Trotz Einbußen sind Abteilungsleiter Gaetano Mosca und seine Fußballer von Grün-Weiss Sommerrain bislang ganz gut durch die Corona-Krise gekommen. Foto: /Torsten Streib

Sommerrains Fußball-Abteilungsleiter Gaetano Mosca fehlen die sozialen Kontakte auf dem Sportplatz.

Sommerrain - Die Corona-Pandemie hat Deutschland nun schon seit mehr als einem Jahr fest im Griff – und dies in allen Bereichen des öffentlichen und gesellschaftlichen Lebens. Auch der Sport ist durch die Schließungen von Hallen und Sportanlagen stark betroffen. Wie sich die Sperrungen auf die einzelnen Abteilungen und auch Monospartenvereine ausgewirkt haben, wollen wir in der Serie „Sport und Corona – wie wirkt sich die Krise aus?“ beleuchten. Je eine Sportart/Abteilung eines Vereins wird exemplarisch herausgepickt (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) und die Schwierigkeiten, Nöte, Ängste und möglicherweise auch Lichtblicke in loser Folge beschrieben.

„Die Krise nagt natürlich auch an uns“, sagt der 52-jährige Abteilungsleiter Gaetano „Nino“ Mosca, „doch wir können nicht klagen, uns geht es immer noch sehr gut.“

Herr Mosca, mit kleineren Unterbrechungen fast ein Jahr ohne Fußball – sitzen Sie mehr vor der Konsole und spielen FIFA oder schauen verstärkt Fußball im Fernsehen?

(lacht) Ich bin überhaupt kein Konsolespieler, habe auch nicht mehr Fußball als sonst geschaut, sondern bin wieder verstärkt aufs Rad gestiegen.

Fehlt Ihnen der Sportplatz?

Ja klar fehlt der Gang auf den Sportplatz und alles was dazugehört – die Begegnungen und der Austausch mit den Mitgliedern, Zuschauern, den Spielern und auch den Gegnern.

Oft hört man, ist gar nicht so schlimm, die neu oder wieder gewonnene Zeit mit beispielsweise der Familie hat auch sein Gutes.

Ja, das stimmt schon. Man hat mehr Zeit mit den Lieben und kann die Wochenenden komplett mit ihnen verbringen und den Sonntagsbraten mittags genießen (lacht).

Eben die Verlagerung der Interessen bereitet so manchen Funktionären Sorge, ob ihnen SpielerInnen und Sporttreibende sowie ehrenamtliche Funktionsträger abhanden kommen. Wie sieht’s bei Sommerrain aus?

Momentan ist mir im aktiven Bereich kein Abgang bekannt. Wobei man sagen muss, man weiß ja nicht, wie sich die ganze Lage noch weiterentwickelt und ob im September der Rundenbetrieb wieder startet. Dauert der Fußballstopp über den Herbst hinaus an, ist es schon denkbar, dass sich mancher Akteur, ich denke verstärkt an die älteren, Gedanken machen, ob sie nach fast einem Jahr Pause noch weitermachen wollen. Im Ehrenamt machen Stand jetzt auch alle weiter und freuen sich auf die Zeit und die Arbeit nach Corona.

Haben Sie Bedenken, dass die Mitgliederzahl zurückgeht?

Bei den aktiven Kickern nicht, da haben wir viele vereinstreue Spieler. Wie es sich im Jugendbereich verhält, muss man abwarten. Vor allem bei all den Freizeitmöglichkeiten, die sich ihnen – zu Coronazeiten natürlich auch stark eingeschränkt – bieten.

Oder haben Sie Bedenken, dass einige Mitglieder ihren Abteilungsbeitrag zurückfordern, weil Sie die Leistungen des Vereins nicht in Anspruch nehmen konnten?

Sollte es Nachfragen geben, werden wir natürlich mit den Mitgliedern Kontakt aufnehmen und bei ihnen nachfragen, was die Gründe sind, warum sie den Beitrag zurückerstattet haben wollen. Aufgrund der Pandemie kann es ja durchaus zu finanziellen Engpässen kommen, weshalb jeder Cent wichtig sein kann. Als Verein sind wir uns unserer sozialen Verantwortung bewusst und werden mit Sicherheit eine gute Lösung für beide Seiten finden. Bislang ist mir aber noch kein Fall bekannt.

