Das Züblin-Parkhaus wird wohl im Bestand saniert werden. Foto: Mario Esposito

Ein Architektenbüro empfiehlt der Stadt, das Parkhaus im Leonhardsviertel im Bestand zu sanieren. Die meisten Stadträte finden Gefallen an diesem Gedanken.

Wer über das Züblin-Parkhaus sprach oder nachdachte, war zuletzt schnell einem Lagerdenken verhaftet. Die einen empfanden den Klotz als Riegel zwischen Bohnen- und Leonhardsviertel, der unbedingt weg muss. In diesem Zusammenhang wird dann immer wieder von Stadtreparatur gesprochen. Für die anderen versprüht es Charme, das Parkhaus im Bestand zu sanieren. Aus energetischer und klimatischer Sicht. Aber auch, weil es so zu einem Prestigeobjekt für die Internationale Bauausstellung (IBA) 2027 werden könnte.

Mehrheit gegen Abriss

Nach Lage der Dinge kristallisiert sich in dieser Frage nun eine politische Mehrheit im Gemeinderat für Variante zwei heraus. Trotz zahlreicher Nachteile, die ein Architekturbüro bei der Präsentation einer Machbarkeitsstudie im Stadtentwicklungsausschuss nicht verschweigen wollte. Da ist zum einen das Problem, dass die Rampen des Parkhauses ein Gefälle von 3,7 Prozent aufweisen. Da ist die Sache mit den Nutzlasten. Bisher musste das Tragwerk, das wegen starken Chlorideintrags ertüchtigt werden muss, 3,5 Kilonewton pro Quadrater (kN/qm) aushalten. Für den Wohnungsbau wäre das nicht relevant. Hier sind nur 2 kN/qm gefordert. Aber sollen dort einmal Kultur, Gewerbe oder Sport betrieben werden, sind 5 kN/qm verlangt. Auch das sei alles lösbar, ebenso wie die Fragen des Brandschutzes oder beim Mindestmaß der Deckenhöhen. Nicht thematisiert wurde jedoch – trotz mehrfacher Nachfrage – das Thema Parkraum. Denn die Landesbauordnung schreibt vor, dass ein gewisser Schlüssel zwischen Wohnungen und Parkplätzen eingehalten werden muss. Allerdings gibt es hier immer wieder Öffnungsklauseln, weshalb das Verhältnis zwischen Wohn- und Parkraum variiert. Hinzu kommt: Nur bei einem Abriss und Neubau könnte man auch in die Tiefe bauen und den Parkraum dort realisieren.

Einsparung von 698 Tonnen CO2

Gleichwohl gibt das Planungsbüro der Stadt Stuttgart folgenden Rat: „Wir empfehlen, den Erhalt des Parkhauses mit der erforderlichen Instandsetzung der Tragstruktur und den notwendigen Umbauten für die weitere Entwicklung zugrunde zu legen.“ Zudem empfehlen die Architekten, an das Parkhaus durch zwei Zusatzgebäude anzudocken und in der Höhe zu erweitern. Für beide Varianten, so das Büro, liegen die Kosten nahezu gleichauf: Während die Sanierung im Bestand mit 29,4 Millionen Euro beziffert werden, käme ein ein Neubau auf 29,3 Millionen Euro. Das wichtigste Argument aber laute: Beim Umbau spare man 698 Tonnen CO2.

Angesichts der großen baulichen Herausforderungen stellte Baubürgermeister Peter Pätzold immer wieder infrage, ob sich für dieses Projekt nach einem Konzeptverfahren auch ein Bauträger finden werde: „Denn wir stellen hier schon ein paar Aufgaben.“ Auch die Bezirksvorsteherin Mitte, Veronika Kienzle, wollte nicht in die allgemeinen Jubelarien einstimmen: „Wo sind die Freiflächen? Wir haben jahrelang mühsam für die Freiräume der Kinder und Jugendlichen gekämpft, das gilt es hier zu bedenken.“ Auch darüber kann sie am 18. Juli im Bezirksbeirat debattieren. Und weitere, bisher ungestellte Fragen an die Stadträte zurückspielen.