vor verheerend. Susanna aus Catarroja schreibt: „Es ist wahr, dass ich viele Dinge hatte, die ich vielleicht nicht brauchte, aber das war mein eigenes Problem, nicht das des Wassers. Ich zog Bäume, Rohre und viele andere Dinge aus meinem Haus.“
Die Flut hat Autos aufgetürmt, alles ist voller Schlamm. „Den kriegt man nicht weg“, hat Tina Siber erfahren. „Und die Leute laufen teils mit Flip-Flops durch den Schlamm, in dem Tierkadaver und anderes liegt.“ Einweganzüge, Handschuhe und Gummistiefel werden deshalb im Hilfstransport sein.
Anders als damals im Ahrtal möchte und kann Tina Siber diesmal nicht die Bürger zu Sachspenden aufrufen. Zum einen fehlt es ihr diesmal an Lagermöglichkeiten. Zum anderen werden manche Dinge, wie etwa Kleidung, gar nicht benötigt. Zudem ist ihre Erfahrung, dass, wenn ein Aufruf nach einer bestimmten Sache kommt, danach oft zu viel davon da ist und schon längst etwas anderes benötigt wird.
„Deshalb sind Geldspenden am effektivsten“, betont die Höpfigheimerin. „Die Leute vor Ort sagen, was sie benötigen – etwa Wasser, Essen für die Helfer oder Müllsäcke – , wir schicken das Geld per Paypal und sie schicken uns die Quittung.“ Tina Siber guckt in ihr Handy und sagt: „Ach, die nächsten zehn Euro sind gekommen, wie schön!“ Auch kleine Beträge sind wichtig, betont sie. „Jeder einzelne Euro zählt.“
„Es zerreißt es mir das Herz“
Wie wichtig die Hilfe für die Menschen in Spanien ist, weiß Tina Siber aus dem Ahrtal. Noch mehr als drei Jahre später „zerreißt es mir das Herz, wenn ich manche Ortschaften in meiner Heimat sehe“. In Spanien ist die Katastrophe erst wenige Tage her, „es geht um die allergrundlegendsten Dinge“.
Auch Menschen werden noch vermisst. Die Ungewissheit und der Schmerz sind groß, schreibt Susana aus Catarroja in ihrer WhatsApp: „Die Zahl der Opfer, die sie sagen, glauben wir nicht. Es sind viel mehr, ich denke, es sind vier- oder fünfmal so viele, aber sie wollen keine Panik verbreiten. Es gibt viele Opfer, viele Vermisste, und es ist ein Albtraum.“
Spenden kann man über Tina Siber via Paypal an mr.diesel@gmx.com oder, wer eine Spendenquittung möchte, über den Verein „Lohmar hilft“. Die IBAN: DE82 3706 9520 1732 1430 13. Es wird darum gebeten, als Verwendungszweck „Fluthilfe Spanien“ anzugeben.