Und bei der Jugend, manche Jahrgänge hatten ja schon mehr als ein Jahr lang keine Spiele mehr?

Bei Kinder und Jugendlichen verhält es sich genauso und wir werden gegebenenfalls das Gespräch mit den Erziehungsberechtigten suchen und ebenfalls eine Lösung finden. Generell sind wir in Stuttgart ja gut aufgestellt. Eltern können den Mitgliedsbeitrag zum Beispiel auch über die Familienkarte bezahlen.

Ein Thema sind auch die Alten Herren oder kurz auch AH genannt. Glauben Sie, dass sich die eingeschlichene Gemütlichkeit und das „Couchsurfen“ negativ auswirken?

Das glaube ich eher nicht, wenn ich nur die Kommunikation in unserer AH-Whatsapp-Gruppe verfolge. Die sind alle heiß und können es kaum erwarten, wieder gegen den Ball treten zu können.

Die Saison wurde vergangene Woche abgebrochen und nicht gewertet. Eine richtige Entscheidung?

Pandemiebedingt sicherlich die richtige Entscheidung. Aber ich denke, mit den jeweiligen Hygienekonzepten hätte man eventuell auch weiterspielen und die Runde irgendwie zu Ende bringen können. Letztlich hat die Politik aber das letzte Wort.

Fühlen Sie sich vom Verband gut informiert und auch behandelt?

Ja, informiert wurden und werden wir von Verbandsseite gut. Und dieser muss natürlich auch den Vorgaben der Politik folgen. Deshalb war der Abbruch in Ordnung.

Ein Jahr ohne Fußball, heißt auch keine Spieltage und somit keine Einnahmen an der Wurst- und Getränkebude sowie auch keine Feste.

Ja, das ist nicht nur für uns, sondern auch für alle anderen Vereine eine schwierige Zeit. Am schlimmsten ist bei uns der Verzicht auf Feste und Turniere. Einerseits wegen der fehlenden sozialen Kontakte, andererseits natürlich auch wegen fehlender Einnahmen. Nur durch unsere beiden Jugendturniere, unter anderem dem Konfi-Cup, und den Adventsbasar generieren wir – so schätze ich – so um die 10 000 Euro.

Verbandsabgaben mussten aber geleistet werden, obwohl nur ein paar Spieltage absolviert wurden.

Das stimmt. Ich bin gespannt, wie der Verband handelt. Natürlich kann der Verband nichts für Corona. Ich denke, es wäre aber das richtige Zeichen, wenn der Verband den Spielbeitrag für die nicht absolvierten Spieltage an die Vereine zurückerstatten würde.

Reißt die Krise ein finanzielles Loch in die Kasse der SV-Fußallabteilung?

Nein. Wir sind in der Fußballabteilung wirtschaftlich gut aufgestellt. Zumal uns die Stadt die Miete für das Vereinsheim, das wir selbst bewirtschaften, für drei Monaten erlassen hat. Die Räume werden ansonsten für unterschiedliche – auch private – Feste und Feiern genutzt. Diese Einnahmen fehlen natürlich auch. Doch deshalb gerät die Abteilung nicht in Schieflage. Dem Hauptverein bereitet die Krise größere Probleme. Doch Hilfe kommt von der Stadt. Für 2020 gewährte der Gemeinderat ja Zuschüsse von sieben Euro pro Mitglied. Das gleiche wurde für 2021 beschlossen.

Jede Krise hat auch positive Seiten, sagt man.

Auf jeden Fall. Alles, was in den letzten Jahren liegen geblieben oder auf die lange Bank geschoben wurde, kann nun erledigt werden. Zum Beispiel aufräumen und entrümpeln rund um unsere Sportanlage im Espan.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Dass mit der Umrüstung unseres Platzes, der nach 20 Jahren einen neuen Kunststoffbelag bekommt, demnächst angefangen werden kann und uns dann Corona keinen weiteren Strich mehr durch die Rechnung macht und wir auf dem neuen Untergrund spätestens im Herbst wieder auf Punktejagd gehen können. Darüber hinaus gibt es an unserem Vereinsheim und in den Duschen einige undichte Stellen, die von der Stadt schleunigst repariert werden sollten. Jedoch haben wir noch keinen Termin dafür. Deshalb meine Bitte an die Stadt, sich umgehend mit uns in Verbindung zu setzen und die Mängel zu beheben.

Die Fragen stellte Torsten Streib.