Sophie von Wessex ist die Frau des jüngsten Bruders von König Charles. Sie hat mit ihren 57 Jahren noch viel vor. Foto: imago images//i-Images

Sophie von Wessex gilt als die Lieblingsschwiegertochter der verstorbenen Queen. Auch beim Volk ist die Frau von Prinz Edward beliebt. Nun steigt die Gräfin offiziell in die erste Reihe der Royals auf.

Die Bilder haben sich eingeprägt: Sophie von Wessex (57), die ihrem kleinen Neffen George (9) bei der Beerdigung der Queen tröstend den Rücken streichelt. Die Prinzessin Anne (72), ihre Schwägerin, in diesen schweren Tagen begleitet. Die ihrem trauernden Ehemann Prinz Edward (58) Mut zuspricht. Doch auch die Gräfin, bisher eher im Hintergrund, weint um ihre Schwiegermutter. Schließlich war sie der Königin über die Jahre zur engen Vertrauten geworden. Elizabeth II. soll sie ihre „zweite Tochter“ genannt haben, Sophie sagte im Gegenzug liebevoll „Mama“.

Neuer Titel für Sophie?

Mit dem Thronwechsel wird sich für Sophie nun wohl ein neues Kapitel öffnen. Es heißt, sie werde weitere Aufgaben übernehmen, darunter auch einige der Schirmherrschaften der verstorbenen Queen. Dass König Charles III. (73) Bruder und Schwägerin demnächst zu Herzog und Herzogin von Edinburgh ernennt, gilt als so gut wie sicher. Diesen Titel trug Familienpatriarch Prinz Philip bis zu seinem Tod 2021. Mit der Übertragung an Sophie und Edward, so Philips Wunsch, würde den beiden eine noch wichtigere Rolle zukommen: als eine der wenigen sogenannten arbeitenden Mitglieder der britischen Königsfamilie.

Skandal mit „Sophiegate“

Das wäre eine große Ehre, schließlich soll der König planen, die Monarchie weiter zu verkleinern und zu modernisieren. Was dazu führen könnte, dass künftig nur noch sieben vollwertige Royals übrig bleiben: Charles und seine Frau Camilla (75), sein Sohn William (40) und dessen Frau Kate (40) sowie Anne, Edward – und eben Sophie.

Vor fast 30 Jahren, als die Gräfin zur Familie stößt, gilt sie schon einmal als Hoffnungsträgerin. Bereits deshalb, weil die hübsche blonde Frau der äußerst beliebten Prinzessin Diana (1961–1997) so ähnlich sieht. 1993 begann die Liaison mit dem jüngsten Sohn der Queen, 1999 ist Hochzeit – und aus Sophie Rhys-Jones, der Tochter eines Reifenhändlers und einer Sekretärin, wird Ihre königliche Hoheit Sophie, Gräfin von Wessex. Von der königlichen Familie wird sie herzlich aufgenommen. Doch auf den guten Start folgt eine holprigere Anfangszeit.

Die PR-Managerin mit eigener Agentur arbeitet zunächst weiter. 2001 dann der Skandal, von der britischen Presse „Sophiegate“ getauft: Ein Journalist hatte sich als Scheich ausgegeben und der Gräfin lukrative Geschäfte in Aussicht gestellt. Während der Verhandlungen plaudert sie angeblich Interna aus und lästert über die Royals sowie den damaligen Premier Tony Blair. Die Folge: Sophie muss sich entschuldigen und ihre Tätigkeit aufgeben.

Schwierige Schwangerschaften

Bei dem gräflichen Paar soll die Affäre zur Ehekrise geführt haben, zur einzigen übrigens, soweit man weiß. Dass Sophie anschließend öffentlich erklärt, die Gerüchte, ihr Gatte sei homosexuell, seien falsch, sorgt ebenfalls für Befremden. Es folgt der konsequente Rückzug ins Privatleben. Eine tragende öffentliche Rolle wird der Gräfin von den übrigen Royals wohl nicht mehr zugetraut. Zunächst zumindest nicht.

Sophie bleibt gebeutelt. Ende 2001 überlebt sie eine Eileiterschwangerschaft nur knapp: „Das war so ziemlich das Schmerzhafteste, was man sich vorstellen kann“, sagt sie später. 2003 erwartet sie dann Tochter Louise. Auch diese Schwangerschaft ist kompliziert, das Kind muss per Notkaiserschnitt geholt werden. 2007 vervollständigt Sohn James das späte Familienglück – und plötzlich wandelt sich das Image der Gräfin.

Wichtige Stütze der Queen

Heute nimmt man sie als bodenständig und bescheiden wahr, als liebevolle Ehefrau und Mutter. Es kommt gut an, wenn sie Dinge sagt wie: „Meine Kinder gehen auf eine normale Schule, sie übernachten gern bei Nachbarskindern, und am Wochenende machen wir gemeinsam Ausflüge.“ Klar sei es nicht üblich, dass die Oma in einem Schloss wohne: „Aber wenn Louise und James sie besuchen, ist sie einfach Granny.“

Da Sophies und Edwards Wohnsitz, das prächtige Anwesen Bagshot Park, nur einen Steinwurf von der Queen-Residenz Schloss Windsor entfernt liegt, verbringt sie über die Jahre viel Zeit mit ihrer Schwiegermutter, teilt mit ihr unter anderem die Liebe für lange Spaziergänge. Nach dem Tod von Prinz Philip wird sie ihr zur wichtigen Stütze.

Schirmherrin von 80 Stiftungen

Den Royals geht spätestens jetzt auf, dass sie mit der stets strahlenden und dennoch zurückhaltenden Sophie punkten können. Zumal, da nach dem Umzug von Prinz Harry (38) und seiner Frau Meghan (41) in die USA plötzlich Arbeitskräfte fehlen.

Und tatsächlich: Auf Sophie ist Verlass. Inzwischen ist sie Schirmherrin von mehr als 80 Stiftungen von den Blinden Kriegsveteranen bis zur Organisation für Frauengesundheit, wo sie sich frühzeitig für Themen wie die Wechseljahre starkmachte. War sie bisher im Stillen fleißig, ordnete sich unter, machte niemandem das Rampenlicht streitig, könnte sich dies nun ändern: Sophie wird künftig in der ersten Reihe stehen – und zeigen, wie wichtig sie für ein positives Bild der Monarchie ist.

Von der Bürgerlichen zur Gräfin

Herkunft
 Die Gräfin von Wessex wurde am 20. Januar 1965 als Sophie Rhys-Jones in Oxford geboren und wuchs in bürgerlichen Verhältnissen auf. Ihr Vater Christopher Bournes Rhys-Jones (91) war Reifenhändler, die Mutter Mary Rhys-Jones (1934–2005) war Sekretärin. Sophie hat einen zwei Jahre älteren Bruder, David Bournes Rhys-Jones. Er arbeitet in einem Bestattungsinstitut.

Königsfamilie
 1993 lernte sie bei einem Tennisturnier Prinz Edward kennen, den jüngsten Sohn der Queen. 1999 heiratete das Paar – anders als die anderen Queen-Kinder in kleinem Stil auf Schloss Windsor. Die beiden führen bis heute eine skandalfreie Ehe und haben zwei Kinder: Louise (18) und James (14). Im Alltag nennt sich die Gräfin meist nur Sophie Wessex.