Eindecken könnten sich die Fans mit EM-Artikeln. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Die Nachfrage nach Trikots, Caps, Fahnen und Co. ist geringer als früher, heißt es aus Geschäften in der Stuttgarter Innenstadt. Auch sonst lässt das EM-Feeling noch auf sich warten.

Stuttgart - Andreas ist heiß auf die Fußball-EM: „Die Spiele der Deutschen schaue ich in jedem Fall“, sagt der junge Mann aus Echterdingen. Und eigentlich hat er sich vorgenommen, möglichst jede Begegnung der Fußball-Europameisterschaft im Fernsehen zu verfolgen. Vermutlich nur über das TV-Gerät im eigenen Wohnzimmer, meint der 28-Jährige. Mit großen Public-Viewing-Angeboten rechnet er nicht. „Die Stimmung vor der Europameisterschaft ist deshalb definitiv eine andere als sonst vor solchen Turnieren“, meint Andreas.

Ist es eine andere – oder doch eher gar keine Stimmung? Schaut man sich in der Innenstadt um, könnte man den Eindruck gewinnen, dass die Fußball-EM noch einmal verschoben worden ist. Menschen im Trikot der Nationalmannschaft? Fehlanzeige. Schwarz-rot-goldene Fahnen? Keine Spur. Wie Andreas freut sich aber auch Benjamin Neumaier auf das Turnier, das am heutigen Freitag mit der Partie Italien gegen die Türkei angepfiffen wird. „Das Eröffnungsspiel werde ich mir anschauen“, sagt der 18-Jährige, der am Donnerstagmittag wie Fußball-Fan Andreas über die sommerliche Königstraße schlendert. Ihn wundert ein wenig, dass auch die Medien, wie er meint, dieses Mal nicht das ganz große Europameisterschafts-Feuerwerk abbrennen. „Auch medial ist das etwas anderes als in den vergangenen Jahren“, sagt er.

Fans der Länder aus dem Auftaktspiel decken sich ein

„Die Nachfrage hat später eingesetzt als sonst“, sagt Manuel Schmidt, Verkäufer in der Fußball-Abteilung bei Sport Scheck in der Kronenstraße. Immerhin: Gleich im Eingangsbereich begrüßt das Sportgeschäft seine Kunden mit einem kleinen Europameisterschaftssortiment. Im Untergeschoss öffnet sich die große EM-Welt: Trikots in allen Farben und von fast allen Nationalmannschaften. „Seit rund einer Woche gehen die Trikots der Türkei und der Italiener sehr gut“, sagt Schmidt. Soll heißen: Die beiden Länder, die das Auftaktspiel im Stadio Olimpico in Rom bestreiten, mobilisieren bereits ihre Fans. Vom blauen Shirt der Squadra Azzurra hängt sogar nur noch ein einziges Exemplar an der Stange. „Die Anhänger dieser Mannschaften vereint eine große Leidenschaft und ein großer Enthusiasmus“, sagt der Sportartikel-Verkäufer. Auch das Teamtrikot der kroatischen Nationalmannschaft verkaufe sich traditionell ziemlich gut. „Den größten Umsatz machen wir aber natürlich mit den Trikots der deutschen Nationalmannschaft“, berichtet er.

Auch wenn das Fußballfieber in der Stadt also noch nicht sichtbar ausgebrochen ist – im Hintergrund scheinen sich die Fans für den großen Tag ihrer Teams zu wappnen. Was auch die Kaufhäuser in der Stadt bestätigen. Auch dort ist man mit Fußball-Shirts und Merchandising-Produkten versorgt: Neben den DFB-Trikots und den dazu passende Hosen für Herren, Damen und Kinder finden sich bei Breuninger beispielsweise auch Accessoires wie Caps, Mützen und Schals. „Der Kunde erwartet natürlich, dass wir Trikots, Bälle und Fanartikel im Sortiment haben“, sagt Thomas Benedetti, Geschäftsführer bei Galeria Kaufhof am Hauptbahnhof. Die Nachfrage schätzt Benedetti derzeit allerdings als „zurückhaltender als in der Vergangenheit“ ein.

Immerhin: Das Buch zur EM steht im Schaufenster

Ob der durchschnittliche Fußballfan auch eine Leseratte ist? Das Buchhaus Wittwer-Thalia scheint guter Dinge zu sein, dass das eine oder andere Fußball-Buch während der EM und vor allem danach über den Ladentisch geht. „Die eigentlichen EM-Bücher kommen ja erst nach dem Turnier“, sagt Geschäftsführer Rainer Bartle. „Deshalb haben wir jetzt erst einmal Bücher zusammengefasst, die das Thema Fußball abbilden.“ In die Schaufensterauslage hat es „Das offizielle Buch zu EM“ bereits geschafft. Fehlt also nur noch, dass der Ball endlich rollt.