Theresa Schopper will die Digitalisierung vorantreiben. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Corona hat der Digitalisierung der Schulen in Baden-Württemberg einen enormen Schub verliehen. Doch der Ministerin geht noch immer vieles zu langsam.

Stuttgart - Bücher sollen an den Schulen im Südwesten durch Tablets ersetzt werden. „Schülerinnen und Schüler werden bald nicht mehr mit dem Diercke-Atlas auf dem Rücken durch die Gegend rasen“, kündigte die Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) im Gespräch mit unserer Zeitung an. Die Bildung befinde sich in einer Art Kulturrevolution. Damit sich durch die Digitalisierung die Kluft zwischen Arm und Reich nicht verschärfe, „müssen Tablets künftig gerade bei Kindern, deren Eltern scharf finanziell haushalten müssen, zur Lernmittelfreiheit gehören“. Mit Tablets könnten sich die Kinder ein modernes Lernmanagement aneignen und Wissen holen.

Notwendige Lernmittel werden kostenlos gestellt. Seit 2015 gibt das Land dafür mehr als eine Milliarde Euro aus. 2020 sind die Ausgaben nach Daten des statistischen Landesamtes erstmals seit 2000 gesunken.

Schülermentorenprogramme sollen Bildungsgerechtigkeit bringen

Erfolg in der Schule hängt nach Schoppers Ansicht zu oft vom Elternhaus ab. „Bei uns gilt noch immer zu stark das Prinzip ‚Schuster, bleib bei deinem Leisten‘. Aber Kinder müssen dahin kommen können, wo sie ihren Talenten nach hingehören.“ Im Kampf gegen die Bildungsungerechtigkeit müssten vor allem auch Mentorenprogramme gefördert werden: „Wir müssen viel mehr ermöglichen, dass ältere Schüler jüngeren helfen. Die wissen, wo es bei ihnen selber gehakt hat und wie man erklären muss. Kinder fragen auch anders nach, wenn sie nicht die Lehrkraft vor sich haben, sondern Mitschüler.“ In diesem Zusammenhang kündigte das Ministerium an, ein Schülermentorenprogramm, das derzeit in 71 Realschulen läuft, fortzusetzen und weiter in die Fläche zu bringen.

Opposition fordert mehr Bemühungen

Die Opposition im Landtag wirft der Regierung aber vor, „den Wert solcher Programme zu unterschätzen“. Der jugendpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Dennis Birnstock, fordert mehr Bemühungen, um innerschulisch mehr Menschen für diese Aufgabe zu gewinnen. Die Regierung ergreife keine Maßnahmen, um Ehrenamtliche zu unterstützen oder die Entscheidung, sich zu engagieren, positiv zu fördern.

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