Sieht super aus, plant großes Programm: Opernhaus Stuttgart Foto: imago/h

Von Bach bis Donizetti, von Wagner bis Messiaen – und als Sahnehäubchen obendrauf Max Herre, Maeckes und Schorsch Kamerun: Intendant Viktor Schoner plant für die Saison 2022/23 den Ausnahmezustand.

Klar wollen alle Theaterverantwortlichen nach drei Corona-Spielzeiten zurück zur Normalität, auch der Stuttgarter Opernchef Viktor Schoner. „Andererseits“, gibt der 47-jährige Lockenkopf bei der Vorstellung seiner Spielzeitpläne zu bedenken, „ist die Oper an sich ja eigentlich ein Ausnahmezustand – und gerade deswegen für die Gesellschaft von so großer Bedeutung.“ Schoner und sein Generalmusikdirektor Cornelius Meister setzen die Linie ihrer ersten vier Spielzeiten fort: Pflege und Aktualisierung des Repertoires, eine feine Reihe markanter Premieren, Öffnung des Hauses für die Musik junger Menschen – und mit alledem hinaus in die Stadt, an neue Spielorte und für neues Publikum.

„Johannespassion“ auf der Opernbühne

Auf die Premiere der Belcanto-Perle „L’elisir d’amore“ von Gaetano Donizetti (Regie: Anika Rutkofsky; musikalische Leitung: Michele Spotti) wird sich das über Jahre hinweg treue Abo-Publikum mit Sicherheit freuen (Premiere: 30. Oktober). So, wie es jetzt schon gespannt ist auf die Vollendung des neuen Stuttgarter Rings: Der „Siegfried“ in der Inszenierung von Jossi Wieler und Sergio Morabito kehrt im Oktober ins Opernhaus zurück; die „Götterdämmerung“ unter der Regie von Marco Storman feiert am 29. Januar Premiere; beide Male dirigiert Cornelius Meister.

Spannend klingt aber auch das Projekt der „Johannespassion“ von Johann Sebastian Bach, die am Palmsonntag 2023 Premiere feiern soll: Regisseur Ulrich Rasche ist seit vielen Jahren der große Oratorien-Spezialist an deutschen Theatern; er hat noch immer für diese eigentlich nicht theatralischen Kompositionen überraschende szenische Lösungen gefunden. Zwei Tage später (4. April) wird der isländische Künstler Ragnar Kjartansson, den viele Stuttgart noch von seiner Kunstmuseums-Ausstellung „Scheize – Liebe – Sehnsucht“ in bester Erinnerung haben, aus der Komposition seines Landsmannes Kjartan Sveinsson „Der Klang der Offenbarung“ ein Bühnen-Gesamtkunstwerk schaffen. Und ein Gesamtkunstwerk könnte auch der „Heilige Franz von Assisi“ von Olivier Messiaen werden; Regisseurin Anna-Sophie Mahler und Dirigent Titus Engel wollen das Publikum im zweiten Akt vom Eckensee auf den Killesberg führen, wo Franz und die Vögel dann womöglich ganz real Zwiesprache halten.

Max Herre, Maeckes und Schorsch Kamerun kommen

Klar, dass bei so viel Überwindung starrer Theatergrenzen auch wieder Konzerte mit den Popmusikern Max Herre, Maeckes und Schorsch Kamerun geplant sind. Und am 4. Februar zaubert Elena Tzavara, die Chefin der Jungen Oper (Join), als Uraufführung einen „Räuber Hotzenplotz“ ins Haus. Kurzum: Corona braucht niemand – alte Opernspielplan-Routine aber auch nicht.