Mehr als zwanzig Anlagen werden auf einer Fläche von 700 Quadratmetern im Schwabenforum zu sehen sein. Foto: Rebecca Stahlberg

Der Verein Alte Spieleisenbahnen zeigt zum 40. Mal Schätze aus seinem Fundus – bewegt durch Uhrwerk, Dampf und Strom.

Da steht er wieder, der Stuttgarter Hauptbahnhof, wie ihn Paul Bonatz und Friedrich Eugen Scholer erdacht haben. Fast. Denn das Modell im Vaihinger Schwabenforum in der Schwabengalerie ist kein Kopfbahnhof. „Märklin hat das Gebäude im Gegensatz zum Leipziger Bahnhof ohne Halle gestaltet“, erklärt Lüder Hugendubel, der Vorsitzende des Vereins Alte Spieleisenbahnen. Er freut sich, dass es nach zweijähriger Zwangspause wegen der Coronapandemie wieder möglich ist, die traditionelle Ausstellung von historischen Schienenfahrzeug-Modellen durchzuführen.

Bereits zum 40. Mal präsentieren die Lokomotiv-Enthusiasten des Vereins am ersten Adventswochenende Züge und Anlagen aus der Zeit vom Ende des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts: nicht museal hinter Glas, sondern in Aktion.

60 Akteure gestalten eine Schau

„Wir sind Sammler, aber eben auch Spieler“, erklärt Hugendubel. „Uns gefällt es am besten, wenn sich etwas auf den Schienen bewegt.“ Wo bliebe der Reiz eines Exponats wie des um die Jahrhundertwende entwickelten Unfallzuges, wenn man nicht sehen könnte, wie er mittels eines Sprungfedermechanismus im Falle einer Kollision teilweise auseinanderfällt? Das sieht auch Hagen von Ortloff so. Der Moderator der SWR-Sendung „Eisenbahn-Romantik“ zählt mit seiner altehrwürdigen Spur-S-Anlage ebenfalls zu den 60 Akteuren, die die Ausstellung auf die Beine stellen. „Natürlich gibt es Leute, die den Kopf schütteln, wie man besondere Stücke von gewissem Wert der Gefahr von Schäden aussetzen kann. Wir wollen sie aber lebendig werden lassen.“

Expertenwissen ist gefragt

Lüder Hugendubel zeigt eine Dampflok, die sich in Bewegung setzt, wenn Wasser in einem Tank durch eine spiritusgenährte Flamme erhitzt und ein Zylinder aktiviert wird. Er berichtet von der bitteren Erkenntnis, dass es dem fast 130 Jahre alten Objekt nicht gut tut, wenn das Wasser verdampft ist und der Docht weiter brennt. Das entstandene Loch ist inzwischen geflickt. Reparaturen seien nicht immer einfach, räumt von Ortloff ein. Im Verein gebe es aber Experten auf jedem Gebiet. Vom Lackschaden bis zur widerspenstigen Elektronik. Während die ältesten Vereinsmitglieder inzwischen über 80 Jahre alt sind, haben sich auch zwei 14-Jährige hinzugesellt. „Wer spielt, wird nicht alt“, ist Hugendubel überzeugt.

Die Begeisterungsfähigkeit für Ausstellungsstücke wie die große Märklin Spur-1- Installation auf der Bühne des Bürgersaals im Schwabenforum zeige sich noch bei den jüngsten Besuchern, versichert er. Insgesamt werden mehr als zwanzig Anlagen auf einer Fläche von 700 Quadratmetern zu sehen sein. In dieser Form sei das deutschlandweit einmalig, sagt der Vereinsvorsitzende. Das hat sich herumgesprochen. Die ersten Gäste aus der Schweiz und den Niederlanden haben sich bereits angekündigt.