Die große Vision vom „Shared Space“ ist Geschichte: Statt Pflaster und Bäumen bekommt die Leonberger Poststraße eine klassische Asphaltdecke. Und eine längere Sperrung.
Die einst ehrgeizigen Pläne für die Poststraße in Leonberg sind längst Geschichte. Eigentlich sollte die Straße vor dem neuen sechsstöckigen Bosch-Gebäude als „Shared Space“ - eine Fläche, auf der Autofahrer, Fußgänger, Radler gleichberechtigt sind - zum Aushängeschild moderner Stadtentwicklung werden. Mit Pflasterung, Baumbeeten und hoher Aufenthaltsqualität. Doch Bosch hat sein großflächiges Campus-Projekt gestrichen. Auf der anderen Straße des Neubaus hätte ein weiteres Gebäude für eine Kongresshalle und einer Mensa entstehen sollen.
Die überdimensionale Baugrube ist längst wieder zugeschüttet. Nun fehlt die Grundlage für eine städtebauliche Aufwertung. Leonbergs Oberbürgermeister Martin Georg Cohn (SPD) hätte diese Aufwertung gerne umgesetzt, doch die Mehrheit des Gemeinderats entschied im vergangenen Jahr angesichts der gekürzten Bosch-Pläne und der angespannten Haushaltslage dagegen. Stattdessen, so der Gemeinderatsbeschluss vom Februar 2024, werde die Poststraße klassisch asphaltiert und bleibe damit eine Gewerbestraße mit Schwerlastverkehr. Die Stadt spare so fast eine halbe Million Euro, da Pflasterung und Leitungsverlegungen entfallen.
Umleitungen bis Dezember
Nachdem die Arbeiten seitens der Firma Bosch weitgehend abgeschlossen seien, „kann die Maßnahme im öffentlichen Bereich umgesetzt werden“, sagt Leonbergs Pressesprecherin Leila Fendrich. Nach den Sommerferien beginnen am Montag, 15. September, die Arbeiten zur Umgestaltung der Poststraße. Im ersten Bauabschnitt wird hierfür der Bereich zwischen dem Kreisverkehr Römerstraße und der Zufahrt zum Bosch-Parkhaus vollständig gesperrt. Die Bauarbeiten dauern voraussichtlich bis Mitte Dezember 2025. Die Umleitung ist ausgeschrieben und erfolgt über Römerstraße, Gebersheimer Straße und Brennerstraße. Die Gewerbebetriebe in der Maybachstraße bleiben erreichbar – die Zufahrt ist über die Reinhold-Vöster-Straße möglich. Einzelhandel und Gewerbebetriebe sind während der gesamten Bauzeit über die Umleitung erreichbar.
Der Gehweg auf der Westseite soll verbreitert werden und erhält einen Pflasterbelag, der mit dem Belag vor dem neuen Bosch-Gebäude übereinstimmt. Baumbeete wird es zwar nicht mehr geben. Stattdessen werden Pflanzbeete mit Staudenflächen angelegt. „Diese sorgen für ein freundlicheres Stadtbild“, sagt Leila Fendrich. Der Fahrbahnbereich wird asphaltiert.
Kürzere Bauzeit durch Vollsperrung
Die anstehenden Veränderungen kosten etwa 864 000 Euro, davon werden 60 Prozent gefördert. Damit verbleibt für die Stadtverwaltung eine Restsumme in Höhe von etwa 346 000 Euro. Die Vollsperrung bedeutet für alle Verkehrsteilnehmenden und Anlieger eine Einschränkung. „Die Arbeiten sind aber ein wichtiger Schritt, um die Poststraße attraktiver und sicherer zu gestalten. Durch die Vollsperrung erwarten wir eine verkürzte Bauzeit“, heißt es von der Stadt.