Die Modelle Shen Yuans erzählen von Gewalt in Hongkong. Foto: /Foto: Shen Yuan/Archives kamel mennour

Rührend und doch quälend: Die chinesische Künstlerin Shen Yuan erzählt im Württembergischen Kunstverein Stuttgart mit Objekten im Puppenstubenformat von den Protesten in Hongkong.

Es gibt Dinge, bei denen einem das Herz aufgeht. Niedliche Dinge können selbst grobe Klötze in Verzückung setzen. Deshalb ist man sofort fasziniert von diesen Miniaturanlagen, die Shen Yuan im Württembergischen Kunstverein (WKV) auf großen Holztischen aufgebaut hat. Sie hat Zelte im Puppenformat genäht, vor denen winzige Schühchen und kleine Flaschen stehen. Sie hat hübsche Stoffschirme gebastelt, Tische mit kleinen Tellerchen gedeckt, winzige Rollkoffer und Einkaufstaschen verteilt. Liebevoll arrangierte Szenarien, die die Betrachter ganz vorsichtig und behutsam werden lassen, um den winzigen Objekten nicht zuzusetzen. Doch der Schein trügt. Denn Shen Yuan, die zwischen den Ausstellungen des Württembergischen Kunstvereins übergangsweise die Räume bespielen darf, ist eine politische Künstlerin. Sie war in China erfolgreich als Avantgarde-Künstlerin tätig, bis sie 1990 nach Paris zog. Das Thema ihrer Installation „The Yellow Umbrella/Parasol“ ist die Regenschirm-Bewegung, die sich 2014 in Hongkong formierte, nachdem die chinesische Regierung die Autonomie Hongkongs empfindlich beschnitt. Mit Regenschirmen versuchten sich die Demonstranten vor Tränengas zu schützen.