Slaven Bilic führte Kroatien bei der EM 2008 ins Viertelfinale. Foto: dpa/Martin Rickett

Es ist ein kleines Land mit nur rund vier Millionen Einwohnern – und dennoch schreibt es seit vielen Jahren faszinierende Geschichten im Sport. Slaven Bilic erklärt das Phänomen Kroatien.

Der frühere Nationaltrainer und Bundesliga-Profi Slaven Bilic hält die kroatische Fußball-Nationalmannschaft gerade deshalb für so erfolgreich, weil das Land so klein ist. „Deshalb kennen sich unsere Spieler, seit sie zehn oder elf Jahre alt sind“, schrieb der 54-jährige Trainer des FC Watford in einem Gastbeitrag für das britische Sportmagazin „The Athletic“.

Die Kroaten stehen in Katar gerade zum zweiten Mal nacheinander im Halbfinale einer Fußball-WM. Gegner ist am Dienstagabend der zweimalige Weltmeister Argentinien (20 Uhr/ARD). Die frühere jugoslawische Teilrepublik ist erst seit 1991 unabhängig und hat nur etwa 3,9 Millionen Einwohner.

„Die meisten Spieler kommen von Dinamo Zagreb und Hajduk Split, also kennen sie sich sehr gut“, schrieb Bilic. „Schon in meiner Generation von 1998 spielte Zvonimir Boban für Dinamo Zagreb und ich für Hajduk Split – und das jeweils zusammen mit acht oder neun anderen Spielern. Ich kenne Boban, seit wir zehn sind. Wir waren keine Teamkollegen, wir waren Freunde.“

Deutsches Aus für Bilic keine Überraschung

Bilic spielte von 1993 bis 1996 für den Karlsruher SC und wurde 1998 mit der kroatischen Nationalmannschaft WM-Dritter. Von 2006 bis 2012 trainierte er die Auswahl selbst, ehe er unter anderem Besiktas Istanbul, West Ham United und den chinesischen Club Guoan Peking übernahm. Der heutige Dortmunder Trainer Edin Terzic war in Istanbul und London sein Assistent.

„Manchmal ist man in großen Ländern mit großen Ligen und großen Clubs nicht so freundlich“, schrieb Bilic. „Ich erinnere mich daran, mit einigen englischen Nationalspielern gesprochen zu haben, die mir erzählten: Wenn sie zusammenkamen, gab es einen Chelsea-Tisch, einen Manchester-United-Tisch und einen Liverpool-Tisch. In Kroatien ist das anders.“

Auch dass die deutsche Mannschaft bei der WM in Katar schon in der Vorrunde ausschied, „war für mich keine Überraschung“, meinte Bilic. Der deutsche Fußball sei zu überladen und zu akademisch geworden. „Wie sagt man in Kroatien? Die Gewürzmischung ist gut, aber sie nehmen zu viel davon.“