Jaroslaw Kaczynski Foto: imago/Damian Burzykowski

Flüchtlingsdrama, Angriffe auf den Rechtsstaat, Polexit-Debatte: Polen steht im Zentrum mehrerer europäischer Großkrisen. Wie kann das sein in einem Land, in dem die meisten Menschen EU-Fans sind? Eine Spurensuche in Warschau.

Warschau - Dies ist ein Ort der Liebe. Wer sich in Warschau zu einem Rendezvous verabreden will, der trifft sich auf dem Schlossplatz, am Fuß der Sigismundssäule. Der Rest ist eine Frage des Funkenschlags. So heißt es. Drei Dutzend Jugendliche auf Klassenfahrt trotzen der Kälte. Sie versammeln sich mitten auf dem Platz zum Gruppenbild. Am Fuß der Säule, wo sich im Frühling die Liebenden treffen. „Lächeln“, ruft die Lehrerin, die fotografiert. Eine Frage muss hier erlaubt sein: Was denkt ihr über Europa? „Urlaub, Reisen, Champions League.“ So sprudelt es aus Michal heraus. „Mein Vater hat in München gearbeitet“, sagt der Siebtklässler auf Deutsch. „Nicht lange, aber gut.“ Was war denn gut? Nette Leute, schöne Stadt, viel Geld. Und Lewandowski, logisch, der polnisch-bayerische Superstürmer. Die Mädchen sind zurückhaltender. Unia Europejska? „Many languages“, antwortet Hanna und grinst, will dann aber doch lieber ins Warme, ins Schloss.