Spitzenkoch Harald Wohlfahrt muss auch in diesem Jahr auf dem Wasen pausieren. Foto: Lichtgut//dinando Iannone

Plakate mit Fotos von Harald Wohlfahrt hingen bereits in Stuttgart – doch jetzt hat das Palazzo zum zweiten Mal in Folge die komplette Spielzeit abgesagt. Die Show rechnet sich wohl auch mit der 2-G-Option nicht.

Stuttgart - Im roten Dinner-Zelt auf dem Cannstatter Wasen wollte Harald Wohlfahrt, der in seiner langen Karriere 25-mal mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet worden ist, in diesem Herbst als Hauptgang eine Maispoulardenbrust an Kürbisgnocchi, Linsencurry und Jus mit orientalischen Gewürzen servieren. Für Vegetarier sollte es buntes Linsencurry mit den selben Beilagen geben. Die Vorbereitungen waren weit vorangeschritten, auch die Werbeplakate hingen in Stuttgart bereits. Nach langen Verhandlungen mit den Behörden, immer neuen Kalkulationen und intensivem Abwägen hat die Geschäftsführung des Palazzo-Unternehmens mit Sitz in Hamburg nun aber entschieden, in Stuttgart wie auch an allen anderen deutschen Standorten die Show mit Vier-Gang-Menü auf Herbst 2022 zu verschieben.

„Wir haben sämtliche Optionen abgewogen und diskutiert“

Palazzo-Geschäftsführerin Michaela Töpfer ist mit ihrem gesamten Team „unendlich traurig“, wie sie sagt. Doch wenige Wochen vor dem geplanten Starttermin der neuen Saison sei die „zwingend notwendige Planungssicherheit für die enorm aufwendige Eventproduktion immer noch nicht vorhanden“, bedauert die Chefin. „Auch nach dem Austausch mit den zuständigen Behörden hat sich gezeigt, dass diese unternehmerisch überlebensnotwendigen Planungssicherheiten für die anstehenden Wintermonate in keiner Weise gegeben sind“, erklärt Michaela Töpfer. Man habe „sämtliche Optionen abgewogen und diskutiert“.

Das Problem ist demnach die „untrennbare Verbindung von Show und Gastronomie“. Wird auf Masken verzichtet, müsse man auf Abstand achten, womit die Kosten nicht gedeckt werden könnten. „Verzichtet man auf den Abstand, kommt die Maskenpflicht unabhängig von G-Regel wieder ins Spiel“, sagt die Geschäftsführerin. Bei steigenden Infektionen im Herbst, fürchtet sie, „werden Indoor-Veranstaltungen als erstes einkassiert“. Wäre das Palazzo-Zelt ein „festes Haus“, könne man ganz anders kalkulieren.

Die Konkurrenz von „Dinner for fun“ hält an den Vorstellungen fest

Auch bei der 2G-Option, bei der nur Genesene und Geimpfte reingelassen werden, sieht Michaela Töpfer keine Chance, Verluste bei Palazzo-Gastspielen zu vermeiden. „Die Sicherung unsrer Arbeitsplätze muss an erster Stelle stehen“, versichert sie.

Während das Palazzo die Shows absagt, lädt die Konkurrenz von „Dinner for fun“ zu Vorstellungen mit Vier-Gänge-Menü im „einzig reisenden Verzehrtheater in Deutschland“ ein, etwa in Strausberg, Oranienburg und Potsdam, nicht aber in Stuttgart. Auf dem Wasen soll der Weltweihnachtscircus nach den 3G-Regeln stattfinden. Dies hat Zirkuschef Henk van der Meijden gegenüber unserer Zeitung erklärt. Premiere ist am 9. Dezember. Man werde kostenlose Schnelltests vor dem Zirkuseingang anbieten, kündigte er an, weil diese dann nicht mehr vom Bund bezahlt werden.

Was Harald Wohlfahrt zu der erneuten Verschiebung sagt

Harald Wohlfahrt hätte gern auf dem Wasen gekocht. „Nach der langen sozialen Distanz sehnen sich viele Menschen danach, Entertainment schnellstmöglich zu erleben“, sagt er. Die „unausweichliche Absage“ sei umso frustrierender, da der Verkauf für die in diesem Jahr geplante Show „Ladies First“ sehr gut angelaufen sei. Jetzt wird die Premiere auf November 2022 verlegt. Tickets gibt es von November an online unter www.palazzo.org.