Annette Ehrlich, Werner Acker und Peter Lehel bescheren im Leonberger Jazzclub nicht nur stille Stunden.
Last Christmas-Hasser aufgepasst: Es gibt Versionen des ins Schwabenalter gekommenen Weihnachtshits, die klingen auch für kritische Ohren richtig gut. Am dritten Advent hat das der Trompetenprofessor Till Brönner bei seinem mitreißendem Konzert in der Stuttgarter Liederhalle bewiesen. Und auch im Leonberger Jazzclub war jetzt eine Version zu hören, die nur wenig mit dem Original von Wham! zu tun hat.
Seit gut einem halben Jahr hat die Musikinitiative um den rührigen Vorsitzenden Frithjof Gänger ein neues Domizil in der Leonberger Steinturnhalle. Rund zwei Jahre war sie heimatlos, nachdem ein Nachbar den Verein aus dessen eigener Immobilie, einem klassischen Jazzkeller, herausgeklagt hatte. Das Angebot der Stadt, die kleine aber feine Steinturnhalle regelmäßig nutzen zu können, nahm Gänger gerne an.
Seit Juli kommen nun Jazzer aus ganz Baden-Württemberg in Leonberg vorbei. Gestandene Bühnenprofis wie auch talentierte junge Musiker. Dass gerade viele Nachwuchskräfte beim Jazzclub aufspielen, hat einiges mit Werner Acker zu tun. Der renommierte Gitarrist, der mit vielen Größen der Branche spielt, war fast 20 Jahre Dozent an der Musikhochschule in Stuttgart und gibt seinen früheren Eleven immer wieder die Gelegenheit, sich live zu präsentieren.
Kurz vor Weihnachten ist Werner Acker wieder in Leonberg. Diesmal hat er aber mit der Sängerin Annette Ehrlich und Peter Lehel am Saxofon zwei gestandene Profis mit auf der Bühne. Ehrlich hat schon mit Udo Jürgens und Peter Kraus gespielt, war Solistin im Bundes-Jazzorchester unter Leitung des legendären Peter Herbolzheimer, singt in der SWR-Bigband und bei Musicals.
Nicht minder illuster Peter Lehel, der in großen und kleinen Formationen auf den Bühnen dieser Welt steht und an der Musikhochschule Karlsruhe sein Instrument und Harmonielehre unterrichtet. Gemeinsam mit Werner Acker haben sie passend zur Weihnachtszeit das Programm „Silent Hours“, stille Stunden, einstudiert. „Musik, die den ursprünglichen Gedanken von Weihnachten nahebringt“, wie Annette Ehrlich in der ausverkauften Steinturnhalle sagt.
Zum Beispiel mit ihrer sehr speziellen Version von „Last Christmas“, bei der sie ihre Stimme fliegen lässt, ohne ein Wort zu verwenden. Das exzellente Trio interpretiert Klassiker von Burt Bacherach, Joni Mitchell oder Van Morrison, und gibt „Fragile“ von Sting eine ganz neuen Charakter. Die Stimme von Annette Ehrlich trifft die leisesten wie die höchsten Töne. Auf der anderen Seite kann sie eine Rockröhre sein. Als Gastgeber und Lokalmatador „Fidi“ Gänger bei „Merry Christmas“ mit seinem Saxofon auf die Bühne kommt, geht es richtig zur Sache.
Werner Acker, den das Leonberger Publikum sonst nur mit E-Gitarre erlebt hat, lässt es diesmal, passend zum Motto der stillen Stunden, bei der akustischen Gitarre bewenden. Doch auch dieser entlockt der Vollblut-Jazzer, bei ihm trifft dieses Superlativ wirklich zu, einen derart dichten Klangteppich, für den es sonst eine ganze Band braucht. Und dann noch Peter Lehel, der nicht nur mit seinem Sopransaxofon wirkliche Glanzpunkte setzt, dabei aber ganz gelassen, fast unauffällig wirkt.
Annette Ehrlich erzählt zwischendurch kleine Geschichten, die in die Weihnachtszeit passen, die Leute sind beseelt und singen bei „Let it snow“ sogar mit.