Im Arrival Ukraine kommen Geflüchtete auch aus Ländern wie Polen an. Foto: Lg/Kovalenko

Der Zuzug von Geflüchteten aus der Ukraine nach Stuttgart ist weiter verhalten. Noch profitiert die Stadt davon, dass man bereits schon viele Hilfesuchende aufgenommen hat. Verdoppelt im Vergleich zum Vormonat hat sich aber die Zahl der zugewiesenen Asylsuchenden.

Auch in Stuttgart nimmt die Zahl der ankommenden Asylbewerber wieder merklich zu. Im September waren es 135 gewesen, erläuterte Sozialbürgermeisterin Alexandra Sußmann (Grüne) im Sozialausschuss, für Oktober aber seien vom Land für Stuttgart 269 Zuweisungen angekündigt.

Angesichts dieser Entwicklung ist es von Vorteil, dass die Stadt vom Land bis jetzt keine weiteren Geflüchteten aus der Ukraine zugewiesen bekommen hat. Wie andere Großstädte hat auch Stuttgart in der ersten Zeit besonders viele Geflüchtete aus dem Kriegsland aufgenommen. Man habe immer noch „eine Plus-Quote“, erklärte Sußmann. Die ist allerdings nur noch sehr gering.

Viele kommen aus Anrainerländern wie Polen

Und nach wie vor kommen weiter Geflüchtete auch direkt im städtischen Ankunftszentrum Arrival Ukraine in Stuttgart an. Aktuell seien es im Schnitt pro Tag neun Personen, „die wir aufnehmen“, sagte die Bürgermeisterin. Diese kommen zum Teil nicht direkt aus dem Kriegsland, sondern etwa aus Polen nach Deutschland. „Das wird über den Winter zunehmen“, schätzt Alexandra Sußmann. Auf diese Weise kommt schon jetzt jeden Monat ein ähnlich hohe Zahl zusammen wie bei den Asylbewerbern.

Deshalb ist die Stadtverwaltung weiter sehr engagiert bei der Schaffung weiterer Unterkunftsplätze. Derzeit seien rund 3380 Ukrainer von der Stadt untergebracht. Zusammen mit Geflüchteten anderer Nationen sind es rund 7700. Verlässliche Prognosen, wie das weitergeht, gebe es nicht, so Sußmann. Aber auch im Rat gibt es Stimmen wie die von Beate Bulle-Schmid (CDU), die sagt, „es ist damit zu rechnen, dass noch sehr viele Menschen kommen werden“.

Ist der Norden der Stadt zu stark belastet?

Inzwischen ist man bei der Bereitstellung von Plätze bei etwa 8870 angekommen, erklärt Alexandra Sußmann. Rund 1500 davon sind in Hotels, 910 in drei Hallen, 440 in Boardinghäusern und ein Großteil in den bestehenden Systembauten. Hier läuft eine Prüfung, ob weitere solcher Gebäude erreichtet werden sollen, denn die Stadt will möglichst wegkommen von der Unterbringung in Hotels. Kurzfristig aber geht das nicht. So sollen in einem großen Hotel in Möhringen weitere 200 Plätze dazukommen, und auch zwei kleinere Hotels in der Silberburgstraße und in der Rotebühlstraße sollen mit Geflüchteten belegt werden. Auch in Zazenhausen soll eine altes Hotel mit rund 350 Geflüchteten belegt werden.

Bei der weiteren Suche und Belegung von Unterkünften legen Beate Bulle-Schmid und Rose von Stein von den Freien Wählern allerdings Wert darauf, dass die Bezirke im Norden der Stadt nicht weiter über Gebühr belastet werden. In diesen Bezirken gebe es „viele mehr Unterkünfte und Wohnungen für Flüchtlinge“, sagt Beate Bulle-Schmid. Auch Rose von Stein sieht den Norden „stark belastet“. Deshalb plädieren beide Stadträtinnen für eine „bessere Verteilung“ in der Stadt etwa auch in den südlichen Bezirken.

Rückläufe aus Privatunterkünften

Und noch von einer weiteren Seite her könnte der Druck auf die Stadt bald wachsen. Denn bislang leben mehr als 4000 ukrainische Kriegsflüchtlinge in Privatunterkünften etwa bei Freunden, Bekannten oder auch in eigenen Wohnungen. Doch inzwischen nehmen die Anfragen zu, dass die Stadt auch von diesen vermehrt Personen in öffentlichen Quartieren unterbringen muss. „In vielen Wohnverhältnissen geht das nicht mehr“, ist der Eindruck von Marion Zorn, die stellvertretende Leiterin des städtischen Sozialamts.