VfB-Trainer Tim Walter. Foto: dpa - dpa

Bei Arminia Bielefeld steht der VfB Stuttgart am Freitag vor einem Härtetest. Neben dem VfB sind die Ostwestfalen das einzige noch ungeschlagene Team der 2. Liga. VfB-Coach Walter könnte sich mit einem weiteren Sieg dort das eigene Jubiläum versüßen.

Stuttgart (dpa/lsw) Tim Walter verstellt sich nicht, auch nicht für den VfB Stuttgart. Manchmal polarisiert der 43-Jährige, manchmal eckt er auch an - seine Vorgesetzten Sven Mislintat und Thomas Hitzlsperger dürften das längst kennen. Der Trainer wird sich auch nicht ändern, wenn es am Wochenende zu seinem ersten kleinen Jubiläum als Coach des Fußball-Zweitligisten kommt. An diesem Samstag ist es genau 100 Tage her, dass der gebürtige Badener am 20. Juni vor 4500 Zuschauern sein erstes öffentliches Training bei den Schwaben geleitet hat.

Einen Tag vorher, am Freitag (18.30 Uhr/Sky), könnte er diesen Ehrentag mit einem Sieg im Topspiel bei Arminia Bielefeld veredeln. «100 Tage sind schön. Wenn es 1000 sind, ist es noch schöner», sagt Walter mit einem Lächeln im Gesicht. Ansonsten misst er diesem Tag nicht viel Bedeutung bei.

Für den VfB hat sich dagegen einiges verändert, seit der Ex-Coach von Holstein Kiel im Sommer seine Arbeit in Stuttgart aufgenommen hat. Walters Herangehensweise prägt das Spiel des Aufstiegsfavoriten schon jetzt. Unter ihm agieren die VfB-Profis mutig und manchmal spektakulär, oft dominant und selten langweilig, manchmal wirkt es etwas wild, aber es ist immer offensiv. «Ich glaube, dass ich wirke», sagt Walter über sich selbst.

In jedem Fall wirkt er auf seine Mannschaft. Eine der zentralen Grundlagen seiner Arbeit ist die Freude am eigenen Tun. Es gibt kaum eine Trainingseinheit, in der Walter nicht lacht. In der Vorbereitung hatte er seine Profis immer wieder mit kuriosen Strafübungen überrascht. Mal ließ er die Verlierermannschaft zur Strafe über den Platz krabbeln, bei anderer Gelegenheit mussten seine Profis vor einem Elfmeterversuch zehnmal mit der Hand auf dem Ball im Kreis laufen. Auf dem Trainingsplatz sah man Walter lachend, lobend, aber auch laut. Ruppig kann es auch außerhalb des Platzes zugehen, etwa wenn er sich kritischen Fragen seiner Spieler gegenübersieht.

Kritik an ihm gibt es dagegen bisher kaum. Warum auch? Nach bisher sieben Spielen steht der VfB unbesiegt und mit 17 Punkten an der Tabellenspitze. Auch im DFB-Pokal hat Walter mit seinem Team die nächste Runde erreicht. Bei der ebenfalls noch ungeschlagenen Arminia steht der Coach mit seinem üppig besetzten Kader nun aber vor dem ersten richtigen Härtetest der Saison.

Immerhin kann er dort wohl wieder auf den zuletzt angeschlagenen Stammtorhüter Gregor Kobel setzen. Einsätze von Gonzalo Castro (Knöchelverletzung), Nicolas Gonzalez (Prellung) und Silas Wamangituka (Entzündung im Bein) bleiben dagegen fraglich.

19 Treffer haben die Bielefelder in dieser Spielzeit bereits erzielt und damit mehr als jede andere Mannschaft. Das stört Walter aber nicht. «Dann fliegen wir am Donnerstag und am Freitagabend gewinnen wir in Bielefeld. So sieht's aus», sagte er zuletzt etwas flapsig.

Bei seiner vorherigen Station in Kiel wurde ihm dieses scheinbar grenzenlose Selbstbewusstsein mitunter als Arroganz ausgelegt. Mitunter bewegt Walter sich auch in Stuttgart an der Grenze. Aber der Erfolg gibt ihm Recht. Mit einer Niederlage in Bielefeld könnte sich das zumindest etwas ändern. Daran verschwendet er allerdings keinen Gedanken. Das würde auch nicht zu ihm passen. «Was soll ich sonst sagen? Ich bin von meinen Jungs überzeugt.»