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Mit soliden 86,17 Metern siegt der Speerwerfer beim Werfer-Meeting in seiner Heimatstadt, kommt aber nicht annähernd an die 90-Meter-Marke heran.

Offenburg - Speerwerfer Johannes Vetter hat sein Trauma von den Olympischen Spielen in Tokio, als er den Endkampf der besten acht verpasste, mit einem Sieg beim Heimspiel in Offenburg überwunden. „Wir halten zusammen“, dröhnte es von der Gruppe Rammstein mit dem Song „Haifisch“ für Vetter aus den Lautsprechern. Im Duell mit dem amtierenden Weltmeister Anderson Peters (Granada, 85,85 Meter) siegte Vetter mit 86,17 Metern und wurde dabei von den zugelassenen 700 Zuschauern begeistert gefeiert. Die Stimmung beim Public Viewing auf dem Offenburger Marktplatz war nach der verpassten Goldmedaille von Entsetzen, Trauer und Tränen geprägt gewesen, statt Siegessekt hatte es Trostbier gegeben. Diesmal jubelten sie ihrem weltbesten Speerwerfer einfach nur zu.

„Das ist schon eine Genugtuung, das Ergebnis von heute gibt mir viel Zuversicht für die kommenden Wettkämpfe.“ Vetter wird in der nacholympischen Saison bis zum Istaf in Berlin (12. September) noch fünf Meetings bestreiten.

Trainer kündigt Konsequenzen nach Rutschpartie an

„Das sportliche Desaster von Tokio ist für Johannes auch ein finanzieller Schlag in die Magengrube“, sagt Boris Obergföll, Vetters Trainer und Meetingdirektor in Offenburg. „Wir werden künftig die Starts von Johannes nach den Belägen in den Stadien auswählen“, kündigt Obergföll Konsequenzen aus Vetters Rutschpartie von Tokio an. Vetters Probleme mit rutschigen Anlaufflächen sind nicht neu. Schon 2018 wurde der Speerwurfanlauf im Berliner Olympiastadion vor der EM extra neu ausgehärtet. Auch vor der DM 2021 in Braunschweig versiegelte man die Bahn mit Klebstoff zur Aushärtung des Belags neu. Unmittelbar vor Tokio beklagte Vetter den rutschigen Untergrund bei der Diamond League in Gateshead (Großbritannien).

Rückendeckung von Weltrekordlerin Petra Felke

Nachträgliche Rückendeckung erhielt Johannes Vetter auch von Petra Felke, die mit vier Weltrekorden und dem legendären 80-Meter-Wurf Geschichte geschrieben hat und die als Trainerin in Offenburg im Einsatz war. Sie sei „unheimlich traurig“ über das, was in Tokio passiert sei, sagte Felke jetzt. „Auf Regen und Wind kann man sich einstellen, aber nicht auf einen solchen weichen Belag“, weiß die Speerwurf-Expertin aus eigener Erfahrung. „Ich selber hätte in Tokio nicht werfen können, weil ich wie Vetter mit einer starken Bogenspannung und einem extremen Stemmbeineinsatz geworfen habe.“

Für die Zukunft hat Felke eine optimistische Prognose parat. „Ich traue Johannes Vetter den Weltrekord zu“, ist sie vom derzeit besten Speerwerfer der Welt überzeugt.