Aufarbeitung sei keine innerkirchliche Angelegenheit, heißt es von den Betroffenen-Initiativen. Foto: dpa/Felix Kästle

„Die Kirche kann es nicht allein“, schreibt ein Bündnis von Betroffenen-Initiativen in einer Petition an die Bundestagsfraktionen. Die Initiatoren fordern, sexuelle Gewalt in den Kirchen konsequenter aufzuarbeiten.

Berlin - Opfer sexueller Gewalt in den Kirchen fordern vom Bundestag die Einsetzung einer Wahrheits- und Gerechtigkeitskommission, die die Aufarbeitung des jahrzehntelangen Versagens der Kirchen begleiten soll. „Die Kirche kann es nicht allein“, heißt es in einer Petition, die ein Bündnis von Betroffenen-Initiativen am Mittwoch in Berlin den religionspolitischen Sprechern der Bundestagsfraktionen übergab. Die Petition war im Februar gestartet worden und hat nach Angaben der Initiatoren inzwischen knapp 29.000 Unterschriften.

Trotz der Erfolge der vergangenen zehn Jahre sei jetzt das Parlament gefordert, erklärte das Aktionsbündnis der Betroffeneninitiativen sexueller Missbrauch in der Kirche, der zehn Gruppen angehören, darunter die Initiative Eckiger Tisch. Das Parlament sollte klären, wie angemessene Entschädigungen aussehen sollten. Für die evangelische Kirche müsse „eine klare institutionelle Verantwortungsübernahme durchgesetzt werden statt intransparent festgelegter ‚individueller Leistungen’“, heißt es in der Petition weiter.

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Aufarbeitung keine innerkirchliche Angelegenheit

Aufarbeitung sei keine innerkirchliche Angelegenheit, sondern eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, erklärten die Initiativen. Sie verlangen mehr finanzielle Mittel für die Selbsthilfearbeit, eine unabhängige Anlaufstelle für Betroffene sowie die Gründung eines „Opfergenesungswerks“ für die rund 5.000 lebenden Opfer der kirchlichen Täter, das von den Kirchen finanziert werden, aber unabhängig arbeiten soll.

Die religionspolitischen Sprecher von Union, SPD, den Grünen und der FDP-Fraktion, die die Petition entgegennahmen, versicherten übereinstimmend, sie nähmen die Erwartungen der Betroffenen „sehr ernst“, so Hermann Gröhe (CDU). Konstantin von Notz (Grüne), betonte, das Thema müsse und werde auf der politischen Agenda bleiben.