Nicht erst seit der türkische Nationalspieler Merih Demiral den Wolfsgruß auf dem Platz gezeigt hat, sieht man die rechtsextremistische Geste häufig in den Fanzones. Welche Folgen hat das?
Der als rechtsextremistisch eingeordnete Wolfsgruß der Grauen Wölfe ist problematisch. Denn er ist das Zeichen einer nationalistischen Bewegung, die sich unter anderem gegen Kurden, Aleviten und Armenier wendet. In den Stadien und auf den Fanzonen wird die Geste häufig gezeigt. Junge Fans halten die Hand, geformt zu Schnauze und Öhrchen des Tieres, demonstrativ in die Kamera, wenn sie Fernsehteams oder Fotografen sehen. Die Reaktion der UEFA, Merih Demiral nach seinem Siegesjubel mit der Geste zu sperren, soll zu einer Art Trotzreaktion geführt haben. Viele wollen den umstrittenen Gruß jetzt erst recht zeigen.
Wie reagieren die Polizei und die Veranstalter des Fanfestes darauf? Am Samstag wird auf dem Schlossplatz das Spiel Türkei gegen die Niederlande auf dem Schlossplatz gezeigt. Die Fans der türkischen Mannschaft kamen bei den zurückliegenden Partien in großer Zahl – und manche zeigten den umstrittenen Gruß.
Die Geste ist nicht verboten. „Daher können wir nichts machen, es handelt sich um kein Straftat“, sagt ein Sprecher der Polizei. Jedoch werde man einschreiten, wenn es zu Provokationen und Auseinandersetzungen wegen des gezeigten Wolfsgrußes komme. Die Polizei ist zunächst außerhalb der umzäunten Fanzone zuständig. Innerhalb des Bereiches ist es Sache der Hausherrin, der Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart.
Sicherheitskräfte können nicht gegen das Verwenden des Wolfsgrußes vorgehen
Deren Sprecher Jörg Klopfer ordnet die Lage ähnlich ein: Auch die Sicherheitskräfte auf dem Gelände können nicht gegen das reine Verwenden des Wolfsgrußes vorgehen. Die Security holt, wenn es zu Tätlichkeiten oder Straftaten innerhalb des umzäunten Bereiches kommt, die Polizei hinzu. Das wird auch am Samstag so sein.
Vor eineinhalb Wochen musste die Polizei wegen des bislang schwerwiegendsten Zwischenfalls während der EM auf den Platz kommen: Ein 25-Jähriger verletzte drei Menschen mit einem Messer. Die Hintergründe und Motive des Angriffs, den Augenzeugen als spontan schildern, sind noch nicht ergründet. Auch am Freitagabend kam die Polizei. Mitarbeitende der Security hatten einen Mann mit einem Messer in der Hand gesehen. Er soll damit aber niemanden bedroht haben.
In Berlin hat die Polizei am Samstag den Fanmarsch gestoppt, weil ihrer Ansicht nach zu viele Teilnehmende den Wolfsgruß gezeigt hatten. „Ein Fanwalk ist keine Plattform für politische Botschaften“, schrieb die Berliner Polizei. Sie hatte den Marsch zunächst angehalten, dann ganz gestoppt, weil die Appelle, die Geste nicht mehr zu zeigen, nicht fruchteten.