Der richtige Umgang mit Medien ist wichtig. Daher sollten Eltern laut Experten ein Vorbild für ihre Kinder sein und gemeinsam mit ihnen Regeln festlegen. Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa/Jens Kalaene

Medien- und Messengerdienste sind oft auf eine Altersgruppe zugeschnitten, beispielsweise WhatsApp wird erst ab 13 Jahren empfohlen. Jedoch sind viele Kinder und Jugendliche schon vorher aktiv. Daher rät die Landesanstalt für Kommunikation Eltern, Sicherheitseinstellungen vorzunehmen.

Stuttgart - An Bushaltestellen tummeln sich nach Schulschluss zahlreiche Kinder und Jugendliche, starren wie gebannt auf ihre Handydisplays, spielen sich gegenseitig Lieder vor oder tauschen sich über ihre neusten Errungenschaften in Spielen aus. Das Handy und auch andere Medien gehören zu dieser Generation dazu, die jungen Menschen wachsen mit dem Internet auf.

In den Jahren 2018 und 2019 hat der Medienpädagogische Forschungsverbund (mpfs) Studien zum Medienumgang von Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen sechs und 19 Jahren durchgeführt. Dabei kam heraus, dass rund zwei Drittel aller sechs- bis 13-Jährigen regelmäßig im Internet unterwegs sind, in der Altersstufe darüber surfen 89 Prozent der 1200 Befragten täglich im World Wide Web. Mit einer Nutzungsdauer von 205 Minuten täglich liegen die 12- bis 19-Jährigen weit über der jüngeren Altersgruppe. Diese ist im Schnitt 45 Minuten online. Dabei nutzt ein Großteil der Kinder und Jugendlichen Apps und Geräte, die für ihre Altersgruppe nicht bestimmt sind.

„Die Kinder müssen an die Hand genommen werden“

Was bedeutet dieses Verhalten für die Sicherheit der Kinder und Jugendlichen im Internet? „Die Kinder müssen an die Hand genommen werden“, sagt Dr. Wolfgang Kreißig. Er ist Präsident der Landesanstalt für Kommunikation (LFK), die es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht hat, den Medienkonsum von Kindern und Jugendlichen zu erforschen und dabei auf die Sicherheit der jungen Nutzer zu achten. Für die Sicherheit im Netz sei es grundlegend, dass sich Eltern gemeinsam mit ihren Kinder mit den Medien auseinandersetzen, Regeln festlegen und als Ansprechpartner da sind, falls Fragen auftreten.

„Kinder sollen an den Chancen der Digitalisierung teilhaben können. Deshalb macht es keinen Sinn, die Kinder auszuschließen oder sie von Geräten vollständig fernzuhalten“, so Kreißig. Es gehöre zu dieser Generation, im Internet unterwegs zu sein, mit Konsolen zu spielen oder für die Freunde über das Handy erreichbar zu sein: „Wir müssen mit dieser Situation umgehen, die Kinder im digitalen Raum schützen und vor allem Medienkompetenz vermitteln.“ Sobald der Nachwuchs mit dem Medienkonsum beginnt, sollten Eltern für Aufklärung sorgen und Grenzen setzen. „Es muss ja nicht immer gleich das Smartphone sein. Der Fernseher zuhause ist meist das erste Gerät, mit dem Kinder in Berührung kommen.“ Es gehe darum, dass Eltern sich bewusst machen, dass Kinder mit Medien umgehen und das auch möchten. Ohne Regeln könne die Nutzung schnell ausarten. Das sei jedoch eine ureigene Erziehungsfrage, sagt Kreißig.

Gemeinsam Regeln festlegen

Daher sollten gemeinsam mit den Kindern Zeitfenster vereinbart werden: tägliche Zeit für die Kommunikation mit Freunden über das Handy, das Surfen im Internet oder das Spielen mit der Konsole. Die Eltern sollten sich dabei selbst an diese Regeln halten und nicht zu lange am Handy sein. „Es ist wichtig, dass Eltern ein gutes Vorbild für ihre Kinder sind“, sagt Kreißig. Außerdem sei es empfehlenswert, weitere Regeln für die Gerätenutzung vorher gemeinsam zu vereinbaren. „Man muss den Kindern erklären, warum man bestimmte Einschränkungen vornimmt“, so der LKF-Präsident.

„Umso jünger die Kinder sind, desto mehr Schutz brauchen sie“, sagt Benjamin Thull. Er betreut das von der LFK initiierte und gemeinsam mit den Medienanstalten von Bremen und Mecklenburg-Vorpommern durchgeführte Projekt medien-kindersicher.de. „Es ist heutzutage technisch unmöglich, eine einzelne Schutzsoftware zu entwickeln, die einen Schutz über alle Plattformen, Dienste und Geräte hinweg gewährleisten kann“, so Thull. Dadurch entstand die Idee des Internetportals: Eltern können hier nach den Geräten und Apps suchen, die ihre Kinder benutzen und sich mit Hilfe von Anleitungen die wichtigsten Sicherheitseinstellungen vornehmen. Das sollte bestenfalls passieren, bevor dem Kind das jeweilige Gerät ausgehändigt wird.

Es gibt keine 100-prozentige Sicherheit

Das Portal ist niederschwellig und in einfacher Sprache gehalten. Über Kacheln können die Eltern die Apps und Geräte auswählen. Dann gibt es eine Checkliste, die sie abarbeiten können. „Bei jedem als erledigt abgehakten Punkt, erhöht sich die Prozentzahl des Einstellungsfortschritts “, erklärt Thull: „Dieser endet aber immer bei 99 Prozent.“ Das sei gewollt, denn auch durch die technischen Einstellungen, könne kein Kind zu 100 Prozent geschützt werden. Thull betont: „Es ist uns wichtig, dass die Eltern das wissen.“

„Der Wissenstand von Eltern und Erziehungsberechtigten ist zentral für den Einsatz und den Erfolg von technischen Schutzlösungen. Mit unserem neuen Angebot leisten wir hierzu einen entscheidenden Beitrag“, so Kreißig: „Im Zusammenspiel mit der Vermittlung von Kompetenzen im Umgang mit Medien und einer vertrauensvollen Medienerziehung können technische Einstellungen dazu beitragen, dass Kinder Medien sicherer nutzen.“