Nach dem Pudding-Event am Feuersee gab es viel Müll. Eine Initiative, die zufällig vor Ort war, griff ein. Foto: privat (li.), Moritz Frankenberg/dpa (re.)

Nach Karlsruhe hat auch Stuttgart die Aktion erreicht. Am Samstag gab es diesen TikTok-Event am Feuersee. Unverhofft war die Initiative „Schön hier! Oder?“ dabei. Wie war’s?

Absurdes Theater – oder einfach lecker, aber schwer zu essen? Mehrere hundert junge Leute haben sich am frühen Samstagabend rund um die Kirche am Feuersee getroffen, um Pudding zu essen – und zwar mit der Gabel statt mit dem Löffel. Was sich nach einer absurden Idee anhört, ist in den sozialen Medien ein Trend, der viele Anhänger findet. Nun wird auch in Stuttgart mit der Gabel im Pudding fleißig herumgestochert. Mit dabei ein halbes Dutzend Engagierte der seit drei Monaten mit Aktionen aktiven Initiative „Schön hier! Oder?“. Deren Gründer Frank Gugenberger hat mit fünf Mitstreiterinnen und Mitstreitern den Event am Feuersee mitverfolgt, weil sie geplant hatten in ihrer Aktionswoche, dort Müll weg zu räumen.

Mitglieder der Initiative „Schön hier! Oder?“ am Feuersee im Einsatz. Foto: „Schön hier! Oder?“

Sie wussten nichts von dem Aufruf auf TikTok. „Wir waren zufällig vor Ort.“ Er schätzt, dass es etwa 500 junge Leute waren, die sich hier friedlich aufgehalten hätten. Die Pudding-Fans hatten sich um 16.30 Uhr an der Johanneskirche getroffen. Die Gruppe „Schön hier! Oder?“ ist kein Putztrupp, sagt Gugenberger, aber „wir wollen weniger Müll auf den Straßen sehen.“ In Absprache mit dem Bezirksbeirat und der Abfallwirtschaft Stuttgart sind sie immer mal wieder aktiv, derzeit insbesondere im Stuttgarter Westen. Sie würden aber auch in anderen Stadteilen solche Aktivitäten sehen.

Mit Blick auf den Pudding-Event der Jugendlichen ist Gugenberger wichtig,: „Wir wollen keinen Kulturkampf zwischen Jungen und Alten.“ Auch die Baby-Boomer hätten früher sicher mal etwas „Sinnfreies“ gemacht. Die Aktion mit dem Pudding mit der Gabel essen findet Gugenberger „völlig sinnfrei“.

Ärger über fehlendes Müllkonzept

Die Initiative habe sich nur darüber geärgert, dass die Puddingesser kein Müllkonzept hatten. „Wir sind eingeschritten und haben um die überquellenden Mülleimer den herumliegenden Müll befreit und ein Teil aus den Mülleimern herausgezogen.“ Ein paar der Jugendlichen hätten auch mitgeholfen, die nicht richtig geleerten Pudding-Becher in die Tüten zu befördern. Zweieinhalb Stunden waren die Engagierten von „Schön hier! Oder?“ am Feuersee im Einsatz. Die Pudding-Aktion habe etwa eine Stunde gedauert, sei wie ein Flash-Mob gewesen. „Es war ein glücklicher Zufall, dass wir da waren, sagt Gugenberger, der Physiker ist und in der Softwarebranche arbeitet. Insgesamt seien vier große Müllsäcke gefüllt worden, etwa 600 Liter Müll. „Wir haben der AWS zwei Stunden Arbeit gespart“, resümiert der 58-Jährige.

Generationen sollen miteinander reden

Sein Credo: „Wir wollen nicht in den Kulturkampf einsteigen, sondern die Boomer und die Jugendlichen sollen miteinander reden statt schnelle Feedbacks auf Instagram auszutauschen“. Sein Wunsch, dass die Aktionen mehr nachhaltig sind, statt Pudding mit der Gabel essen lieber Müll mit der Zange aufheben. So möchte die Initiative das Bewusstsein der Menschen verändern, dass es kein „normaler“ Zustand ist, wenn an vielen Stellen in unseren Straßen Müll herumliegt.

Weitere Infos zur Initiative gibt es unter www.schoen-hier-oder.de und Instagram www.instagram.com/schoenhier_oder