Schnelle Autos sind Rebhorns Leidenschaft. Im Formel-Eins-Wagen von Delarosa drehte er zwölf Runden. Foto: Rebhorn (z)

Jost Rebhorn ist ein Urgestein auf dem Großmarkt. Er blickt auf schillerndes Leben zurück. Mehrfach hat er bei Motorsportrennen Siege eingefahren, fuhr im Formel-Eins-Wagen und lief Marathons.

Wangen - Wer mit dem 81-jährigen Jost Rebhorn mithalten will, braucht eine gute Kondition, schnelle Beine und was das Auto betrifft, genügend PS unter der Motorhaube. Denn der Geschäftsführer der Rebhorn Fruchtimport Gesellschaft ist – im Beruf und in der Freizeit – gerne zügig unterwegs und liebt Herausforderungen. „Ich habe ein bewegtes und schillerndes Leben“, sagt der Vater von vier Kindern von drei Frauen ohne Umschweife. Vor 55 Jahren ist er ins Familienunternehmen eingestiegen und führt es in dritter Generation. „Wir sind der älteste Betrieb auf dem Großmarkt. Mein Großvater hat es 1906 gegründet“, erzählt das Großmarkt-Urgestein. Er ist ins Geschäft hineingewachsen, hat als Jugendlicher im elterlichen Betrieb mitangepackt: Kisten voller Obst und Gemüse vom Lastwagen entladen, am Stand auf dem Karlsplatz bedient und er erinnert sich auch, wie ein Mitarbeiter am Schlossplatz mit dem Pritschenwagen zu schnell um die Kurve fuhr, kippte und die Orangen sich auf dem gesamten Platz verteilten. „Die Passanten freuten sich über die in der Nachkriegszeit seltenen Früchte aus Italien“, sagt Rebhorn lachend. Seine Eltern hatten sich früh auf Obst, Gemüse und Südfrüchte spezialisiert. „Unser Erfolgsrezept ist, dass wir seit Jahrzehnten auf beste Qualität Wert legen“, sagt Rebhorn. Vor allem Inhaber guter Einzelhandelsgeschäfte und Gastronomen zählen zu seinen Stammkunden. Für sie ist er auch mit 81 Jahren täglich vor Ort. „Ich bin um 1 Uhr im Geschäft, berate die Kunden, werfe einen Blick auf die Ware, halte Kontakt zu Lieferanten.“ Problemlos wechselt er mit einer Wirtin ein paar italienische Sätze, spricht Spanisch, Französisch und Englisch fließend und kann mit Charme in jeder Sprache feilschen. Selten verlässt er vor 13 Uhr den Großmarkt. Er benötigt den Großmarkt-Umtrieb. Er hat dies von der Pike auf gelernt. „Bevor ich ins elterliche Geschäft eingestiegen bin, hat mich mein Vater zum Lernen nach Südfrankreich und Italien geschickt.“

In der Zeit ist in ihm auch die Liebe zu den roten Flitzern aus Maranello entbrannt. Ein Dutzend Ferrari-Modelle schmücken das Regal hinter seinem Arbeitsplatz, darüber stehen Dutzende Pokale. Mehrfach stand er bei Motorrennen auf dem Siegertreppchen, kennt fast alle Rennstrecken in Europa, hat erste Plätze auf dem Hungaro- und Nürburgring, den Sieg beim Ferrari und Porsche-Treffen in Mugelo und auf anderen Kursen rausgefahren. Der für ihn wichtigste und auch der größte Pokal steht in der Mitte: der Siegespokal beim FCS-Cup in Monza. Als einziger Deutscher durfte er an der Meisterschaft des Schweizer Ferrari-Clubs teilnehmen und ließ die Eidgenossen hinter sich. Der Großhändler mit dem Faible für schnelle Autos besuchte regelmäßig Fahrertrainings, bei denen Rennlegenden wie Walter Röhrl ihm Kniffe beibrachten und fachsimpelte oft mit Weltmeister Michael Schumacher. Zweimal durfte er selbst in einem Formel-Eins-Boliden Gas geben. „Morgens trainierten wir zunächst in einem Formel-Drei-Fahrzeug und bekamen das Gefühl, wie man PS-starke Rennwagen steuern muss. Nach dem Mittagessen saß ich dann im Auto von Pedro Dela Rosa hinterm Steuer und drehte zwölf Runden“, erzählt er mit glänzenden Augen. Als Topgeschwindigkeit erreichte er 250 Stunden-Kilometer. Mit seinem privaten Porsche 911er Carrera GTS war er schon schneller. „Mit Tempo 301 auf einer Strecke ohne Geschwindigkeitsbeschränkung auf der A 8“, verrät der flinke Obstgroßhändler.

Doch Rebhorn verlässt sich nicht nur auf Pferdestärken. Bis vor wenigen Jahren war er fast täglich in Stuttgarts Wäldern unterwegs – mit Laufschuhen. „Unter zehn Kilometer habe ich es nie gemacht“, sagt er. Konditionstraining für Autorennen und seine Marathonläufe. Beim Stuttgarter Marathon war er Stammgast, in Hamburg und New York gehörte er zu den Schnellsten seiner Altersgruppe. 3:23 Stunden ist seine Bestzeit. „In New York ließ ich mich von den begeisterten Besuchermassen pushen und musste dies am Ende mit einer Zeit von 3:38 Stunden büßen.“ Er zieht die Langstreckenläufe in der Natur vor. Viermal ging er beim legendären Bieler 100-Kilometer-Rennen, das als weltweit größtes seiner Art gilt, an den Start und hielt immer durch. Seine Bestzeit liegt bei 11:15 Stunden.

Wegen eines inoperablen Knorpelschadens im Knie musste er die Laufschuhe an den Nagel hängen, ist aber noch fit wie ein Turnschuh. Ohne Mühe bückt der 81-Jährige sich, läuft flink durch die Reihen mit Obstkisten und hievt einer italienischen Kundin galant ein paar Kisten in den Kofferraum. „Jost Rebhorn ist eine Institution auf dem Großmarkt und ein Vorbild. Es wäre toll, wenn alle so aufrichtig, korrekt und liebenswert wie er wären“, sagt die Gastronomin aus Gablenberg.