Nach frauenfeindlichen Pöbeleien in Stadtbahnen ermittelt die Polizei (Symbolbild). Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Randalierer pöbeln, grapschen, spucken – und ein couragierte Zeuge sagt, dass Gleichgültigkeit nicht zum Alltag in Stuttgart gehören darf.

Stuttgart - Eine Mutter mit Kind wird unversehens attackiert, eine Jugendliche in einer Stadtbahn begrapscht, zwei Frauen angepöbelt und angespuckt, zwei weitere in einer Bahn massiv beleidigt: In Stuttgart hat es am Wochenende mehrere frauenfeindliche Übergriffe gegeben – und nicht alle Täter konnten ermittelt werden.

Der Zeuge zieht den Nothebel

Es herrscht gleich dicke Luft, als der Mann das hintere Abteil der Stadtbahnlinie U 34 betritt. Die Bahn ist am Freitag gegen 13.10 Uhr zwischen Marienplatz und Berliner Platz Richtung Vogelsang unterwegs, und sein aggressives Gespräch per Handy ist unüberhörbar. „Als eine Frau ihn nach einer Weile höflich darauf hingewiesen hat, doch etwas leiser zu sein und die Füße von den Sitzen zu nehmen, ist er ausgerastet“, sagt ein 28-Jähriger. Die Kraftausdrücke seien von der übelsten Sorte gewesen, sexistisch und rassistisch. Auch eine weitere Frau, die sich eingeschaltet hatte, sei entsprechend beleidigt worden. „Ich denke, dass solche Zwischenfälle und Gleichgültigkeit nicht zum Alltag gehören dürfen“, sagt der Zeuge. An der Haltestelle Berliner Platz/Hohe Straße zieht er den Nothebel, um den Stadtbahnfahrer zu verständigen.

Nach dem Aussteigen droht eine Abreibung

Der Täter flüchtet, und auch der 28-Jährige steigt aus. Die Bahn und die betroffenen Frauen fahren nach kurzem Gespräch mit dem Stadtbahnfahrer weiter. Der Zeuge weiß nicht, ob sie sich noch bei der Polizei melden. Sie bleiben unbekannt. Für ihn selbst allerdings ist der Fall nicht zu Ende. Denn der Pöbler hat ihn noch im Blick – und versucht, ihm offenbar eine Abreibung zu verpassen.

Dabei ist der 28-Jährige, wie er sagt, trotz Zeugen auf sich selbst angewiesen. Er schafft es, den Angreifer auf Abstand zu halten und per Handy die Polizei zu verständigen. Der Täter, etwa 40 Jahre alt, 1,80 Meter groß, schlank, große Nase, Zopf, schwarzhaarig mit grauen Strähnen, blauer Kurzmantel, entkommt. Die Polizei bittet über Telefon 07 11 / 89 90 - 31 00 um Hinweise, auch von den betroffenen Frauen. Auch wenn es heikel wurde – der 28-Jährige, der den Frauen in der Stadtbahn U 34 geholfen hatte, will sich davon nicht abschrecken lassen: „Ich würde es wieder tun.“

Weitere Fälle von sexualisierter Gewalt

Ein zweiter Zwischenfall spielt sich am Freitag gegen 19.25 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz in Bad Cannstatt ab, wo ein 34-Jähriger aus heiterem Himmel zwei 23 und 28 Jahre alte Frauen sexuell beleidigt und auch noch begrapscht. Als die sich wehren, spuckt er eine Frau an. Er wird festgenommen. Der Mann ist betrunken und gehört offenbar der Wohnsitzlosenszene an.

Gleich zweimal zugeschlagen hat ein Täter am Samstag nach 21.30 Uhr. „Er ist einschlägig polizeibekannt und war deutlich alkoholisiert“, so Polizeisprecherin Ilona Bonn. In der Klett-Passage greift er eine 23-jährige Frau und ihr zehn Monate altes Baby an, beleidigt und bedroht zwei 17 und 37 Jahre alte Zeugen, die der Mutter helfen wollen. Er flüchtet in einer Stadtbahn der Linie U 7. Auf der Fahrt belästigt er eine 16-Jährige sexuell. „Eine Streife konnte die Bahn in der Sieglestraße in Feuerbach ausfindig machen“, sagt Polizeisprecherin Bonn. Der Mann landet über Nacht in Gewahrsam.