Eines der Werke von Lin Zhipeng, der die stärksten Beiträge liefert Foto: Lin Zhipen/g

Küsse zu dritt, nackte Mopedfahrer und junge Männer, die hinter Gucci-Taschen Schutz suchen: Beim Gastauftritt in der Staatsgalerie fragt eine bunt-vitale Gruppenschau der Galerie Kernweine nach Identitäten und Rollenmustern der Gegenwart.

Den Geheimtipp-Status haben sie schon lange verloren. Mittlerweile weiß fast jeder in der Stuttgarter Ausstellungsszene, dass die Galerie Kernweine für eine Kunstphilosophie steht, die der leichten Konsumierbarkeit des Mainstreams intellektuelle Hindernisbrocken auf den Weg wuchtet. Und dieser Ansatz funktioniert. Vielleicht auch, weil der Schwerpunkt zeitgenössische Fotografie immer wieder originell erweitert wird. Die Galerie in Stuttgart-Süd beherbergte schon eine Pilzzucht auf Hanfspänen, demonstrierte die Wiederherstellung angeblich gelöschter Bilddateien oder verwandelte sich in ein digitales Kunstwerk. Als Gegenprogramm zum avantgardistischen Diskurstreiben serviert die angeschlossene Cafébar im industrieromantischen Ambiente vis-à-vis der Dinkelacker-Brauerei Espresso und Kuchen zu atypisch fairen Preisen.