Der Gedenktisch in der Mathilde-Planck-Schule Foto: Ralf Poller

Im Juli 2022 starb die 17-jährige Tabitha aus Asperg ( Landkreis Ludwigsburg) eines gewaltsamen Todes. Die Staatsanwaltschaft erhebt Anklage wegen Mordes und gibt erstmals Details zum Tathergang preis.

Während sich die verzweifelten Suchaufrufe von Familie und Freunden in sozialen Netzwerken wie Lauffeuer verbreiteten und die Polizei mit Einsatzkräften, Hubschrauber und Suchhunden die Gegend durchkämmte, lebte die 17-jährige Tabitha aus Asperg schon nicht mehr. Sie starb, wie die Staatsanwaltschaft Stuttgart am Montag bekannt gab, bereits am Abend des 12. Juli, an dem sie die elterliche Wohnung verlassen hatte. Nicht am Ufer der Enz in Unterriexingen, wo sie später gefunden wurde, sondern in Ludwigsburg, bei einer Bahnunterführung südlich von Eglosheim. Die Staatsanwaltschaft hat jetzt gegen den 34-jährigen Syrer, der seither in Untersuchungshaft sitzt, Anklage wegen des Verdachts des Mordes erhoben. Der Angeklagte schweige seit seiner Verhaftung, erklärt der Staatsanwalt Aniello Ambrosio.

Die Anklagebehörde wirft dem Mann vor, die junge Frau, mit der er bekannt war, am 12. Juli 2022 absichtlich und heimtückisch aus niedrigen Beweggründen getötet zu haben. Sie habe den Kontakt zu ihm vollständig abbrechen wollen. Der Mann soll sie bei der Bahnunterführung zu Boden gebracht, sich auf sie gekniet und gewürgt haben, bis sie – „seiner mutmaßlichen Absicht entsprechend“, so Staatsanwalt Ambrosio – gestorben sei. Der Leichnam der 17-Jährigen wurde fünf Tage später, am 17. Juli, am Ufer der Enz nördlich vom Markgröninger Ortsteil Unterriexingen gefunden. „Es bestehen Hinweise darauf, dass der Täter sein Opfer nach der Tat mit dem Auto dorthin brachte“, sagt der Staatsanwalt.

Die tagelange verzweifelte Suche nach der jungen Frau, die die Ludwigsburger Mathilde-Planck-Schule besucht und sich im TV Möglingen engagiert hatte, und die Nachricht von ihrem Tod erschütterte die Menschen im Landkreis Ludwigsburg und darüber hinaus. Die Tat hatte auch erschreckende Folgen für den Asperger Bürgermeister Christian Eiberger: Weil er ein Holzkreuz, das rechtsextremistische Aktivisten der identitären Bewegung (IB) auf dem Asperger Kirchplatz aufgestellt hatten, aus Rücksichtnahme auf die Angehörigen an einen anderen Ort gestellt hatte – die Aktion war nicht mit der Familie abgesprochen – , wurde er zum Ziel einer Hass- und Hetzkampagne. Der Staatsschutz ermittle zwar noch, habe aber noch keine der Hetzer gefunden, sagt Eiberger. „Ich bin aber persönlich unbeschadet aus diesen Angriffen hervorgegangen, und es war mir wichtig zu sagen: nein, so nicht!“ Er hoffe für die Stadt und vor allem für die Familie, dass eine Verhandlung lückenlose Aufklärung und Gewissheit bringe, damit man zu einer Art Abschluss komme. „Auch wenn man in Asperg sein Alltagsleben wiederhat“, sagt Eiberger, „schwebt die furchtbare Tat in der Stadtgesellschaft im Hintergrund nach wie vor mit.“

Das Landgericht Stuttgart entscheidet nun über die Eröffnung des Hauptverfahrens und die Verhandlungstermine. Werde die Anklage zugelassen, greife der Beschleunigungsgrundsatz, und die Verhandlung sei zeitnah zu terminieren, sagt Ambrosio.