Die provisorische Einstiegshilfe für Rollstuhlfahrer an der Stadtbahnhaltestelle Wangen Marktplatz hat bald ausgedient. Foto: Elke Hauptmann

Die SSB rüstet die Stadtbahnhaltestellen Wasenstraße und Wangen Marktplatz behindertengerecht nach. Der Umbau soll noch im zweiten Quartel 2021 erfolgen.

Wangen - Vor gut einem halben Jahr wurden an der Stadtbahnhaltestelle Wangen Marktplatz gelbe „Schmetterlingsrampen“ angebracht, die Rollstuhlfahrern den Einstieg ins Fahrzeug erleichtern sollen. Denn der Höhenunterschied zwischen Bahnsteigkante und Zugeinstieg ist zu groß – selbst wenn andere Stadtbahnnutzer ihre Hilfe anbieten, ist dieser vor allem mit schweren E-Rollis kaum zu überwinden. Doch das Provisorium, das sich nach Einschätzung der SSB bewährt hat, soll schon im Herbst wieder verschwinden. Die gute Nachricht: Stattdessen plant die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) den barrierefreien Umbau dieser und weiterer fünf Stadtbahnhaltestellen im Stadtgebiet. Der Stuttgarter Gemeinderat soll an diesem Donnerstag 1,07 Millionen Euro Sonderbudget bewilligen. Die Zustimmung zu diesem einmaligen Investitionszuschuss gilt als sicher.

Barrierefreiheit bis 1. Januar 2022

In Stuttgart weisen eine ganze Reihe von SSB-Bahnsteigen einen Höhenunterschied von bis zu fünf Zentimetern auf. Dieser sei für die meisten Menschen noch überwindbar, erläutert Sozialbürgermeisterin Alexandra Sußmann in der Beschlussvorlage. Beim weitaus größeren Teil aber – laut SSB an etwa 125 Stationen – betrage die Differenz zwischen fünf und zehn Zentimeter. Diese zu überwinden, gelte bereits als schwierig. Und alles, was noch höher sei, „ist nicht mehr zu bewältigen“. Das sei bei einem Dutzend Haltestellen der Fall. Doch weil die Landeshauptstadt im Oktober 2018 das Versprechen abgegeben hat, die Europäische Säule sozialer Rechte („European Pillar of Social Rights“) umzusetzen und im Zuge dessen die Inklusion für Menschen mit Behinderung zu fördern, wird nun nachgebessert: An einigen Stationen sind bauliche Veränderungen vorgesehen, um sowohl die Höhenunterschiede als auch den Spalt zwischen Bahnsteig und Stadtbahnwagen entsprechend anzupassen. Zudem sollen weitere Rampen beschafft und temporär eingesetzt werden, „um kurzfristig gezielt im Einzelfall Verbesserungen herbeizuführen, bis eine flächendeckende Barrierefreiheit hergestellt ist“, sagt Sußmann. „Die Umsetzung der Vorhaben hilft, der im Personenbeförderungsgesetz enthaltenen Zielsetzung näherzukommen.“ Das Gesetz sieht vor, dass eine vollständige Barrierefreiheit im Öffentlichen Nahverkehr bis zum 1. Januar 2022 erreicht werden soll.

Auch Blindenleitlinien fehlen bislang

In einem ersten Schritt sollen ausgewählte Haltestellen baulich angepasst werden, zwei davon in Wangen: Neben der Haltestelle Wangen Marktplatz (erbaut 1997) soll auch die Haltestelle Wasenstraße (errichtet 1994) in beide Richtungen umgestaltet werden. Die damals beim Bau gültigen Vorgaben hatten eine Bahnsteigkante von 90 Zentimetern und ein Spaltmaß von acht Zentimetern zur Grundlage. Der Einbau einer Blindenleitlinie und die Markierung der Einstiege war nicht vorgeschrieben.

Im Zuge der Verbesserung der Barrierefreiheit ist geplant, die Bahnsteigebene auf einer Länge von 40 Metern um vier Zentimeter anzuheben. Dazu werden neue Bahnsteigkantensteine gesetzt. Diese werden nach den neuen Vorgaben auf ein Spaltmaß von sieben Zentimetern gesetzt. Parallel dazu sollen am Boden die weißen, mit Noppen versehenen Hohlraumsteine verlegt werden, die Sehbehinderten eine Orientierung geben. Jeweils 160 000 Euro sind für den Umbau veranschlagt. Die Umsetzung ist laut SSB im zweiten Quartal dieses Jahres vorgesehen .