Die Stuttgarterin Lena Scholpp entwickelt mit drei weiteren Frauen ein Shampoopulver, das ohne Plastik auskommt und trotzdem flüssig wird. Damit Care Twice auf den Markt kommen kann, brauchen sie Hilfe.
Stuttgart - Die besten Ideen entstehen unterwegs. So war es bei Lena Scholpp (28), die im Jahr 2018 nach ihrem Master in Responsible Management durch Zentralamerika reiste. „Ich pflegte schon damals einen nachhaltigen Lebensstil– und wusste nicht, welches Shampoo ich mitnehmen sollte.“ Weil das dortige Klima eher feucht ist, haderte sie mit festem Shampoo. Sie wusste nicht, wie sie das nasse Teil nach dem Duschen verpacken sollte, und befürchtete, dass es im Rucksack aufweichen könnte – außerdem mochte sie das Gefühl nicht, etwas Festes auf ihrem Kopf zu verteilen.
Eine Umgewöhnung sei nicht nötig
Irgendwann kam ihr die Idee, ein plastikfreies Shampoo in Pulverform zu entwickeln – so wie es das auch bei Wasch- oder Putzmittel gibt. Zurück von der Reise, fing sie als Projektleiterin in einer Agentur an, „doch die Idee blieb in meinem Kopf“.
Lena Scholpp befragte zig Menschen zu Nachhaltigkeit im Badezimmer, „und viele sagten mir, dass sie festes Shampoo zwar gut fänden, es aber irgendetwas daran gäbe, was sie störe“. In der Agentur erzählte sie ihrer Kollegin Inken Barz von der Idee, Shampoo in Pulverform zu entwickeln – und die Kommunikationsdesignerin war begeistert. Sie holten noch die Züricher Toxikologin Hailey Gahlon mit ins Boot sowie Carina Kaiser aus Wien, die sich gut mit Online-Shops auskennt.
Das Mischen geht ganz schnell
Etwa ein Jahr lang haben die vier Gründerinnen an der Entwicklung des Shampoos gearbeitet, nun sind sie in den allerletzten Zügen. Das Pulver ist vegan und besteht nur aus natürlichen Inhaltsstoffen. Um daraus flüssiges Shampoo zu machen, kippt man 15 bis 20 Gramm in eine alte Shampooflasche und mischt es mit 200 Milliliter Wasser – fertig.
Mit ihrer Erfindung wollen die Frauen zeigen, dass man sich nicht umgewöhnen muss: „Man kann sich um sich selbst und gleichzeitig um die Umwelt kümmern.“ So entstand auch der Name Care Twice, also: Sei doppelt achtsam.
Was noch fehlt, ist Geld, um in die große Produktion einzusteigen. Deshalb haben sie eine Crowdfunding-Kampagne initiiert: Wenn bis 31. Januar 20 000 Euro zusammenkommen, soll die Produktion beginnen. Derzeit stehen sie bei 14 000 Euro.
Pro Tütchen 50 Gramm Plastik weniger im Meer
Um den ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich zu halten, ist künftig eine Kooperation mit einer Nichtregierungsorganisation aus Baden-Württemberg geplant. Dann sollen sowohl die Papiertütchen mit dem Pulver als auch die Mehrwegflaschen – falls jemand kein altes Exemplar zu Hause hat – kompensiert werden. Pro Verkauf sollen 50 Gramm Plastik aus dem Meer gefischt werden.
Falls die Crowdfunding-Kampagne erfolgreich ist, wollen die Gründerinnen auch einen Conditioner als Pulver entwickeln – und noch mehr nachhaltige Produkte fürs Bad und unterwegs. Wenn also die Pandemie irgendwann eingedämmt ist, kann die nächste Reise kommen.