Stadtplaner und die Baugenossenschaft Gartenstadt wollen das Quartier an der Schlotterbeck-/Sattelstraße nachverdichten. Vier Wohngebäude sollen errichtet werden. Anwohner protestieren dagegen.
In Stuttgart fehlen Wohnungen. Baugrundstücke vor allem inmitten der Stadtbezirke sind gesucht. Die Stadtplaner haben deswegen gemeinsam mit der Baugenossenschaft Gartenstadt Luginsland die Nachverdichtungsmöglichkeiten in Untertürkheim im Bestandsquartier an der Sattel-, Wallmer- und Fiechtnerstraße untersucht und eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Miteinbezogen wurde die breite Schlotterbeckstraße.
Diese Trasse wurde einst für eine Aufstiegsstraße nach Luginsland reserviert. Die Stadt gab die Pläne allerdings längst auf, der innerörtliche, mehr als 18 Meter breite Highway könnte schmaler werden, sodass diese Flächen dem Grundstück der Baugenossenschaft zugeschlagen werden können. Erste Pläne sehen vier hohe Neubauten vor. Rund 25 Wohnungen könnten dort entstehen. Die bestehenden, erst vor wenigen Jahren energetisch sanierten Gebäude blieben erhalten. Zwei mal zwei drei- bis viergeschossige Gebäude sollen platzsparend an die Straßenflächen angeordnet werden. Etliche große Bäume müssten aber gefällt werden.
Bürgerinitiative gegründet
Ende 2018 wurden die Pläne erstmals dem Bezirksbeirat, den Mietern und Bürgern vorgestellt. Die Bezirksbeiräte stimmten zu, unter den Anwohnern und direkten Nachbarn regte sich jedoch Widerstand. Im Herbst 2020 schlossen sich vor allem Nachbarn zu einer Bürgerinitiative zusammen. Nachdem einige Bäume stark gekappt wurden und das Gerücht aufkam, dass bald mit den Bauarbeiten begonnen werde, formierten sich die Nachbarn abermals und schrieben Verantwortliche der Stadtverwaltung an. „Die Wallmersiedlung ist eines der am dichtesten bebauten Quartiere in Untertürkheim. Wieso muss sie weiter nachverdichtet werden?“, fragt der Initiativensprecher Martin Graf. Auf der anderen Straßenseite – direkt gegenüber den Zweifamilienhäusern – seien an der Kreuzung zudem hohe Gebäude mit einem Satteldach geplant. „Sie würden das Stadtbild und Sichtachsen zerstören“, sagt Graf. Viele Nachbarn sorgen sich um die Luftqualität und befürchten schlechtere Klimabedingungen. „Die vier Neubauten werden auf den heutigen parkartigen Grünstreifen gequetscht, neun Bäume gefällt. Eine grüne Lunge geht verloren. Etlichen Tier- und Pflanzenarten – auch seltene – würde das Biotop geraubt “, beklagt eine Seniorin. Zudem führen sie zu Parkplatzmangel. Die Anwohner fürchten, vor unverrückbare Tatsachen gestellt zu werden und kein Mitspracherecht zu haben.
Projekt im Neckarpark hat Vorrang
Dem sei nicht so, beruhigt Untertürkheims Bezirksvorsteherin Dagmar Wenzel. Die Träger öffentlicher Belange seien gehört worden. Als Nächstes müsse – dies bestätigte auch Andreas Knoke, der Vorsitzende der Baugenossenschaft – ein städtebaulicher Vertrag zwischen der Landeshauptstadt und der Baugenossenschaft abgeschlossen werden. Beim Auslegungs- und Bebauungsbeschluss würden der Bezirksbeirat sowie die Stadträte als Vertreter der Bürgerinnen und Bürger eingebunden. Erst dann könne ein Bauantrag gestellt werden. „Es wird noch einige Zeit ins Land gehen, bis die Bauarbeiter anrücken“, beruhigt Wenzel. „Wir bereiten das Nachverdichtungsprojekt weiter vor, aber wir haben mehrere am Start. Unser Projekt im Neckarpark wird jedoch sicherlich als Erstes realisiert werden“, sagt Knoke.