Das Statistische Bundesamt vermeldet, dass die Zahl der Todesfälle im Corona-Jahr 2020 gestiegen ist. Foto: Rainer Unkel/RAINER UNKEL

Die Zahl der Todesfälle ist im Corona-Jahr 2020 gestiegen, vermeldet das Statistische Bundesamt. Einen klaren Rückgang verzeichnet das Bundesamt bei den standesamtlichen Hochzeiten.

Wiesbaden - Wie hat sich im Corona-Jahr 2020 die Zahl der Todesfälle, der Geburten und der Hochzeiten in Deutschland entwickelt? Laut den jüngsten Daten nahmen die Sterbefälle zu, während die Zahl der Neugeborenen fast konstant blieb. Ein deutliches Minus wurde bei den Eheschließungen verzeichnet.

Todesfälle

Insgesamt starben im letzten Jahr etwa 986 000 Menschen, das sind 46 000 Todesfälle (5 Prozent) mehr als 2019. „Das ist ein merklicher Anstieg, der noch einmal deutlich höher gewesen wäre, wenn Corona nicht eingedämmt worden wäre“, sagte Mortalitätsexperte Sebastian Klüsener vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB). 2020 gab es demnach drei Phasen der Übersterblichkeit: zur ersten Corona-Welle im Frühjahr, während einer Hitzewelle im Sommer sowie zur zweiten Corona-Welle zum Jahresende.

Zudem habe es in den Phasen deutliche regionale Unterschiede gegeben. „Da wo die Pandemie stark um sich gegriffen hat, waren die Anstiege in der Sterblichkeit höher.“ So war Sachsen stärker betroffen als etwa Bremen oder Schleswig-Holstein, sagte der Experte.

Klüsener sieht noch einen anderen Grund für Anstiege bei den Todesfallzahlen: „Die geburtenstarken Jahrgänge Ende der 1930er Jahre kommen nun zunehmend in ein Alter mit erhöhter Sterblichkeit.“ Und das Statistische Bundesamt wies zudem darauf hin, dass 2020 ein Schaltjahr war. Dieser zusätzliche Tag bedeute im Schnitt 3000 zusätzliche Tote.

Geburten

2020 kamen etwas weniger Kinder auf die Welt: Die Zahl sank um rund 5000 auf 773 000 Babys, das entspricht einem Rückgang von 0,6 Prozent. Damit nimmt die Differenz zwischen Todesfällen und Geburten weiter zu: So starben im letzten Jahr 212 000 Menschen mehr als Kinder geboren wurden. 2019 lag dieses Geburtendefizit noch bei 161 000. Neu ist diese Entwicklung nicht: Dass es in Deutschland mehr Sterbefälle als Geburten gibt, ist ein langfristiger demografischer Trend, der seit 1972 anhält.

„Das Geburtenniveau bleibt nahezu auf dem Level der Vorjahre“, sagt Martin Bujard, Experte für Geburtenentwicklung am BiB. Und: „Wir haben immer noch über 100 000 mehr Neugeborene als im Jahr 2011. Damals war mit lediglich 663 000 Geburten einen Tiefpunkt erreicht worden.“ Deutschland liege im europäischen Mittelfeld, „nachdem wir viele Jahre bei den Geburten sehr weit hinten waren“.

Aber wie wirkt sich die Pandemie aus? „Corona kann die konkrete Kinderfrage schon massiv beeinflussen, dies kann aber individuell in unterschiedliche Richtungen gehen“, sagt Bujard. So könnten einerseits Sorgen oder Existenzängste dazu führen, dass ein Kinderwunsch verschoben werde. Andererseits könne gerade in der Corona-Zeit die Familie an Bedeutung gewinnen und der Kinderwunsch konkret werden.

Aus den Daten für das letzte Jahr lässt sich noch nicht viel ableiten, doch der Blick auf die Geburtenzahlen zwischen Dezember 2020 bis Februar 2021 zeigt: Der erste Corona-Lockdown 2020 hat nicht dazu geführt, dass deutlich mehr Babys gezeugt wurden. Die Kontaktbeschränkungen hätten sich „nicht spürbar“ auf die Geburtenzahl ausgewirkt, hieß es unlängst beim Bundesamt.

Hochzeiten

Können wir ein rauschendes Fest feiern? Wohin geht’s in den Flitterwochen? Die Unsicherheiten im Corona-Jahr scheint vielen Paaren die Lust auf eine Hochzeit verdorben zu haben. Standesamtlich heirateten im Corona-Jahr rund 373 000 Paare (minus 10 Prozent). Im April, also inmitten des ersten Lockdowns, ging die Zahl der Eheschließungen im Vergleich zum Vorjahresmonat sogar um 37 Prozent zurück.

Im Februar, also vor den Einschränkungen, hatten indes fast 50 Prozent mehr Paare geheiratet als im Februar des Vormonats. „Dazu haben offenkundig die besonderen Hochzeitsdaten 02.02.2020 und 20.02.2020 beigetragen - zu einem geringeren Teil auch der zusätzliche Februartag im Schaltjahr“, erklärten die Statistiker.