Sie sehen so niedlich aus – können aber für Hunde hochansteckend sein. Vorsicht bei zutraulichen Waschbären! Foto: Frank Rodenhausen

Die Tierseuche Staupe breitet sich im Rems-Murr-Kreis weiter aus – und wird zur ernsten Bedrohung für Hunde. Was jetzt hilft und wo es besonders kritisch ist.

Die Krankheit kommt leise. Sie schleicht sich in Gärten, an Waldränder, auf Spielplätze – getarnt im zotteligen Fell eines Waschbären. Und sie bleibt. Wie das Landratsamt Rems-Murr am Donnerstag mitteilte, wurde Ende Januar erneut ein mit dem hochansteckenden Staupe-Virus infizierter Waschbär in Plüderhausen nachgewiesen. Die Probe wurde durch das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart (CVUA) untersucht – und bestätigt damit: Die Seuche ist nicht besiegt.

Das Virus, das vor allem Wildtiere wie Waschbären, Füchse und Marder befällt, ist in der Region weiter präsent. Zwischen Januar 2024 und März 2025 wurden insgesamt 45 infizierte Waschbären sowie 14 Füchse und zwei Marder nachgewiesen. Verdachtsfälle gibt es neben Plüderhausen und Urbach auch in Gemeinden wie Leutenbach, Allmersbach im Tal, Rudersberg-Klaffenbach, Maubach und Burgstall.

Unerklärlich zutraulich

Erkrankte Tiere wirken benommen, orientierungslos und verlieren die natürliche Scheu vor dem Menschen. Foto: IMAGO/Martin Wagner/ 

Die Symptome sind oft tückisch. Erkrankte Tiere wirken benommen, orientierungslos und verlieren die natürliche Scheu vor dem Menschen. Ein solches Verhalten ist kein kurioser Zufall, sondern ein klares Warnsignal. „Wenn ein Wildtier sich seltsam verhält, sollte man sofort Abstand halten“, mahnt Gerd Holzwarth, Dezernent im Landratsamt.

Für Menschen ist das Staupe-Virus ungefährlich – für ungeimpfte Hunde hingegen potenziell tödlich. Eine Impfung, so betont das Veterinäramt, ist der einzige verlässliche Schutz für Haustiere.

Unsichtbare Gefahr im Kot

Ein weiterer Erreger macht die Runde, wenn auch auf leisen Pfoten: der Waschbär-Spulwurm (Baylisascaris procyonis). Zwei infizierte Tiere wurden bereits in Plüderhausen entdeckt. Für Waschbären selbst harmlos, können die Parasiten für Menschen gefährlich werden – insbesondere, wenn infektiöser Kot unbemerkt in Sandkästen, auf Wiesen oder Terrassen gelangt. Die mikroskopisch kleinen Eier können neurologische Ausfälle, Hirnhautentzündungen oder Schäden an inneren Organen verursachen.

„Halten Sie Waschbären konsequent von Häusern, Sandkästen oder Gartenhäusern fern“, rät Holzwarth. Füttern sei tabu, ebenso das Anfassen von toten oder lebenden Wildtieren. Wer ein Tier bergen muss, solle Einmalhandschuhe und einen verschließbaren Plastiksack verwenden – und den direkten Kontakt möglichst vermeiden.

Was tun bei Sichtung eines kranken Wildtiers?

  • Tier nicht anfassen
  • Abstand halten
  • Untere Jagdbehörde informieren
  • Außerhalb der Dienstzeiten: Polizei benachrichtigen
  • Bei Verdacht im Siedlungsraum: Stadtjäger vermitteln lassen
  • Stadtjäger als Ansprechpartner

Um auf die anhaltenden Infektionsherde reagieren zu können, setzt der Rems-Murr-Kreis auf ein Netz aus Stadtjägern, die in 13 Kommunen aktiv sind – darunter Fellbach, Schorndorf, Weinstadt und Winnenden. Sie sind nicht nur für die Entnahme kranker Tiere zuständig, sondern beraten auch bei Fragen zur Wildtierabwehr. Eine aktuelle Liste mit Ansprechpartnern findet sich auf der Homepage des Rems-Murr-Kreises.

Staupe Virus

Gefahr
Das Staupe-Virus (Canine Distemper Virus) gehört zu den Paramyxoviren und ist für viele Fleischfresser hoch ansteckend. Die Infektion verläuft häufig tödlich. Symptome: hohes Fieber, Husten, Durchfall, Krämpfe, Lähmungen. Besonders gefährdet: ungeimpfte Hunde, Jungtiere und Wildtiere.