Im Rems-Murr-Klinikum fand eine ganz besondere Geburt statt. Ohne künstliche Befruchtung kamen eineiige Drillinge auf die Welt. Den Jungs geht es prächtig.
Eine besondere Geburt sorgt im Perinatalzentrum des Rems-Murr-Klinikums in Winnenden für strahlende Gesichter. Am 21. Juli kamen dort die eineiigen Drillinge Luka, Levi und Leon zur Welt. Die Wahrscheinlichkeit einer solchen Geburt liegt bei 1 zu 100 Millionen. Und: Die drei Neugeborenen entwickeln sich prächtig. Schon bald können sie nach Hause zu ihren Eltern – und zu ihrer Schwester Amelia.
Ausgezeichnete Erstversorgung
Dass es den drei Babys gut geht, ist keine Selbstverständlichkeit. Noch immer sind sie noch fast sechs Wochen vor dem errechneten Geburtstermin. Es ist typisch, dass Drillingsgeburten früher kommen. Doch eine Geburt in der 31. Schwangerschaftswoche ist ein medizinischer Sonderfall. „Da muss man drei erfahrene Ärzte haben“, erzählt Ulrich Bernbeck, der leitender Oberarzt.
Dass jeder der Drillings-Buben eine Extra-Betreuung erhält, hätte schwierig werden können. Glücklicherweise kamen die Kinder an einem Montag um 14 Uhr zur Welt. „Das war die beste Zeit, da haben auch die Schwestern Schichtwechsel, und wir haben alle im Haus“, erzählt Bernbeck.
Es war eine Geburt mit Spinalanästhesie, die Eltern haben also alles zusammen erlebt. Die Geburt per Kaiserschnitt ging schnell, etwa eine halbe Stunde, wie Dr. Angela Lihs, leitende Oberärztin, berichtet. Der Behandlungsraum war voll. Für jedes Kind gab es ein eigenes Team aus der Erstversorgungseinheit „concord neonatal“, dazu die durchführenden Ärzte.
Die Neugeborenen konnten medizinisch versorgt werden, solange sie noch mit der Nabelschnur verbunden waren. Das ist gut für die Entwicklung der Babys und die Bindung zur Mutter.
„Sie sind sensationell fit“
So kamen zuerst Luka, dann Levi und schließlich Leon gesund und munter zur Welt. Sie waren relativ gut gewachsen für Frühchen, erklärt die leitende Oberärztin. Leon hatte einen kleineren Anteil von der Plazenta, deswegen war er ein bisschen kleiner. „Sie sind sensationell fit“, freut sich der Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin.
Alle drei bis vier Stunden wird täglich gefüttert, aktuell 60 bis 70 Milliliter pro Mahlzeit. Damit kommt man zusammen auf einen Liter am Tag. Es sei schon besonders, wenn Drillinge in diesem frühen Stadium die Kraft hätten, ein Fläschchen trinken zu können, erläutert Bernbeck.
Bisher wurde nur Muttermilch und Spendermilch gegeben. Es gibt eine Frauenmilchbank in der Klinik. Nach der Geburt wogen Luka und Levi um die 1450 Gramm, Leon etwa 200 Gramm weniger. Mittlerweile hat Letzterer aber gut aufgeholt. Luka und Levi wiegen um die 1800 Gramm, Leon etwa 100g weniger.
Auch die Ärzte haben ohne Namensbändchen keine Chance, sie zu unterscheiden. Man merke, dass die Drei zusammengehören. „Sie kommunizieren miteinander, sind auch ein bisschen synchron“, so der Oberarzt.
Die Wahrscheinlichkeit einer Geburt eineiiger Drillinge – ohne künstliche Befruchtung – liegt bei 1 zu 100 Millionen. Zum Vergleich: in Deutschland wurden im Jahr 2023 rund 700 000 Kinder geboren. An der Rems-Murr-Klinik gab es das auch noch nie. „Drillinge schon, eineiige ganz sicher nicht“, so Bernbeck. Die Wahrscheinlichkeit normaler Drillinge liege zwischen 1 zu 8000 und 1 zu 10 000.
Nun sind sie zu viert
Am Anfang ging man von Zwillingen aus, erzählt Mutter Joisy Jose, dann hieß es Drillinge. „Das war ein Schock für mich“, erinnert sie sich. Als die Schwangerschafts-Symptome angefangen hatten, gab es keine Zeit mehr für Bedenken, die sie aufgrund der Möglichkeit von Komplikationen hatte – „und jetzt bin ich froh“.
Ähnlich ging es Vater Binoop Pottackal Paul. Man habe ja auch keine Erfahrung mit einer solchen Situation. Nun sind sie zu Viert. Die viereinhalbjährige Tochter Amelia sei etwas beeindruckt von der Situation gewesen. Später habe sie aber verstanden, dass es ihre neuen Brüder sind.
Beide Elternteile sind Pflegekräfte im Klinikum in Schorndorf. Der Vater arbeitet wieder. Unterstützung gibt es von der Familie, die aus Indien zu Besuch ist. Noch bis Oktober sind sie da. Danach hofft die Mutter darauf, eine Haushaltshilfe zu bekommen. Zuerst kommt für die Drillinge nun die Verlegung auf die normale Station. In wenigen Tagen könnten sie möglicherweise schon entlassen werden. „Das ist grandios gut“, freuen sich die Ärzte.