Äffle und Pferdle mit Masken im neuen Spot der Landesregierung. Foto: Lang Filmproduktion

So ne Kugelfuhr! Bei Äffle & Pferdle ist Feuer unterm Dach. In den neuen Spots sprechen nicht mehr, wie seit 2009, Volker Lang und Heiko Volz die Stimmen der Figuren, sondern der Comedian Markus Zipperle alle beide. Wie kam es dazu?

Stuttgart - In dem neuen Spot, den die Landesregierung von Baden-Württemberg produzieren ließ, fragt ’s Pferdle: „Weischd du, was Schutzmaske uf Schwäbisch hoißt?“ – „Ha noi!“ antwortet ’s Äffle. Darauf ’s Pferdle: „Mauldäschle! – „Uiii“ macht ’s Äffle.

Wer das kurze Video sieht, das Teil einer von der Villa Reitzenstein in Auftrag gegebenen Imagekampagne zur Maskenpflicht ist, bemerkt zweierlei. Zum einen ist der Gag vom „Mauldäschle“ als schwäbische Übersetzung von Schutzmaske aus dem Netz stibitzt. Schon seit Wochen kursiert dieser Spaß in den sozialen Medien. Und zum anderen sprechen die beiden Helden der Schwaben anders als seit Jahren, speziell das Pferdle.

„Der Neue wurde hinter unserem Rücken engagiert“

Dass Äffle & Pferdle Masken tragen, ist nicht der Grund, warum die Trickfilmfiguren ungewohnt klingen. Es liegt vor allem daran, dass ein neuer Sprecher am Mikrofon stand. Der schwäbische Comedian Markus Zipperle, 44, hat im neuen Video des Landes für die Aktion „Wir halten zusammen – auch mit Abstand“ wie zuvor schon in Radiospots für einen Sprudelhersteller den beiden Schwabenstars die Stimme verliehen.

Der Lizenzinhaber Armin Lang hat vor einigen Wochen diese neue Stimme für seine Umsatzbringer engagiert. Damit hat er die bisherigen Synchronsprecher Volker Lang, seinen Onkel, und Heiko Volz vor den Kopf gestoßen. „Markus Zipperle wurde hinter unserem Rücken eingesetzt“, sagt Volz verwundert, der seit 1999 Autor der Dialoge von Äffle & Pferdle ist. Eine vertragliche Vereinbarung über die Zusammenarbeit gibt es nicht.

Streit hinter den Kulissen

Seit langem schwelt ein Streit hinter den Kulissen. Armin Lang junior, dessen Vater Armin Lang senior über Jahrzehnte der Macher von Äffle & Pferde war, sagt im Gespräch mit unserer Zeitung, er müsse an die Zukunft der Zeichentrickfiguren denken. Sein Onkel Volker Lang sei 85 Jahre alt, da stelle sich schon mal die Nachfolgefrage. In Markus Zipperle habe er ein schwäbisches Stimmentalent gefunden, das er künftig öfter einsetzen wolle.

„Mein Onkel ist als Pferdle perfekt“

Mit dem Klang des neuen Pferdles ist Armin Lang junior, der selbst kein Interesse an öffentlichen Auftritten hat, allerdings noch nicht ganz zufrieden. Zipperle müsse nachbessern. „Mein Onkel ist als Pferdle sehr perfekt“, sagt er und kündigt im Gespräch mit unserer Zeitung an, dass es ab sofort keine „offiziellen Stimmen“ mehr geben wird, die sich in der Öffentlichkeit als solche präsentieren könnten. Im Vordergrund sollten die Figuren stehen, nicht die Männer mit ihren Stimmen dahinter. Lang will alle drei Sprecher einsetzen, je nachdem, wen seine Auftraggeber wünschten. „Bei Walt Disney gibt es auch drei Zeichner“, sagt Lang, „bei uns gibt es künftig drei Stimmen von Äffle & Pferdle.“ Bereits bei seinem Vater habe sich der Klang der Stimmen im Laufe der Jahr immer wieder verändert. Nach dem Tod von Armin Lang senior im Jahr 1996 sprach Peter Barkow bis 2009 beide Stimmen.

„Hintergrund des Streits sind Eifersüchteleien“

Heiko Volz hält dagegen: „Man kann nicht ständig mit den Stimmen hin und her wechseln. Es geht auch darum, den Charakter zu treffen.“ Hintergrund des Streits seien „Eitelkeiten und Eifersüchteleien“, meint er. „Da Armin Lang uns unsere Aktivitäten wie Auftritte, Buchlesungen und Interviews nicht verbieten konnte, versucht er jetzt, uns hinterrücks abzusägen.“ Ein Jurist habe erklärt, Volz dürfe als Urheber der Dialoge diese öffentlich aufführen, sofern er nicht die Markenrechte verletze. Volker Lang sei obendrein Urheber der Figuren, weil er diese vor vielen Jahren mit seinem Bruder entwickelt habe – erst das Pferdle im Jahr 1960 und dann das Äffle im Jahr 1963.

Um Geld geht es in dem Streit nicht, versichert Volker Lang, der topfit ist. Er und Volz seien immer mit geringer Entlohnung einverstanden gewesen. Volker Lang will das Lebenswerk seines Bruders fortsetzen. Sein Bruder, mit dem er viele Jahre in einer Filmproduktionsfirma gearbeitet hatte, habe eine ganz ähnliche Stimme wie er gehabt. Der 85-Jährige weist darauf hin, dass für das Comeback der Figuren und für ihre heutige Beliebtheit bei jungen Menschen vor allem Heiko Volz mit seinem Einsatz in den sozialen Medien gesorgt habe. Enttäuscht ist er, dass sein Neffe ihm die neue Stimme des Pferdles, also seinen möglichen Nachfolger, nicht – wie versprochen – vorher zum Anhören als Tondatei und zum Bewerten geschickt habe. „Die Qualität zur Nähe des Originals Armin Lang sen. sollte stets die oberste Priorität haben“, sagt Volker Lang. Die könne er bei Markus Zipperle nicht erkennen. Mehr will er zum Familienstreit öffentlich nicht sagen, der ihm schwer zusetzt.

Mitglieder des Fanclubs sollen über die Sprecher abstimmen

Klaus Winter, der Vorsitzende des Äffle & Pferdle-Fanclubs, sagt, er wolle sich in diesem Streit „neutral“ verhalten. „Hardcore-Fans wie ich merken natürlich, dass es eine neue Stimme ist“, sagt er, „aber die meisten werden es nicht merken.“ Winter kündigt an, im Fanclub abstimmen zu lassen, wen die Mitglieder als Stimmen am besten fänden.

Dass die Wogen so hoch schlagen, gefällt Armin Lang junior als Lizenzinhaber nicht. Er hatte wohl gedacht, der Wechsel der Stimmen würde in der Öffentlichkeit nicht auffallen. „Ich bin ein Mensch, der Harmonie will“, betont er. Im Gespräch mit unserer Zeitung verspricht er, das Gespräch mit seinem Onkel zu suchen. Ihm sei eine Lösung wichtig, mit der alle leben könnten. Öffentliche Auftritte etwa beim Sponsor, dem Sprudelhersteller, sollten sein Onkel und Heiko Volz weiterhin machen und auch künftig im Wechsel mit Zipperle bei Spots mitwirken können.

Wie würden Äffle und Pferdle diesen Streit kommentieren? „Solche Bachl“, würde ’s Pferdle sagen, „Schwoba müsset zusammahalta!“ Und ’s Äffle würde nicken und beglückt jauchzen: „Zusamma isch’s oifach scheener!“