Einer von zahlreichen Ex-Profis im Trainerstab von Eintracht Frankfurt: Jürgen Kramny. Foto: imago/Jan Hübner

Sie sind neu in Frankfurt. Und gleich zum Start kehren Jürgen Kramny und sein Sohn Maurice mit der U19 der Eintracht zum VfB Stuttgart zurück. Der 48-Jährige äußerst sich zu dieser brisanten Angelegenheit.

Stuttgart - Jürgen Kramny ist in Stuttgart geboren, spielte von 1984 bis 1992 für den VfB Stuttgart und war danach auch Jugend- und Bundesligatrainer bei den Weiß-Roten. Nun kehrt er als Chefcoach der U19 von Eintracht Frankfurt zum VfB zurück. An diesem Samstag (12.30 Uhr) kommt es im Robert-Schlienz-Stadion zum Auftakt der A-Junioren-Bundesligasaison zu dem brisanten Duell.

Herr Kramny, der Spielplangestalter hatte ein Händchen …

…kann man wohl sagen, als ich das vor fünf Wochen sah, musste ich schmunzeln. Erst das Spiel beim VfB, dann kommt Mainz 05.

Es geht gegen Ihre zwei wichtigsten Ex-Vereine.

Und ich kann nicht leugnen, dass das schon etwas Besonderes ist.

Zumal es auch für Ihren 18-jährigen Sohn Maurice eine Reise in die Vergangenheit wird, der im Sommer ebenfalls vom VfB zur Eintracht wechselte.

Er hat die vergangenen acht Jahre beim VfB gespielt, davor drei Jahre in Mainz. Leider kann er in Stuttgart nur als Zuschauer dabei sein.

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Die alte Bandscheibengeschichte?

Ja, er hat eine achtmonatige Reha hinter sich, aber nächsten Woche ist noch einmal ein Eingriff nötig. Nach vier bis sechs Wochen kann er dann mit dem Aufbautraining beginnen.

Er gilt als Vollblut-Mittelstürmer mit viel Talent. Wie kam sein Wechsel zur Eintracht zustande?

Es ging nicht mehr richtig vorwärts bei Maurice, der Kopf spielt dabei auch eine Rolle. Wir waren der Meinung, dass er eine Luftveränderung braucht. Es wurde dann eine Lösung mit dem VfB gefunden und der Vertrag aufgelöst.

Jetzt leben Vater und Sohn gemeinsam in Frankfurt.

In einer Zweizimmer-Männer-WG am Riederwald. Die Aufgaben sind klar verteilt (lacht). Maurice ist zum Beispiel fürs Staubsagen zuständig. Wir sind praktisch rund um die Uhr zusammen. Bisher jedenfalls klappt alles bestens.

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Wie haben Sie sich als U-19-Trainer bei der Eintracht eingelebt?

Gut, ich genieße dieses ruhige, zielgerichtete, nachhaltige Arbeiten abseits des Haifischbeckens Bundesliga. Jeder weiß, wie es im Profizirkus zugeht, man wird brutal am Erfolg gemessen.

Zwischendurch hatten Sie auch arbeitslose Fußballer trainiert.

Ja, für die Spielergewerkschaft VDV. Es war eine total spannende Aufgabe, diesen Spielern eine Hilfestellung zu geben, wieder an sich zu glauben.

Auffallend sind die vielen Ex-Profis im Unterbau der Eintracht.

Das ist kein Zufall. Die Führungsetage mit Fredi Bobic an der Spitze hat das ganz bewusst so gewählt. Andy Möller ist Chef des Nachwuchsleistungszentrum, ich arbeite mit meinem Assistenten Andreas Ibertsberger und Torwart-Trainer Stephan Loboue (Anm.d.Red.: früher auch Torwart bei den Stuttgarter Kickers) zusammen. Hinzu kommen in U-16-Co-Trainer Alex Meier, U-17-Co-Trainer Ervin Skela und U-15-Chefcoach Thomas Broich weitere frühere Profis im Trainerstab.

Sie gelten als Verfechter von zweiten Mannschaften, wann gibt es diese wieder bei der Eintracht?

Ich halte diese Zwischenstufe auf dem Weg in den Profibereich in der Tat für sinnvoll, aber ein Team wieder anzumelden ist schwieriger als es abzumelden. Außerdem steht dieses Thema durch die Corona-Krise derzeit nicht wie oben auf der Agenda. Und in welcher Liga eine zweite Mannschaft wieder einsteigen könnte, wäre auch noch zu klären.