Teddybären und Kerzen haben Mitmenschen vor dem Haus niedergelegt, wo die Polizei die Kinder gefunden hat. Foto: dpa/Roberto Pfeil

Eine junge Mutter soll fünf ihrer sechs Kinder getötet haben. Am Samstag wollen die Anwohner mit einer Lichterkette und einer Schweigeminute ihrer Trauer Ausdruck geben. Die Stadt richtet ein Spendenkonto für die Beerdigung ein.

Solingen - Nach dem gewaltsamen Tod von fünf Kindern in Solingen will die Stadt am Montag ein Spendenkonto einrichten, mit dem unter anderem die Beerdigung bezahlt werden soll. Über die sozialen Medien hätten sich zahlreiche Spendenwillige gemeldet, sagte am Samstag ein Stadtsprecher.

Die Mutter soll ihre ein bis acht Jahre alten Kinder erst betäubt und dann erstickt haben, wie die Ermittler vermuten. Nur das sechste Kind, ihr elfjähriger Sohn überlebte. Er ist jetzt bei seiner Großmutter in Mönchengladbach. Die Jugendämter Solingen und Mönchengladbach seien in engem Austausch, wie er psychologisch betreut und unterstützt werden könne, sagte der Stadtsprecher.

Die Mutter hatte sich nach der Tat vor einen Zug geworfen. Sie wurde schwer verletzt und war zunächst nicht vernehmungsfähig. Von Staatsanwaltschaft und Polizei gab es zu ihrem Zustand bis Samstagmittag keine neuen Informationen.

Nachbarn nehmen gemeinsam Abschied

Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach habe den Schulen der getöteten Kinder und des überlebenden Jungen Betreuung durch den schulpsychologischen Dienst zugesagt. Dass der elfjährige Überlebende am Montag normal zur Schule gehe, könne er sich nicht vorstellen, sagte der Stadtsprecher. Die Entscheidung liege aber beim Jugendamt.

Die Nachbarn der Familie wollten am Samstagabend mit einer Lichterkette und einer Schweigeminute Abschied nehmen. Alle Anwohner seien gebeten, um 18.50 Uhr vor die Tür zu treten und eine Lichterkette zu bilden. „Der Tod von fünf Kindern trifft unsere Nachbarn, uns und die Hasseldelle ins Herz“, heißt es in einem Aufruf zur Lichterkette in dem Solinger Stadtteil.

Mutter ist die einzige Verdächtige

Gegen die Mutter hat ein Richter Haftbefehl wegen Mordverdachts erlassen. Die Ermittler vermuteten am Freitag, dass die alleinerziehende Mutter von sechs Kindern nach der Trennung von ihrem Mann die Tat in einem Zustand emotionaler Überforderung begangen hat. Die Ehe sei zerrüttet gewesen, berichteten Polizei und Staatsanwaltschaft. Vor der Tat habe die Frau ein Jahr von ihrem letzten Mann, dem Vater von vier ihrer Kinder, getrennt gelebt. Sie sei die einzige Verdächtige.

Die Familie war dem städtischen Jugendamt vor der Tat bereits bekannt. „Der Familie wurden von der Stadt Solingen erforderliche Unterstützungen gewährt. Das Jugendamt hat zusätzlich mögliche Hilfsangebote unterbreitet“, teilte die Stadt mit, ohne Details zu nennen.

Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222 und unter https://ts-im-internet.de/ erreichbar. Eine Liste mit Hilfsangeboten findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention: https://www.suizidprophylaxe.de/