Einer der Vorschläge für die Neue Mitte in Fellbach rund um die Lutherkirche (Bildmitte) – hier von der Cannstatter Straße aus gesehen Foto: Steinhoff/Haehnel Architekten

Der Stadtseniorenrat pocht auf stärkere Anstrengungen, damit der Bereich nördlich des Fellbacher Rathauses und der Lutherkirche künftig eine bessere Aufenthaltsqualität erhält. Ebenso brauche es wegen des Klimawandels mehr Schattenplätze.

Große Mehrheit, kleine Minderheit: Der Widerstand hielt sich in Grenzen, als es vor wenigen Tagen im Fellbacher Lokalparlament um die Entscheidung ging, die bisherige Endhaltestelle der Stadtbahnlinien U1 und U16 rund 100 Meter westlich zu platzieren, auf Höhe der Mauer des Alten Friedhofs. Erforderlich sind derartige Entscheidungen, weil die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) auf die erhebliche längeren 80-Meter-Züge umstellt und deshalb auch großzügigere Haltestellen nötig sind.

Verwunderung über den schnellen Beschluss

In Fellbach hatten vor allem OB Gabriele Zull und Baudezernentin Beatrice die Werbetrommel für dieses Votum gerührt – als einmalige Chance, das Zentrum rund ums Rathaus neu aufzustellen. Der Gemeinderat bog letztlich auf diese Linie ein: Den 23 Ja-Stimmen standen lediglich vier Nein-Voten und drei Enthaltungen gegenüber.

Dieser allgemeine Optimismus im politischen Gremium wird allerdings offenkundig nicht von allen geteilt. So hat sich jetzt der Stadtseniorenrat Fellbach zu Wort gemeldet – und der Verein ist „verwundert über den schnellen und einvernehmlichen Beschluss aller Gemeinderatsfraktionen zur Neugestaltung des Stadtzentrums“. Roswitha Morlok-Harrer und Heinz Weber vom Vorstand des Vereins betonen: „Wir sehen die Neugestaltung auch als Chance für das Stadtzentrum, wehren uns aber gegen die geplante Zupflasterung“. Negative Beispiele davon gebe es schließlich bereits in Fellbach mit dem Bereich vor dem F3-Bad und in der Neuen Mitte im Stadtteil Schmiden. Dort versuche die Stadt jetzt im Nachhinein, die Fehler zu korrigieren.

Freiburg als Vorbild für Fellbach

Auch die Überschwemmungen in anderen Teilen Deutschlands „sollten uns vor Zupflasterung warnen“. Durch den Klimawandel steige die Temperatur in den Städten. Deshalb müsse Sorge getragen werden, dass Plätze ausreichend Schatten für Menschen bieten, etwa durch Bäume, Pflanzen und Bachläufe wie beispielsweise in Freiburg.

Die Forderung des Stadtseniorenrats: „Die Aufenthaltsqualität für die Menschen in Fellbach soll durch solch eine Umgestaltung steigen. Sitzmöglichkeiten zum Verweilen sind einzuplanen. Fellbach kann durch eine Umgestaltung auch für Touristen interessant werden, wenn dementsprechende Aufenthaltsqualitäten vorhanden sind.“

18 Monate Umbauzeit? Nicht zumutbar!

Und das Duo ergänzt: „Was uns weiterhin Sorge bereitet, ist die Umbauzeit von 18 Monaten, in der die Endhaltestelle an der Schwabenlandhalle ist, die Buslinie 60 aber an der Lutherkirche hält.“ Mobilitätseingeschränkten Personen sei es nicht zuzumuten, 18 Monate lang von der Schwabenlandhalle an die Lutherkirche und umgekehrt zu gehen beziehungsweise zu rollen. Wie sehe die Buslinienführung während und nach Fertigstellung der Neuen Mitte aus? Dies sei ein wichtiges Thema gerade aufgrund des demografischen Wandels, „der auch vor Fellbach nicht Halt macht“. Fazit des Seniorenrats: „Nach diesem Grundsatzbeschluss des Gemeinderats ist noch viel zu tun bis zur Realisierung des Vorhabens.“